Hello NASTY Boys
Für Fans war es wohl die längste Nacht ihres Lebens: heute erst bringen die drei
frechen Buben aus Brooklyn, die den weissen Crossover fast erfunden haben,
ihre erste Scheibe seit vier Jahren heraus. "Hello Nasty" ist nach einigen
Anläufen wieder ein echtes Beastie Boys-Werk. So mit allem, was dazu gehört.
Schon die ersten paar Tracks offenbaren: die Jungs sind in ihrem Element,
schon von Anfang an donnern sie mit ihren schrillen und rauh abgemischten
Stimmen los.
Wie schon ihre letzten CDs haben die Jungs auch dieses Mal bei der Musik
weit mehr Fingerspitzengefühl und Erfindungsgeist gezeigt als es in der
Branche heute üblich ist. Die Arrangements sind witzig, die Beats fett und
doch etwas ruhiger als bei vielen anderen Hip Hop und Crossovercombos. Musikalisch
sind sie so richtig gut geworden, so dass einige Passagen nach feinster Acid
Jazz-Manier gemacht sind. Besonders gelungen sind die Uebergänge zwischen den
Tracks, die man kaum erkennt. Eigentlich sind es mehrere hundert fast
abgeschlossene Track-Sequenzen, die vor allem von kleinen Samples geprägt
sind.
Zwischen Samples und Breaks und Beats schreien Ad Rock, MCA und Mike D wie
die Besessenen ihre Texte in die Menge. Manchmal haben diese Aufnahmen eine
fast mystische Livestimmung, sie sind dumpfer und weiter entfernt als die
sauber gemixte Musik. Schon die ersten Tracks zeigen aber: die Jungs sind
politischer geworden, insofern nimmt man ihnen die rockigen und punkigen
"Fight for your right"- und "No sleep till Brooklyn"-Zeiten aus dem Album
"Licensed to Ill" nicht mehr so ab. Die sind ein für allemal vorbei. Dafür
sind die Jungs aber auch insgesamt erwachsener geworden, heute
der eigentliche Inbegriff des Independent-Erfolges.
Arm sind sie nicht, die Midclass-Boys aus New York. Chaoten sind sie aber
zwar geblieben, aber mit der Zeit hat das Chaos System. Ihre Musik ist nicht
mehr einfach eine Mischung aus schwarzem Hip Hop und weissem Punkrock,
sondern durchaus etwas eigenes, wobei das Nasty-Sein halt dazugehört.
Die Jungs sind unterdessen schon weit über dreissig und haben
eine grosse Aktivität in politischen Gebieten (Tibet-Befreiungskonzerte)
entwickelt.
Aber eines ist geblieben: die Beasties stehen für ein Nebeneinander
verschiedener Elemente. Wie schon viel früher versuchen sie gar
nicht, sie übereinander zu legen, sondern lassen die Musik verschiedene
Episoden erzählen. Ihre Raps sind wie der Kitt, der die Musik und die
Samples zusammenhält. Nicht umgekehrt wie bei vielen anderen Bands.
Zu hören ist das auf der CD, aber auch bei der ersten Release
"Intergalctic", wo mindestens ein Dutzend Stilideen in einem kurzen
Track erklingen. Schliesslich, und das ist ja das witzige an den Jungs,
war ihr Debut-Album jahrelang eines der bestverkauften Hip Hop-Scheiben
überhaupt und gilt noch heute unter Rockern als Legende und Klassiker.
Eine total coole offzielle Fansite über die Beastie Boys gibt es bei
www.beastieboys.com!
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