Des jungen Radios junger Chef
Im Rahmen der mannigfaltigen medialen Fusionen haben sich drei Lokalradios
in der "Ost"-Schweiz vereinigt. Unter der Führung des Winterthurer Senders
Eulach machen
das Thurgauer und Wiler Radio jetzt "nur noch" ein regionales
Fenster. Zusammengehalten wird dieses mehr oder weniger heterogene
Konglomerat vom neuen Chefredaktor dieses Radios "Top".
Der neue Chef hat das zarte Alter von 22 Jahren und heisst Beat Vontobel.
Der junge Chef muss als Käptn ein buntes Team und mindestens so buntes
Programm durch die See des Aethers segeln. Dabei kommt ihm auch sein eher
ausgefallenes Studium der Computerlinguistik und seine Aktivität im
Bereich Internet und Co. sicherlich gelegen. Wir haben ihn über den
Widerspruch zwischen "jung sein" und "jugendlich wirken müssen" befragt.
Und über die Frage, was Jugend in der heutigen komplizierter gewordenen
Gesellschaft für eine Bedeutung hat.
Biwidus: Wie kommt man im zarten Alter von 22 zu solch einem Job (Chefredaktor
von einem der grössten Lokalradios)? Es hatte doch sicher andere, die sich an
deiner Jugendlichkeit gestört haben.
Beat Vontobel: Ich hatte mich zwar selber durchaus auf einige negative Reaktionen
eingestellt - es hat sich bislang aber tatsächlich kaum jemand daran
gestört.
Biwidus: War das dein Taumjob, auch wenn du damit aufs Studium
verzichtest?
Beat Vontobel: Radio hat mich als Medium wirklich schon von klein auf
fasziniert, ich habe vor dem Beginn des Studiums ja auch bereits 2 Jahre
in einem Vollzeitpensum als Redaktor bei Radio Eulach gearbeitet.
Trotzdem habe ich mich im Computerlinguistik-Studium ebenfalls sehr wohl
gefühlt. Aber der Entscheid muss ja kein endgültiger Abschied von der
Uni sein, ich habe ja mit 22 Jahren hoffentlich noch einiges an Leben
vor mir.
Biwidus-These: Jugendliche werden nur akzeptiert, wenn sie die Erwachsenen
nachahmen, nicht aber, wenn sie ihre Eigenart ausleben wollen. Wie siehst
du das in deiner Arbeit?
Beat Vontobel: Ich bin so, wie ich bin. Ich gebe mich für meine Arbeit
weder absichtlich erwachsen noch absichtlich jugendlich. Was mich mit
den Jugendlichen in meinem Alter verbindet, ist die Zeit, in der wir
aufgewachsen sind: die Trends, die Musik, die Technik, auch Computer
und Internet - Dinge, die unser Leben prägen und zu einem gewissen Teil
sicher auch in meine Arbeit einfliessen.
Biwidus: Siehst du dich ein Stück weit auch als Hoffnungsträger vieler
Jugendlicher? Was für Feedback erhältst du?
Beat Vontobel: Das Feedback von Jugendlichen ist bisher ausnahmslos
positiv ausgefallen. Dass ich als Hoffnungsträger wahrgenommen würde,
ist mir bislang noch nicht so speziell aufgefallen. Ich wünsche mir
aber auch, dass es für Jugendliche noch andere Dinge gibt, die Hoffnung
wecken.
Biwidus: Inwiefern wirkt sich dein Alter darauf aus, willst du das
überhaupt?
Beat Vontobel: Mein Alter hat mir in den letzten Tagen und Wochen sehr
viel Publicity in den Medien verschafft. Ich habe zwar zum Teil damit
gerechnet, nicht aber in diesem Ausmass. Ich kann aber problemlos damit
leben, weil ich weiss, dass sich das Interesse an meiner Person in einigen
Wochen wieder auf ein normales Mass reduziert haben wird.
Biwidus: Danke, Beat und viel Erfolg.
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