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2.10.1998

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Also echt. Heutzutags wird jeder Scheissdreck privatisiert. Wirklich. Der letzte Scheissdreck, der sich seiner Privatisierung entgegen stellte, war die Armee. Nun aber hat auch diese Narrenfreiheit ein Ende. Nach einer Meldung der WK-Zeitung des Gebirgs-Infanterieregiments 29, dem "Spatz", sind seit kurzem in der Innerschweiz Aktien der Armee im Umlauf, die den Eigentümer als Aktionär seines Regimentes ausweisen. Und die Dinger sind sogar echt und offiziell.

Urs Hürlimann Zugegeben, sie sind zwar offiziell, aber auch symbolisch. Für den schlauen Regimentskommandeur, den Zuger Urs Hürlimann, sollen sie ein neues Verständnis einer modernen Armee darstellen, eine Armee, die gewissermassen rundum erneuert ist. Der Einzelne übernimmt wie ein Aktionär Verantwortung für das Ganze, für die Firma. Das Symbol der Aktie ist da natürlich auch sehr treffend. Trotzdem: der Fetzen grünen Papiers ist genauso wertlos wie die Armee selbst (ich meine das jetzt im marktwirtschaftlichen Sinn).

Nun mal ehrlich, die Leute lachen sich ja tot. Zwar ist die Idee einer Privatisierung der Armee oberflächlich ganz witzig anzuhören, aber in einer Zeit, wo wirklich jeder Scheissdreck privatisiert wird, hat die Sache was ziemlich makabres. Gerade die Armee ist und war schon immer ein Tabu für die Fanatiker des Anarcholiberalismus, und das soll so bleiben, man stelle sich eine privatisierte Armee mal vor! Hier ist die Idee des Obersten im Generalstab vielleicht etwas zu vieldeutig.

Armee Aktie Ausserdem, nur durch die Verteilung von Aktien wird die Verantwortung nicht besser verteilt. Das Prinzip einer marktwirtschaftlichen Demokratie schliesst ja nicht aus, dass einige (die Offiziere) doch viel mehr Aktien haben und rumkommandieren dürfen, das Fussvolk ist nur zum Absegnen von Entscheiden da. Und es scheint mir schwierig zu sein zu argumentieren, dass Soldaten mitverantwortlich sind. Denn wenn sie schliesslich zu weit denken, kommen sie auch hinter Fragen der Politik und der Strategie. Und hier ist heute die Achillesferse der Armee. Sie muss sich je länger je mehr selbst legitimieren, denn nach dem Ende des Kalten Krieges kann sie das nicht mehr über "real existierende" Bedrohungen. Und da steckt für einen denkenden Soldaten sicher der Widerspruch, der für das Kader schon aus Selbstzweck nicht vorhanden ist.

Armee Spatz Ich möchte klarstellen, dass ich nicht gegen eine Modernisierung der Armee bin, sie wird irgendwann ohnehin abgeschafft, und bis dann kann sie wenigstens das, was sie macht, vernünftig machen. Ich möchte auch nicht die Ideen eines innovativen alten Kämpen niedermachen. Aber Aktien stehen heute für ein unmenschliches und aller vernünftigen Solidarität widersprechendes System. Und Aktien stürzen immer wieder in den Keller, was viele Leute in den Ruin treibt. Und wer möchte das schon. Ich möchte da zum Schluss auf die Aehnlichkeit zwischen "VBS" und "UBS" hinweisen, die in letzter Zeit auch viel Scheisse gebaut hat.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (Zivilschützer, nicht Aktionär des Geb Inf Rgt 29)