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Aarau
18.6.1997

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Making of... a Jugendvideo

Immer wieder schreibt Biwidus für Jugendförderung im Filmbereich. Diesmal aber wollen wir mehr machen. Anlass ist ein Videowettbewerb im Rahmen der 1998er Jubiläumsfeiern. Jugendliche zwischen 12 und 20 können einen Video drehen, bearbeiten und einsenden. Die eingereichten Beiträge werden von einer Jury bewertet und gegebenenfalls in einer besseren Version beim aargauischen RegionalTV gesendet. Das ist auch der Schönheitsfehler: der Wettbewerb gilt nur für den Helvetikkanton Aargau.

Biwidus will hilfreich zur Seite stehen. Deshalb bringen wir in dieser Ausgabe ein paar Gedanken zum Thema: "The making of...". Wie macht man am einfachsten, analytischsten und überhaupt am erregendsten einen Jugendvideo. Dabei gehen wir zwar von den verschiedenen Typen aus, stützen uns primär aber auf die Alternative eines (kurzen?) Spielfilmes.

  1. Zuerst muss die zentrale Frage angegangen werden: um was geht es überhaupt? Und mit welchem Stil will ich arbeiten? Ersteres wäre schnell mal klar. Zweiteres kann z.B. ein Interview mit einer interessanten Person sein, ein persönliches Portrait (eine Homestory), eine breitere Reportage mit Handlung oder (in jedem Fall etwas schwieriger) ein gespielter (also per Drehbuch gemachter) Film.

  2. Hat man sich entschieden, kommt grundsätzlich zuerst der Plott, das Storyboard, das Drehbuch. Beim Interview können das die Fragen sein, beim Portrait das Prinzip des Inhalts während eines bestimmten Zeitablaufes, bei der Reportage beides zusammen sowie weiterführende Handlungsstränge und beim Spielfilm halt das eigentliche Drehbuch (zuerst mal im Groben).

  3. Damit ist das Grundgerüst vorhanden. Jetzt gehts an die Produktionsvorbereitung. Es müssen zuerst mal Menschen und Maschinen organisiert werden. Klar, dass auch hier die Form des Projektes entscheidend ist. Der Grundstoff ist die inhaltliche Leitung (sprich Redaktion, Regie und/oder Drehbuch), Kamera und Schnitt. Je komplizierter der Aufbau, desto mehr Leute. Bei einem "journalistischen" Projekt braucht es einen Gast. Seid höflich, aber bestimmt, wen ihr wie einladet. Für einen Spielfilm braucht es ausserdem SchauspielerInnen. Seid hier wählerisch, welche Rollen ihr mit wem besetzen wollt. Wenn ihr könnt, macht ein Casting (ein "Vorsprechen") mit möglichen Leuten. Wichtig ist bei einem Spielfilm, dass er ankommt. Seid also frech, z.B. bei der Wahl der Hauptperson, eine hübsche Heldin ist besser als eine normale. Und: versucht um Himmels willen nicht, alles selber zu machen. Das geht schief. Teamwork ist gefragt.

  4. Zur Produktion gilt ebenfalls: je besser etwas vorbereitet ist, desto besser und schneller seid ihr fertig. Effizienz ist auch hier gefragt. Entscheidet euch also für die Technik. Schaut, dass ihr Kamera, Ton und Schnitt, evt. auch Licht und Special FX fest buchen könnt. Je besser je teurer. Aber je besser organisiert, desto schneller seid ihr durch. Ihr könnt Papas VHS-Kamera brauchen und ein Mic anstecken (Stativ wäre dabei unentbehrlich). Das Gedrehte könnt ihr auf dem Videorecorder oder in der Schule zusammenschneiden. Ihr könnt aber auch schauen, dass ihr eine halbprofessionelle Schnittanlage samt FX-Compi bekommt. Wenn ihr gut organisiert habt, seid ihr schnell fertig. Und wenn ihr auch eine richtige Kamera bekommt, ist das das höchste aller Gefühle, fast wie Sex.

  5. O.K. Ihr habt alles organisiert? Jetzt gilts ernst. Jetzt heissts einstudieren. Regie/AutorIn soll sich das ganze noch mal überlegen. Verdichten heisst die Devise, entweder kurze Szenen mit "Pointen" oder wahnsinnig dichte längere (z.B. intime Gespräche oder so). Ueberlegt euch, was ihr wie MITTEILEN wollt. Vergesst nicht, dass ihr eine Message über Inhalt, Text, Bild und Ton vermitteln könnt. Schaut, dass ihr im Einklang bleibt, in Harmonie. Das hiesige Jugendvideowesen leidet an einer Uebergewichtung eines dieser Teile. Der Kameramensch soll sein Baby in und auswendig kennen und benützen können. Schnitt und Autor sollen sich schon mal aussprechen, was weiter passiert, wenn der Streifen im Kasten ist. Eine grobe Schnittfolge ist grundsätzlich nicht schlecht.

