GODZILLA !!!!!
Man stelle sich vor: bald läuft ein Film an, Godzilla, das neue Machwerk aus
dem SFX-Haufen um Roland Emmerich (Independece Day)
und seinen Mannen. Wir haben uns mal aufgrund des Soundtracks den Film
vorzustellen versucht. In die verschiedenen Tracks hineingehört und
versucht, uns den Film schon vor dem geistigen Auge vorzustellen.
Track eins ist "Heroes" von den Waterflowers, ein Song, der schon sehr
wirkungsvoll die Hauptdarsteller um Matthew Broderick und Jean Reno
ankündet. Es ist ein gecovertes Bowie-Stück, und am Anfang hatte
ich echt das Gefühl, der Meister singe selber. Ein Song, der verhalten
beginnt und in typisch amerikanischem Pop-Schmacht endet.
Extrem mies geraten ist dafür Track 2, "Come with me" von Led-Zeppelin
Jimmy Page, in der Version allerdings leider von Puff
Daddy, einem offenbaren Teenie-Dilettanten. Hier haben die sonst eher
dem Rock verschriebenen OST-Sammler gesündigt und den Hitparadenteenies
einen Hofknicks erwiesen. Dieser Track wäre in seiner Originalversion
nicht uninteressant, Gitarrenriffs gestreckt mit Streichern, aber sonst:
scheisse.
Ein Trost: die folgenden Tracks "Deeper Underground" von Jamiroquai und
vor allem "No Shelter" von den Jungs um Zack de la Rocha, von Rage against
the Machine nämlich. Jay ist ungemein groovy und hart, nachdem mit dem
Teenierapper ein Stück Heilewelt-Amerika gezeigt worden ist, kommt jetzt
das Un-Tier mit dem Zackenrücken das erste Mal subsonisch an die Oberfläche.
Er legt die Stadt das erste Mal in Schutt und Asche. Rage`s "No Shelter"
ist wie viele Tracks auf der OST rauh, sehr rauh, gemein und kämpferisch.
Stark und mit Abstand etwas vom feinsten auf der Silberscheibe.
Aus dramaturgischen Gründen geht dann die Musik wieder etwas langsamer,
Ben Folds Five spielen mit "Air" die Musik
der Ernüchterung, die Opfer werden gezählt, aber eines ist klar: noch
ist nichts verloren, der Kampf beginnt erst. Der rockig-poppig-süffige Song
beruhigt, bevor dann mit "Runnig Knees" von Days of the New die Spannung
wieder ins unerträgliche steigt, der Song ist ebenso rauh wie der von Zack,
diesmal aber bedeutend negativer, finsterer. Das Untier wütet noch einmal,
diesmal aber viel schlimmer und unnachgiebiger. Die Menschen leiden, Godzilla
scheint zu gewinnen.
Track 7 ist Michael Penns "Macy Day Parade". Das Untier hat auf seinem
Weg durch die Stadt Tod und Verwüstung, Elend hinterlassen. Der schmachtende
Song ist von einer Art Untergangsstimmung geprägt. Die Menschen lecken ihre
Wunden, alles ist am Boden. Es sieht so aus, als ob das Untier aus der Tiefe
den Krieg gewonnen hat (bei 03:30). Fuels "Walk the Sky" gleicht aus. Einige
haben überlebt und rüsten sich, sie suchen quasi die Luftherrschaft
zu erringen, um dem Bodenwesen Paroli zu bieten. Der Song ist kämpferisch,
schwermetallern und aufmümpfig. Der Gegenschlag naht.
"One day well come crushing down", ist dei Schlüsselzeile bei den Foo
Fighters. Die Crossoverband singt "A320" und spielt damit den Marsch zum
Angriff. Der Song ist nicht schnell, hat aber doch eine ziemliche Tiefe,
er ist zuerst schön, aber dann kommen die harten Riffs, der Angriff ist
erfolgt, die Menschen greifen das Untier aus der Tiefe an. Und Green Day
geben als nächste den Höhepunkt durch, Godzilla ist "Brain stew", er wird
in Grund und Boden gebombt. Die Green Day-Gitarre jault seinen Todesmarsch,
die drei Ami-Punks sind die richtigen Totengräber, sie singen den
ewigen Widersacher aus der Sicht der Sieger ins Nirwana.
Silverchairs "Untitled" ist der stark-riffige und wieder crossoverig
gestimmte Abgang aus der Sicht des japanischen Gevatters, hartmetall
mit Geigenuntermalung, das Böse an sich stirbt (vorläufig). Natürlich
dauert der Tod etliche Takte und viele Minuten. Und Fuzzbubble singen
mit "Out there" die Rachegelüste des Un-Tieres, schnell, trashig, laut,
I'll be here! Die ganze hart, metallig und crossoverig gehaltene
CD hat hier ihren musikalischen Höhepunkt. Er ist tot, aber er wird einst
wieder auferstehen. Teil 2 folgt bestimmt.
Die drei letzten Tracks sind die Abrundung, Vor- und Abspann eines
bombastischen Filmes, die auch die Entstehung eines zweiten Ungeheuers
ankündigen. Godzilla is dead, but he'll be back! Das Ergebnis eines
chemischen Experiments lässt sich ja schliesslich wiederholen und ist
überhaupt das Ziel jeder Naturwissenschaft, oder?
Solche Filme werden nach kommerziellen Gesichtspunkten zusammengeklebt.
Dafür ist die Musik dann nicht einfach eine Untermalung, sondern auf jeden
Fall eine Art Hauptdarsteller. Die Musik gibt dem Film den Takt durch, und darum
wird sie auch nach den selben dramaturgischen Punkten zusammengestellt. Deshalb kann
es auch passieren, dass betont linke Bands wie Rage against the machine oder
Green Day sich durch einen Filmsoundtrack singen und beide die Höhepunkte
abstecken. Insofern kann es einem auch nicht verwundern, dass man nur mit
dem Hören des OST den Film schon gesehen hat, ich muss ihn nicht mehr
schauen gehen, den Godzilla.
Zumal ich die alten Folgen auch schon gesehen habe.
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