Bei Groenemeyer bleibt alles anders
Es ist gar nicht so einfach, etwas über Groenemeyers neues Album "Bleibt
alles anders" zu sagen. Er ist sicherlich noch nie so persönlich, so
romantisch und so poetisch gewesen, aber auch sehr verspielt und schon
fast rockig. Das beste Beispiel ist das Titellied selbst, das neben der
ruhigen Musik vor allem Groenemeyers ins Herz gehender Dichtung und seiner
rauh-verträumten Stimme Platz lässt.
Sehr stark sind einmal mehr die Texte. Während sein erstes
Erfolgalbum "Bochum" eher etwas verspielt daher kam, "Luxus" sehr politisch
war und "Oe" seinen grossen und doch eher unerwarteten Erfolg widerspiegelte,
ist die neue CD sehr gefühlsbetont, ein besonders starkes Stück
deutschsprachiger Poesie. Dies, obschon oder gerade weil die Songs
äusserlich nichts gemein haben.
Groenemeyer steigt schon programmatisch mit einem sehr dichten und negativen
Song an. "Nach mir" ist der Fluch eines verlassenen Mannes. Das Titellied
der CD ist schlicht unverständlich und hat wie auch das bekannte Video dazu
sicherlich die Person Groenemeyer im Vordergrund, einen Mann, der vor
sich selber und der Zeit zu entfliehen sucht und dabei verloren geht.
"Fanatisch" spricht wiederum gelungen ironisch die verdeckten voyeuristischen
und vielleicht etwas gewalttätigen Bereiche seiner Seele an.
Ueberhaupt ist die Deutung oft schwierig und kann so oder so verstanden werden.
Ein Beweis ist das sehr schräge Liebeslied "Letzte Version", wo er eine
leidende und hoffnungslose Art des Zusammenseins besingt. "Ich dreh mich
um dich" ist dann eine Ballade. Eines ist klar, wie schon der Tagi-Schurni
verbrochen hat: Groenemeyer ist am besten, wenn er verliebt ist oder
zumindest über Zwischenmenschliches schreibt. Seine in jeder Beziehung
unheimliche romantische Ader pulsiert dann am stärksten.
Dafür sind "Energie" und dann auch "Neue Welt" dafür unverhältnismässig
schlagerhaft geraten, da nimmt Herbert sich selbst den Wind aus den
Segeln und verfällt in einen musikalisch unbedeutenden, mit dunklen und
undurchsichtigen Texten begleitete Singsang. Dies ist wieder ein Rückfall
in die Anfangszeiten Groenemeyers, der Mann ist aber genial genug, um damit
sein eigenes Publikum zu narren.
Danach jedoch gibt er noch einmal Gas."Selbstmitleid" hat das Zeug zum
Lagerfeuerhit. Das Lied zieht zum Schunkeln mit. Dafür ist das
nächste genau das Gegenteil, denn "Stand der Dinge" ist, wie es der
Name schon voraussieht, ein echter Technotrack, mit einem triphoppigen
Background. Und Groenemeyer dazwischen. Der Rest ist nicht so besonders.
Ausser der letzte Song "Schmetterlinge auf Eis". Groenemeyer ist wirklich
so romantisch, so stark und so poetisch wie noch nie. Hörens- und
fühlenswert.
Auch über das Konzert zu "Bleibt alles anders".
haben wir einen Artikel geschrieben.
Eine total coole Fansite über Herbert Groenemeyer gibt es bei
www.groenemeyer.de!
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