MP3
MP3 nennt sich ein aufkommendes Verfahren, mit dem Musikdateien auf etwa
ein Zehntel ihrer Länge zusammengequetscht werden können. Das heisst jetzt
nicht, dass ein Fünfminutentitel nur noch 30 Sekunden dauert. Es heisst,
dass auf einer normalen CD so um die zwölf Stunden Musik gespeichert werden
kann.
Ein solche CD kann dann allerdings von einer normalen HiFi-Anlage nicht mehr
abgespielt werden, sondern nur von einem Computer. Bisher wenigstens. Und
trotzdem wird MP3 einige Auswirkungen auf die Musikbranche haben.
Denn durch die Kompression sind die Musiktitel erstmals kurz genug, um
übers Internet versandt zu werden. Bisher dürfte die Übertragungszeit
einer ganzen CD mit einem normalen Modem etwa einen Tag gedauert
haben. Mit dem neuen Verfahren braucht das Herunterladen noch etwa so
viel Zeit, wie das Musikstück lang ist. Ein Minute Musik hat man also
in einer Minute heruntergesogen.
Konsequenz: Schon fast die ganzen Top20 und viele weitere Titel der
aktuellen Musikszene sind irgendwo im Internet vorhanden und können auch
schon mit Listen und Suchmaschinen gefunden werden.
Die Sache ist wohl grösstenteils illegal, aber kaum unter Kontrolle zu
bringen. Denn die Herstellung von MP3 Dateien ist für jedermann mit
genügend Rechnerpower und Zeit machbar. Eine im Laden gekaufte CD kann
innerhalb eines Tages gescannt und umgewandelt werden.
Heutzutage wird einem der Webspace ja fast nachgeworfen und so findet man
immer (und fast immer gratis) ein Plätzchen, wo man die Dateien lagern
und auffindbar machen kann. Die Suchmaschinen sorgen dann schon dafür,
dass die Sache gefunden wird.
Wenn man bei der Anmeldung des Webspaces keine persönlichen Daten angeben
muss, bleibt die Sache absolut anonym. Wer die CD gekauft hat, von der
gescannt worden ist, lässt sich nicht feststellen. Die Daten auf einer
Musik-CD sind ja nicht verschlüsselt und auch mit keinem Code versehen. Selbst
wenn Sites mit illegalen Dateien geschlossen werden, eine einmal
herumgereichte Datei ist kaum mehr aus dem Netz zu bringen und wird immer
wieder irgendwo auftauchen. Unter Kollegen wird wohl das austauschen
von Musik auf Zip- oder Jazz-Wechselplatten zur Ehrensache werden.
So dürften in absehbarer Zeit immer mehr solcher Dateien herumschwirren.
In der Warez-Szene ist die Sache auf alle Fälle Mega-In, und
der verursachte Nettraffic ist schon gewaltig.
Bereits sind auch RAM-Walkmans im Bau. Bei denen kann man solche
heruntergeladenen Dateien in ein Flush-Ram einlesen. Auch die Entwicklung
von HiFi-Anlagen, die komprimierte CDs lesen können, wäre machbar.
In letzter Zeit ist nun allerdings doch Bewegung von Seiten der Musikfirmen,
zumindest von Geffen Records gekommen. Mit
Drohmails versucht Jim Griffin (der zuständige Mann bei Geffen)
die Betreiber der Musiksites zur Abschaltung zu bewegen. Einige haben
sich denn auch schon einschüchtern lassen. Im Gegenzug wurde dann zum
Boykott von Geffen Records aufgerufen. Nun droht MP3 immer mehr in
den Untergrund und in die Hackerszene abgedrängt zu werden.
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