  6. Es wird gedreht. Hier die Tips für die verschiedenen Leute. Die Regie muss das Zeug unter Kontrolle haben, sonst entgleitet ihr alles. Eingreifen ja, aber nicht zu viel, auch LaienschauspielerInnen können schauspielern und improvisieren. Ueberlegt euch, wie das Gesamtwerk am Schluss sein sollte. Eure Aufgabe ist es, alles so zu leiten, dass am Schluss ein Gesamtwerk entsteht. Das heisst, ihr sagt dem Kameramensch, wie er die Einstellungen haben muss. Beim Schneiden ist es nämlich gut, wenn eine Abwechslung zwischen Gross- und Weitaufnahmen da ist. Also mal nah, mal fern. Macht gemeinsam eine Schnittliste.

  7. Wenn der Kamerafreak sein Handwerk kann, hat er keine Probleme mit Licht und Schärfe. Wichtig ist hier üben, üben, üben. Das kostet nichts und vereinfacht die Arbeit dann sehr. Schaut darauf, dass ihr nicht über die "Achse" springt. Das ist wichtig, sieht es auch blöd aus, wenn die Kamera zwischen zwei Schnitten einen genauen 180Grad-Sprung macht. Eine andere Einstellung (die "Quadrage") oder ein stumpfer Winkel zwischen den Kamerastandorten sind entscheidend. Seid phantasievoll, ihr seid verantwortlich für eure Bilder. Notfalls gegen die Regie! Es ist spannend, wenn ihr das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Ein klassisches Zwiegespräch kann von halb links/halb rechts aufgenommen werden, im "Zweier" oder gar mit einem "Gang" von links nach rechts. Ein Einkaufswagen oder Inlineskates wirken da recht gut. Zoom und Schwenk bei "billigen" Stativen nur im Notfall benützen!!!

  8. Ton. Der Ton ist zumeist eher zweitrangig, kann aber vieles versauen. Schaut also darauf, dass wenigstens hier jedes Problem ausgeschlossen werden kann. Es ist heute leider Mode, dass alles und überall mit Musik untermalt werden muss. Das ist so ne blöde Mode! Musik ist gut, wenn sie die Wirkung z.B. eines Bildes oder eines Textes verstärken will. Aber Musik um der Musik willen? Da kann man gleich Radio machen. Also, braucht die Musik konzentrierter. Wir sind hier nicht im MTV-Land, wo jeder Scheiss mit Musik untermalt werden muss - selbst die Nachrichten :-((((

  9. Zu guter Letzt der Schnitt. Ja, ja. Hier sehe ich in der Szene eine Entwicklung. Wer einen guten Stoff hat, soll so schnell wie möglich schneiden, um die Szenerie zu verdichten. Lasst aber auch "Längen" drin, wenn die Message es erfordert, wenn ihr dem Publikum die Chance geben wollt, darüber nachzudenken (und ein Bier holen zu gehen). Das ist sehr, sehr wichtig. Aber bitte, übertreibts nicht. Nehmt den Compi zu Hilfe, wenn ihr könnt. Schaut, dass ihr eine "echte" Schnittmaschine organisieren könnt. Das ist vor allem eine Vereinfachung für euch. Die Bilder sollen wirken, sollen eine Einheit bilden, so wie wenn ihr den/die BetrachterIn auf die Geschichte "drufufelupfe" wollt. Es ist heute "in", beim Schneiden Zeit zu schinden. Fuck off, lieber einen 3-Minüter als zelebrierte Langeweile. Macht eine genaue Schnittliste und einige Versionen, wenn ihr Zeit habt.

  10. Macht eine Visionierung. Trommelt einen Haufen Freunde zusammen und zeigt ihnen ihr Werk. Nehmt ihre Kritik ernst, und überlegt euch, ob ihr euch nicht danach richten wollt. Eine unabhängige Kritik ist das Tüpfelchen auf dem I. Das machen Hollywood-Leute übrigens auch. Der Grund ist einfach. Wenn ihr monatelang hinter dem Phantom eures ersten Films nachgerannt seid, wird es für euch entscheidend, dass jemand Distanz dazu hat. Denn eines sei klar, eure Freunde sind der "Jury" und dem Publikum näher als ihr.

So. Das wären ein paar Tips zum Thema "Making of... a Jugendvideo". Ach, noch was. Die Moneten. Ich verrate euch etwas. Wenn ihr einen guten Plott habt, kostet euch ein gutes Video immer noch ein paar hundert Franken. Ja, tausend, wenn alles mögliche dazu gehören soll (z.B. Profischnitt und SFX). Aber ein Tip wäre hier noch zu geben. Sponsoring, eines der grossen Vorteile kapitalistischer Kulturpolitik. Quatscht z.B. eure Gemeinde an, ob sie sich beteiligen will. Quatscht eine Firma an, ob sie euch Geld oder Maschinen zur Verfügung stellen wollen. Im Gegenzug werden sie im Anhang genannt. Einige wollen das, immerhin geht es hier um einen Video im Rahmen des Jubiläums. Seid kreativ, seid offensiv und vor allem: seid um alles in der Welt FRECH!!!!

Uebrigens: Biwidus berichtete bereits zwei Mal über die schweizerischen Jugendfilm- und Videotage, nämlich 1996 und 1997, sowie über den Jugendfilm "The lost Generation" und die Jugendfilmnacht in Zürich 1996.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus der Pressekonferenz von Allons-y Argovie