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Making of... a Jugendvideo
Immer wieder schreibt Biwidus für Jugendförderung im Filmbereich. Diesmal aber
wollen wir mehr machen. Anlass ist ein Videowettbewerb im Rahmen der 1998er
Jubiläumsfeiern. Jugendliche zwischen 12 und 20 können einen Video drehen,
bearbeiten und einsenden. Die eingereichten Beiträge werden von einer Jury
bewertet und gegebenenfalls in einer besseren Version beim aargauischen
RegionalTV gesendet. Das ist auch der Schönheitsfehler: der Wettbewerb gilt nur für den
Helvetikkanton Aargau.
Biwidus will hilfreich zur Seite stehen. Deshalb bringen wir in dieser Ausgabe
ein paar Gedanken zum Thema: "The making of...". Wie macht man am
einfachsten, analytischsten und überhaupt am erregendsten einen Jugendvideo. Dabei
gehen wir zwar von den verschiedenen Typen aus, stützen uns primär aber auf die
Alternative eines (kurzen?) Spielfilmes.
- Zuerst muss die zentrale Frage angegangen werden: um was geht es überhaupt?
Und mit welchem Stil will ich arbeiten? Ersteres wäre schnell mal klar. Zweiteres
kann z.B. ein Interview mit einer interessanten Person sein, ein persönliches
Portrait (eine Homestory), eine breitere Reportage mit Handlung oder (in jedem Fall etwas
schwieriger) ein gespielter (also per Drehbuch gemachter) Film.
- Hat man sich entschieden, kommt grundsätzlich zuerst der Plott, das Storyboard, das
Drehbuch. Beim Interview können das die Fragen sein, beim Portrait das Prinzip
des Inhalts während eines bestimmten Zeitablaufes, bei der Reportage beides
zusammen sowie weiterführende Handlungsstränge und beim Spielfilm halt das
eigentliche Drehbuch (zuerst mal im Groben).
- Damit ist das Grundgerüst vorhanden. Jetzt gehts an die
Produktionsvorbereitung. Es müssen zuerst mal Menschen und Maschinen organisiert
werden. Klar, dass auch hier die Form des Projektes entscheidend ist. Der Grundstoff
ist die inhaltliche Leitung (sprich Redaktion, Regie und/oder Drehbuch), Kamera und
Schnitt. Je komplizierter der Aufbau, desto mehr Leute. Bei einem "journalistischen"
Projekt braucht es einen Gast. Seid höflich, aber bestimmt, wen ihr wie einladet. Für
einen Spielfilm braucht es ausserdem SchauspielerInnen. Seid hier wählerisch, welche Rollen
ihr mit wem besetzen wollt. Wenn ihr könnt, macht ein Casting (ein "Vorsprechen") mit
möglichen Leuten. Wichtig ist bei einem Spielfilm, dass er ankommt. Seid also frech,
z.B. bei der Wahl der Hauptperson, eine hübsche Heldin ist besser als eine normale.
Und: versucht um Himmels willen nicht, alles selber zu machen. Das geht schief. Teamwork
ist gefragt.
- Zur Produktion gilt ebenfalls: je besser etwas vorbereitet ist, desto besser und
schneller seid ihr fertig. Effizienz ist auch hier gefragt. Entscheidet euch also für
die Technik. Schaut, dass ihr Kamera, Ton und Schnitt, evt. auch Licht und Special
FX fest buchen könnt. Je besser je teurer. Aber je besser organisiert, desto schneller
seid ihr durch. Ihr könnt Papas VHS-Kamera brauchen und ein Mic anstecken (Stativ wäre
dabei unentbehrlich). Das Gedrehte könnt ihr auf dem Videorecorder oder in der Schule
zusammenschneiden. Ihr könnt aber auch schauen, dass ihr eine halbprofessionelle
Schnittanlage samt FX-Compi bekommt. Wenn ihr gut organisiert habt, seid ihr schnell
fertig. Und wenn ihr auch eine richtige Kamera bekommt, ist das das höchste aller
Gefühle, fast wie Sex.
- O.K. Ihr habt alles organisiert? Jetzt gilts ernst. Jetzt heissts einstudieren.
Regie/AutorIn soll sich das ganze noch mal überlegen. Verdichten heisst die Devise,
entweder kurze Szenen mit "Pointen" oder wahnsinnig dichte längere (z.B. intime Gespräche
oder so). Ueberlegt euch, was ihr wie MITTEILEN wollt. Vergesst nicht, dass ihr eine
Message über Inhalt, Text, Bild und Ton vermitteln könnt. Schaut, dass ihr im Einklang
bleibt, in Harmonie. Das hiesige Jugendvideowesen leidet an einer Uebergewichtung eines
dieser Teile. Der Kameramensch soll sein Baby in und auswendig kennen und benützen können.
Schnitt und Autor sollen sich schon mal aussprechen, was weiter passiert, wenn der
Streifen im Kasten ist. Eine grobe Schnittfolge ist grundsätzlich nicht schlecht.
