Jugendsession 1998: eine Vorschau
Nächstes Wochenende ist es wieder so weit. Die eidgenössische Jugendsession tagt mal
wieder als Plenum im Berner Bundeshaus. Diesmal geht es um das leidige, aber wichtige
Thema Europa und das Schweizer Verhältnis dazu. Diese Session verspricht ganz spannend
zu werden. Dementsprechend wird sie auch von Bundesrat und Aussenminister Flavio
Cotti eröffnet. Er wird sicher auch auf die sehr wichtige Rolle der Jugend in einer
europäisch-schweizerischen Zukunft zu sprechen kommen.
Drei Tage lang unterhalten sich 200 Jugendliche aus allen Kantonen über verschiedene
Bereiche des Oberthemas. Sei es Umwelt, seien es wirtschaftliche oder sozialpolitische
Aspekte oder einfach nur Frieden, die Jugendlichen haben einige interessante Knacknüsse
zur Auswahl. Speziell ist an diesem Jahr, dass sie schon vorbereitet zur Session kommen.
In acht Regionalsessionen haben sie schon Erfahrungen gesammelt und in ihrem Bereich auch
schon Petitionen ausgearbeitet. Nach einer breiten Vernehmlassung werden diese nun auch
im Plenum besprochen und abgestimmt.
Die Jugendsession findet heuer schon zum sechsten Mal statt. Geändert hat sich in dieser
Zeit viel. Die Jugendlichen werden zum Beispiel ernster genommen. Schon seit einigen
Jahren haben die "alten Hasen" der Bewegung enge informelle Kontakte zu PolitikerInnen.
Häufig wurden auch Anregungen aus der Session in bereits bestehende Vorlagen eingebaut.
Die Petitionen werden dieses Jahr an den Ständeratspräsidenten Ulrich Zimmerli
übergeben. Auch hier steht ein "erwachsener" Politiker für das Interesse ein, das der
Staat den Jungen beimisst.
Gleich geblieben ist auch vieles. Unter anderem auch das Fest am Freitag abend. Das war und
ist eine gute Möglichkeit, dass sich Jugendliche aus dem ganzen Land sozial und menschlich
näher kommen. Es entstehen mehrsprachige Diskussionen über viele anregende Themen. Gleich
ist auch die grosse Plenumssitzung im Nationalratssaal. 200 Jugendliche stimmen dann über
Forderungen ab, die aus ihren vielen Anliegen während der Kommissionssitzungen entstanden
sind. Nicht geändert hat sich ferner die Tatsache, dass die gesamte Session auch von Jugendlichen
selbst organisiert wird. Das Alter der Teilnehmenden bleibt zwischen 14 und 21.
Eine kritische Stimme zum Schluss (abgesehen vom wirklich mühsamen Internetauftritt datiert
vom Frühling 1997): wenn die Erwachsenen von uns etwas wollen, sollten
sie sich überlegen, weshalb wir mit "ihrer" Demokratie Schwierigkeiten
haben. Sie haben einen Vertrauensverlust. Wir glauben nicht, dass uns
überhaupt jemand zuhört. Da sowieso alles langsam geht, denken wir nie
daran, dass unsere Anliegen in Zukunft mal ernst genommen werden können.
Bevor wir also ihre Demokratie annehmen wollen, müssen wir auch das
Gefühl bekommen, dass man uns wirklich als gleichwertige Partner in der
Politik haben will.
Zum Thema Jugendsession mussten sich Biwidus-Leser bisher durch diese Files
kämpfen:
Die Zürcher Jugendsession 1997
Einmal mehr, aber nicht ganz: Jugendsession
Süchtige Jugend(session)
Jugendsession: die Infobroschüre
|