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Caramba: Revolution im Aargau
Dass die Aargauer den Ruf haben, nicht besonders revolutionär, sondern eher
ziemlich bis sehr konservativ zu sein, das kommt nicht von jeher, es war und
ist so. Der Kanton gilt als eher rechtsstehend, als statisch. Dem
war aber nicht immer so. 1798, als die alte Eidgenossenschaft der
Patrizierorte unter dem Druck der revolutionären Truppen aus
Frankreich zusammenbrach, waren es junge Aarauer, die
anlässlich einer Tagsatzung die junge Helvetische Republik ausriefen. Es
waren dieselben Aargauer, die dem Land eine fortschrittliche Verfassung
und einige revolutionäre Neuerungen gaben. Aarau war der Hort der modernen
revolutionären Schweiz.
Das muss der Wirt der Musikbar Caramba, Erich Frensdorff, im Sinn gehabt
haben, als er, erklärter Feind der Polizeistunde, zum politischen
Zweihänder griff und kurzerhand die Revolution ausrief. Zwar galt diese nur
für sein Lokal, aber er schaffte es, dass die Oeffentlichkeit ihm Gehör
schenkte. Seine Idee: er wollte auf Teufel komm raus während der ganzen
Jubiläumswoche sein Lokal nonstop offen halten. Dies, obschon er damit
gegen alle möglichen Gesetze verstiess und sich im folgenden einige Feinde
machte.
Der Clou: ab der Polizeistunde um Miternacht mussten alle Anwesenden einen
Fackel unterschreiben, der sie als Kurzzeitangestellte des Caramba auswies.
Ihr Arbeitsvertrag galt einfach für diese Nacht mit einem Franken Lohn und
der Aufgabe, aus Papierschlangen Konfetti herzustellen. Ein Trick, der
an Frechheit und Gewitzheit seinesgleichen sucht. Tatsächlich
fanden sich am ersten Abend auch knapp 70 Personen ein, alles in der Folge
Angestellte, die sich verpflegen mussten.
Das Ansinnen, bis am morgen festen zu können, gelang vorerst. Zumal sich die
Polizei nicht mit einem rüden Umgang einen schlechten Ruf holen wollte. Zwei
Beamte gingen rein, sahen sich die "Verträge" an und verschwanden wieder,
die Gegner der Polizeistunde konnten einen Teilsieg verzeichnen. Der
umtriebige Carambawirt aber hatte sich damit in die Nesseln gesetzt.
Tatsächlich nämlich nahm ihm niemand die "Veträge" ab, ihm wurde nicht nur
die Schliessung seines Betriebes angedroht, sondern auch eine Anzeige.
Als dann auch noch Leute aus seinem beruflichen Umfeld sich gegen ihn
richteten, gab er den Kampf auf. So endete seine Revolution nach nur einer
Nacht.
Schliesslich sei gesagt: Aarau ist kein einfaches Pflaster für revolutionäres
Gedankengut, so scheint es. Das alte Gastgewerbegsetz aus dem Jahr 1903
scheint immer noch stark zu sein. Das grosse Privileg einer echten
Grossstadt ist es, Gnade vor Recht walten zu lassen, wenn das soziale und
kulturelle Vorteile erbringt. Eine echte Grossstadt zeichnet sich durch die
Courage aus, im Sinne der Mehrheit zu entscheiden und sich nicht nur durch
irgendwelche Gesetze leiten lassen zu müssen. Das eben ist Revolution: sich
nach der Situation zu richten und nicht umgekehrt.
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