- Es wird gedreht. Hier die Tips für die verschiedenen Leute. Die Regie muss das Zeug unter
Kontrolle haben, sonst entgleitet ihr alles. Eingreifen ja, aber nicht zu viel,
auch LaienschauspielerInnen können schauspielern und improvisieren. Ueberlegt euch,
wie das Gesamtwerk am Schluss sein sollte. Eure Aufgabe ist es, alles so zu leiten,
dass am Schluss ein Gesamtwerk entsteht. Das heisst, ihr sagt dem Kameramensch, wie
er die Einstellungen haben muss. Beim Schneiden ist es nämlich gut, wenn eine Abwechslung
zwischen Gross- und Weitaufnahmen da ist. Also mal nah, mal fern. Macht gemeinsam
eine Schnittliste.
- Wenn der Kamerafreak sein Handwerk kann, hat er keine Probleme mit Licht und
Schärfe. Wichtig ist hier üben, üben, üben. Das kostet nichts und vereinfacht die Arbeit
dann sehr. Schaut darauf, dass ihr nicht über die "Achse" springt. Das ist wichtig, sieht
es auch blöd aus, wenn die Kamera zwischen zwei Schnitten einen genauen 180Grad-Sprung
macht. Eine andere Einstellung (die "Quadrage") oder ein stumpfer Winkel zwischen den Kamerastandorten
sind entscheidend. Seid phantasievoll, ihr seid verantwortlich für eure Bilder. Notfalls
gegen die Regie! Es ist spannend, wenn ihr das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln
betrachtet. Ein klassisches Zwiegespräch kann von halb links/halb rechts aufgenommen
werden, im "Zweier" oder gar mit einem "Gang" von links nach rechts. Ein Einkaufswagen
oder Inlineskates wirken da recht gut. Zoom und Schwenk bei "billigen" Stativen nur im
Notfall benützen!!!
- Ton. Der Ton ist zumeist eher zweitrangig, kann aber vieles versauen.
Schaut also darauf, dass wenigstens hier jedes Problem ausgeschlossen werden kann. Es ist
heute leider Mode, dass alles und überall mit Musik untermalt werden muss. Das ist so ne
blöde Mode! Musik ist gut, wenn sie die Wirkung z.B. eines Bildes oder eines Textes
verstärken will. Aber Musik um der Musik willen? Da kann man gleich Radio machen. Also,
braucht die Musik konzentrierter. Wir sind hier nicht im MTV-Land, wo jeder Scheiss mit
Musik untermalt werden muss - selbst die Nachrichten :-((((
- Zu guter Letzt der Schnitt. Ja, ja. Hier sehe ich in der Szene eine Entwicklung. Wer
einen guten Stoff hat, soll so schnell wie möglich schneiden, um die Szenerie zu
verdichten. Lasst aber auch "Längen" drin, wenn die Message es erfordert, wenn ihr dem
Publikum die Chance geben wollt, darüber nachzudenken (und ein Bier holen zu gehen).
Das ist sehr, sehr wichtig. Aber bitte, übertreibts nicht. Nehmt den Compi zu Hilfe,
wenn ihr könnt. Schaut, dass ihr eine "echte" Schnittmaschine organisieren könnt. Das
ist vor allem eine Vereinfachung für euch. Die Bilder sollen wirken, sollen eine
Einheit bilden, so wie wenn ihr den/die BetrachterIn auf die Geschichte "drufufelupfe"
wollt. Es ist heute "in", beim Schneiden Zeit zu schinden. Fuck off, lieber einen
3-Minüter als zelebrierte Langeweile. Macht eine genaue Schnittliste und einige
Versionen, wenn ihr Zeit habt.
- Macht eine Visionierung. Trommelt einen Haufen Freunde zusammen und zeigt ihnen
ihr Werk. Nehmt ihre Kritik ernst, und überlegt euch, ob ihr euch nicht danach richten
wollt. Eine unabhängige Kritik ist das Tüpfelchen auf dem I. Das machen Hollywood-Leute
übrigens auch. Der Grund ist einfach. Wenn ihr monatelang hinter dem Phantom eures ersten
Films nachgerannt seid, wird es für euch entscheidend, dass jemand Distanz dazu hat. Denn
eines sei klar, eure Freunde sind der "Jury" und dem Publikum näher als ihr.
So. Das wären ein paar Tips zum Thema "Making of... a Jugendvideo". Ach, noch was. Die
Moneten. Ich verrate euch etwas. Wenn ihr einen guten Plott habt, kostet euch ein gutes
Video immer noch ein paar hundert Franken. Ja, tausend, wenn alles mögliche dazu gehören
soll (z.B. Profischnitt und SFX). Aber ein Tip wäre hier noch zu geben. Sponsoring,
eines der grossen Vorteile kapitalistischer Kulturpolitik. Quatscht z.B. eure Gemeinde
an, ob sie sich beteiligen will. Quatscht eine Firma an, ob sie euch Geld oder Maschinen
zur Verfügung stellen wollen. Im Gegenzug werden sie im Anhang genannt. Einige wollen
das, immerhin geht es hier um einen Video im Rahmen des Jubiläums. Seid kreativ, seid
offensiv und vor allem: seid um alles in der Welt FRECH!!!!
Uebrigens: Biwidus berichtete bereits zwei Mal über die schweizerischen Jugendfilm- und
Videotage, nämlich 1996 und 1997, sowie
über den Jugendfilm "The lost Generation" und die
Jugendfilmnacht in Zürich 1996.
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