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Armee AG
Also echt. Heutzutags wird jeder Scheissdreck privatisiert. Wirklich.
Der letzte Scheissdreck, der sich seiner Privatisierung entgegen
stellte, war die Armee. Nun aber hat auch diese Narrenfreiheit ein
Ende. Nach einer Meldung der WK-Zeitung des Gebirgs-Infanterieregiments
29, dem "Spatz", sind seit kurzem in der Innerschweiz Aktien der
Armee im Umlauf, die den Eigentümer als Aktionär seines Regimentes
ausweisen. Und die Dinger sind sogar echt und offiziell.
Zugegeben, sie sind zwar offiziell, aber auch symbolisch. Für den
schlauen Regimentskommandeur, den Zuger Urs Hürlimann, sollen sie
ein neues Verständnis einer modernen Armee darstellen, eine Armee, die
gewissermassen rundum erneuert ist. Der Einzelne übernimmt wie ein
Aktionär Verantwortung für das Ganze, für die Firma. Das Symbol der
Aktie ist da natürlich auch sehr treffend. Trotzdem: der Fetzen grünen
Papiers ist genauso wertlos wie die Armee selbst (ich meine das jetzt im
marktwirtschaftlichen Sinn).
Nun mal ehrlich, die Leute lachen sich ja tot. Zwar ist die Idee einer
Privatisierung der Armee oberflächlich ganz witzig anzuhören, aber in
einer Zeit, wo wirklich jeder Scheissdreck privatisiert wird, hat die
Sache was ziemlich makabres. Gerade die Armee ist und war schon immer
ein Tabu für die Fanatiker des Anarcholiberalismus, und das soll so
bleiben, man stelle sich eine privatisierte Armee mal vor! Hier ist die
Idee des Obersten im Generalstab vielleicht etwas zu vieldeutig.
Ausserdem, nur durch die Verteilung von Aktien wird die Verantwortung
nicht besser verteilt. Das Prinzip einer marktwirtschaftlichen
Demokratie schliesst ja nicht aus, dass einige (die Offiziere) doch
viel mehr Aktien haben und rumkommandieren dürfen, das Fussvolk ist nur
zum Absegnen von Entscheiden da. Und es scheint mir schwierig zu sein
zu argumentieren, dass Soldaten mitverantwortlich sind. Denn wenn sie
schliesslich zu weit denken, kommen sie auch hinter Fragen der Politik
und der Strategie. Und hier ist heute die Achillesferse der Armee. Sie
muss sich je länger je mehr selbst legitimieren, denn nach dem Ende des
Kalten Krieges kann sie das nicht mehr über "real existierende"
Bedrohungen. Und da steckt für einen denkenden Soldaten sicher der
Widerspruch, der für das Kader schon aus Selbstzweck nicht vorhanden
ist.
Ich möchte klarstellen, dass ich nicht gegen eine Modernisierung der
Armee bin, sie wird irgendwann ohnehin abgeschafft, und bis dann kann
sie wenigstens das, was sie macht, vernünftig machen. Ich möchte auch
nicht die Ideen eines innovativen alten Kämpen niedermachen. Aber Aktien
stehen heute für ein unmenschliches und aller vernünftigen Solidarität
widersprechendes System. Und Aktien stürzen immer wieder in den Keller,
was viele Leute in den Ruin treibt. Und wer möchte das schon. Ich möchte
da zum Schluss auf die Aehnlichkeit zwischen "VBS" und "UBS" hinweisen, die
in letzter Zeit auch viel Scheisse gebaut hat.
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