Neues von MP3
Über MP3 habe ich schon mal berichtet. Dazumal ziemlich euphorisch.
Unterdessen denke ich nicht mehr, dass eine grosse Revolution in der Musikindustrie zu erwarten
ist. Trozdem möchte ich hier ein wenig die neueren Trends in der Soft- und Hardware sowie
der rechtlichen Seite eingehen.
Zuerst zur Software. Diese besteht zumindest bisher aus kleinen, vielleicht durchaus genialen, Hacks von
Cracks, die die Spezifikationen zu MP3 umgesetzt haben. Aber ein stabiles, gut bedienbares Programm darf
man bei Programmgrössen von 100kb bei Windowsversionen nicht erwarten. Damit man mich recht versteht,
ich brauche keine animierte Büroklammer um ein GUI ansprechend zu finden. Aber einigermassen
wohlplazierte Gadgets dürfen es schon sein. Und wenn einmal eine Codierung aus irgendwelchen Gründen
abgebrochen wird, dann wäre ich froh, wenn automatisch beim nächsten Track weitergefahren wird und nicht
eine Nacht lang auf die Eingabe des Benutzers gewartet wird.
Hier sind einige positive Tendenzen da. Von der Codiergeschwindigkeit
setzt Xing neue Massstäbe, die
Qualität der Resultat ist allerdings umstritten. Beim Music Match,
einem all-in-one Frontend für MP3 zeigt
sich, wo die Vorteile von Musik vom Computer sind. Man kann gleichzeitig zum Sound noch Bilder, dass heisst
Covers und die Texte der Lieder verwalten. Das ist sicher sehr nett, allerdings auch sehr aufwendig zu
erstellen. Ansonsten fällt der vielgelobte Music Match vor allem durch ein eigenwilliges Design auf.
Mir gefällt es allerdings genausowenig, wie dass das Programm in ein halbes Dutzend Fenster zerfällt.
Ausserdem ist es mit 6.2 MB an der Grenze des downloadbaren.
Bei der Hardware ist die erste Generation des RAM-Walkmans erhältlich. Dieser
kann mit einer 64MB-CompactFlashCard eine Stunde Musik abspielen, welche zuvor per Computer
geladen wurde. Dieser Walkman hat keinerlei mechanische Teile, braucht also wenig Strom. Netterweise
kann man sich natürlich die Titel der Lieder anzeigen.
Als zweites wird es in absehbarer Zeit CD-Spieler geben, die unabhängig von einem Computer MP3-CDs
abspielen können. Damit erübrigt sich ein Anschluss des Computers an die Stereoanlage und vor allem,
dass beim Musikhören der Computer angeschaltet sein muss. Da aber kaum die grossen Hersteller diese
Lösungen anbieten werden, wird die Sache eine Angelegenheit für Freaks bleiben, denn nur diese kommen
überhaupt an solche Geräte ran. Nicht dass sie illegal wären, sie werden wohl einfach schwer zu erhalten
sein.
Auf der rechtlichen Seite weigern sich die grossen Musikproduzenten irgendwas mit MP3 zu tun zu haben.
Wo möglich wird Künstlern verboten, ihre Songs im Internet freizugeben. Grosse Ausnahme und hoffentlich
Vorreiter waren in den letzten Tagen die Beastie Boys, die drei Livesongs freigegeben
haben. Ansonsten
können unbekannte Künstler auf einen Durchbruch per Internet hoffen, da sie hier für wenig Geld ihre
Musik unter die Leute bringen können. Auf mp3.com kann so auch schon eine ganze CD mit ca. 10
Stunden Sound legal gekauft werden.
Illegale Songs sind nach wie vor im Internet nur schwierig und mit viel Aufwand zu beschaffen. Die Sites,
die solche Files enthalten sind unübersichtlich und voll mit nervigen Requestern und Werbebalken. Das
geht mir der Zeit auf den Wecker. Wer wirklich will, kann sich wohl jedes Musikstück besorgen, aber
es kostet ihn fast immer mehr Nerven und Telefonkosten als ihn der Kauf einer CD im Musikladen
gekostet hätte.
Ähnlich mühsam ist wie gesagt die Erstellung von eigenen Files. Wer eine CD wirklich schön Scannen, beschreiben
und mit Coverscans versehen will, muss mit ein paar Stunden Arbeit rechnen. Zwar können die Soundtitel per
cddb abgefragt werden. Aber das machte die Sache auch nicht viel schneller.
Aus diesen zwei Gründen denke ich unterdessen nicht mehr, dass die grossen Musikproduzenten von MP3 viel zu
befürchten haben. Trotzdem werden sie
zumindest in den USA ein Riesenzettermordio veranstalten um verschärfte Gesetze zu bekommen.
|