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13.9.1998

Lokale

Akademisches Tanzzentrum

Arnie im Plant Hollywood

Glam: Agglos im Ausgang

Beizenrevolution

Buurezmorge

Lokal: Deep Shit

Stallone in Zürich

Zürich für Fremde

Eine Schweizer Biertournee

Planet Maxx Schliessung?

Das Hanf-Resti von Wädibräu

Maxx Jubiläum

Neue Miss Albani

AlpenRock

Blauer _Engel

Kulturbeiz in Baden

Blackout

Tanzzentrum Zürich-Nord

Das glaubt mir kein Mensch, aber es ist wahr. Der letzte Schrei (aargh!!!) in Sachen Freizeitbeschäftigung ist Tanzen. Ich meine Paartanzen, ich meine so was wie zwei Menschen (zumeist Männlein und Weiblein), die sich halten und je nach Stil irgendwelche programmierte Bewegungen vollführen. Etwas, was an sich sehr sympathisch wirken und sehr lustig sein kann. Und eine der ersten Organisationen, die seit Jahrzehnten diesen Trend propagieren und pflegen, ist der ATZ, der Akademische Tanzclub Zürich.

Tanzende Massen Der ATZ hat jetzt neue Basis, das neue Tanzzentrum in Oerlikon, ganz in der Nähe des ehemaligen Musical Theaters und des Bahnhofs. In einem riesigen, neuen und architektonisch wirklich schönen Gebäude untergebracht, bietet das neue Zentrum allen Tanzwilligen alle möglichen und unmöglichen Stile und Kurse an. Das Zentrum des Zentrums ist die Dancehall, ein riesiger Saal mit Parkettboden und drei Bars in der näheren Umgebung. In diesem Saal und anderen Räumen können die Tanzwilligen wirklich edelst ihrem Hobby frönen.

Tanzender Mann So, eben dieses Zentrum ist gerade eröffnet worden, mit einem riesigen Eröffnungsfest, resp. mehr einem Tanzanlass. Wir waren dort und haben uns das Ding einmal angesehen, zwecks späteren Kursbesuches natürlich. Nun, das Ding war wirklich ganz interessant, eine Big Band spielte, ganz gemäss dem Stil dieser Musikrichtung, old-fashiond music, so hiess die Band dann auch, "Old Fashioned". Egal, sonst spielt ein DJ, die Musikanlage scheint mir übrigens genauso leistungsstark und partygängig wie die örtliche Beleuchtungsanlage.

Tanzendes Paar Jedenfalls, hunderte von jungen und älteren Leuten wiegten sich zu den Klängen à la Glenn Miller und so. Die Freude stand in ihren Gesichtern geschrieben, etwas, was ich je länger je mehr verstehen konnte. In den unglaublichsten und nicht selten ziemlich geschmacklosen oder wenigstens veralteten Klamotten zeigten sie sich, ihren PartnerInnen und dem Publikum (letzteres wohl eher unbewusst), was sie in den vielen Monaten ATZ gelernt haben. Und nicht selten sah das ziemlich interessant aus. Nicht immer, aber oft.

Südländisches Temperament Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass das Gebäude sehr schön anzusehen war? Das stimmt, ausserdem existieren dort sehr gut ausgerüstete und nicht mal teure Bars. Und: die Ausstattung passt irgendwie zum Groove der Sache. Da komme ich zum einzigen kleinen Wermutstropfen, den ich dabei als Alt-Achtziger empfunden habe. Die ganze Sache hat für mich einen sehr, sehr bourgeoisen Style, es ist mir etwas gar gutbürgerlich, um nicht zu sagen etwas bonzig. Ich kann mir sehr gut vorstellen, Tango, Jive, Walzer, Samba und Wasweissichnichtwasalles zu lernen, weil es Spass macht, dabei darf ich aber nicht aus den Augen verlieren, dass ich dabei das Hohelied einer durch und durch maroden Gesellschaftsordnung singe, und dass mir dabei klar ist, dass der grossbürgerliche Kapitalismus keine Fehler hat, sondern selbst einer ist.

Mehr Infos gibts bei der Homepage des ATZ. Dazu gehören auch die Kurse. Diese sind sehr günstig, aber die Qualität der Ausbildung scheint ziemlich hoch zu sein, der ATZ ist eine Art Kaderschmiede des akademischen Gesellschaftstanzes. Es lohnt sich also. Ach ja, und die Möglichkeit des freien Tanzes besteht auch manchmal, eine besonders gute Gelegenheit, genauso gut tanzen zu können, wie die Stars, die am Eröffnungsabend eine kleine Kostprobe ihres Könnens zeigten. Siehe Bilder.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (bisher kein, jetzt aber ein Tanzfan)