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Winterthur
13.1.1998

Interviews

Des Radios junger Chef

Donghua Li

Mr. Marek _Krynski

Des jungen Radios junger Chef

Im Rahmen der mannigfaltigen medialen Fusionen haben sich drei Lokalradios in der "Ost"-Schweiz vereinigt. Unter der Führung des Winterthurer Senders Eulach machen das Thurgauer und Wiler Radio jetzt "nur noch" ein regionales Fenster. Zusammengehalten wird dieses mehr oder weniger heterogene Konglomerat vom neuen Chefredaktor dieses Radios "Top".

Der neue Chef hat das zarte Alter von 22 Jahren und heisst Beat Vontobel. Der junge Chef muss als Käptn ein buntes Team und mindestens so buntes Programm durch die See des Aethers segeln. Dabei kommt ihm auch sein eher ausgefallenes Studium der Computerlinguistik und seine Aktivität im Bereich Internet und Co. sicherlich gelegen. Wir haben ihn über den Widerspruch zwischen "jung sein" und "jugendlich wirken müssen" befragt. Und über die Frage, was Jugend in der heutigen komplizierter gewordenen Gesellschaft für eine Bedeutung hat.

Biwidus: Wie kommt man im zarten Alter von 22 zu solch einem Job (Chefredaktor von einem der grössten Lokalradios)? Es hatte doch sicher andere, die sich an deiner Jugendlichkeit gestört haben.

Beat Vontobel: Ich hatte mich zwar selber durchaus auf einige negative Reaktionen eingestellt - es hat sich bislang aber tatsächlich kaum jemand daran gestört.

Biwidus: War das dein Taumjob, auch wenn du damit aufs Studium verzichtest?

Beat Vontobel: Radio hat mich als Medium wirklich schon von klein auf fasziniert, ich habe vor dem Beginn des Studiums ja auch bereits 2 Jahre in einem Vollzeitpensum als Redaktor bei Radio Eulach gearbeitet. Trotzdem habe ich mich im Computerlinguistik-Studium ebenfalls sehr wohl gefühlt. Aber der Entscheid muss ja kein endgültiger Abschied von der Uni sein, ich habe ja mit 22 Jahren hoffentlich noch einiges an Leben vor mir.

Biwidus-These: Jugendliche werden nur akzeptiert, wenn sie die Erwachsenen nachahmen, nicht aber, wenn sie ihre Eigenart ausleben wollen. Wie siehst du das in deiner Arbeit?

Beat Vontobel: Ich bin so, wie ich bin. Ich gebe mich für meine Arbeit weder absichtlich erwachsen noch absichtlich jugendlich. Was mich mit den Jugendlichen in meinem Alter verbindet, ist die Zeit, in der wir aufgewachsen sind: die Trends, die Musik, die Technik, auch Computer und Internet - Dinge, die unser Leben prägen und zu einem gewissen Teil sicher auch in meine Arbeit einfliessen.

Biwidus: Siehst du dich ein Stück weit auch als Hoffnungsträger vieler Jugendlicher? Was für Feedback erhältst du?

Beat Vontobel: Das Feedback von Jugendlichen ist bisher ausnahmslos positiv ausgefallen. Dass ich als Hoffnungsträger wahrgenommen würde, ist mir bislang noch nicht so speziell aufgefallen. Ich wünsche mir aber auch, dass es für Jugendliche noch andere Dinge gibt, die Hoffnung wecken.

Biwidus: Inwiefern wirkt sich dein Alter darauf aus, willst du das überhaupt?

Beat Vontobel: Mein Alter hat mir in den letzten Tagen und Wochen sehr viel Publicity in den Medien verschafft. Ich habe zwar zum Teil damit gerechnet, nicht aber in diesem Ausmass. Ich kann aber problemlos damit leben, weil ich weiss, dass sich das Interesse an meiner Person in einigen Wochen wieder auf ein normales Mass reduziert haben wird.

Biwidus: Danke, Beat und viel Erfolg.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (wohnt leider nicht im Top-Sendegebiet)
Photo geklaut bei Radio Eulach.