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Playa del Ingles
15.5.1997

Reiseberichte

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Wenn zwei eine Reise tun...

Eine Woche Gran Canaria

Party-Paradies auf Erden

Hätte nie gedacht, dass Party sooooo anstrengend sein kann. Playa ist nicht einfach nur ein Ferienparadies, sondern auch ein Sündenfpuhl allererster Sahne, echt. Im "positiven" Sinne, meine ich. Dort wird die Nacht zum Tage. Und umgekehrt. Der normale Tagesablauf ist dieser: am Morgen (also gegen Abend) mal aufstehen, fressen, duschen und sich herausputzen, dann irgendwann zu Abend essen und schliesslich so gegen Mitternacht in eine der vielen Beizen gehen. Davon später Und so gegen drei Uhr wird man weiterverwiesen an eine der unzähligen Discos. Die Zeit vertreiben kann man sich in einer der vielen Spielhöllen, bis dass man am morgen gegen sieben müde heimkommt und ins Bett kriecht.

Gran Canaria, die grösste der kanarischen Inseln, ist in vier Stunden mit dem Flieger erreichbar und zeichnet sich durch eine breite Durchmischung mit Leuten aus. Viele Touris, alte und junge, verirren sich in die Ferienbunker par exellence. Die meisten bleiben unter Tags entweder im Bett oder verirren sich an einen der Strände, um sich einen tierfreundlichen (Krebs...) Sonnenbrand zu holen. Nur wenige tun es sich an, die wunderschöne Insel mit dem Mietwagen auszukundschaften, die Strassen sind nämlich abenteuerlich, und man muss dabei früh aufstehen. Das macht heute kaum mehr jemand. Die Fressalien sind entsprechend den Bedürfnissen der meist proletarischen Gäste "einfach" und billig.

Ein Grund mehr also, nur noch Party zu machen. Hier also der Partyratgeber von Wildcat zum Thema Playa del Ingles. Ich würde nie vor zwölf auf die Leutsch gehen, bringt nix. Aber vollfressen kann man sich vorher, das bringt was. Das Zentrum der Zentren überhaupt (obschon die ganze "Stadt" ein grosses Zentrum ist) ist die Kasbah, die grosse Festmetropole mitten in Playa. In der Kasbah sind wortwörtlich hunderte von Läden, Spielhallen, Restaurants und alle Arten von Unterhaltungslokalen massiert. Hier trifft sich vor allem die Jugend. Der Spielhöllen gibt es viele, und die, die gerne die aktuellste Version des Virtua Cop oder anderer (Baller-)Games spielen wollen, kommen voll auf ihre Rechnung. Es gibt seit jüngst sogar einen Snowboard-Simulator.

Also zurück zu Party. Man ist satt und hat ausgegamet. Solange man etwas nach jung und interessiert aussieht, wird man überall von polyglotten und meist gut aussehenden Girls und Guys angequatscht. Sie bieten einem an, in eines der vielen Fun-Pubs zu gehen und sich bei Wein, Weib und Gesang zu unterhalten. Also geht man am besten mit dem Erstbesten mit, es handelt sich aber dabei um einen "Strichjungen" oder ein "Strichmädchen", bei jedem hineingelotsten Gast bekommen sie ein Strichlein im jeweiligen Pub (sprich Provision). Dort kann man sich dann sehr günstig (weil zollfrei) vollaufen lassen. Für 5.- (Bier) bis 9.- (Longdrinks) Franken kriegt man je zwei Getränke (eine "Happy Hour", die die ganze Nacht dauert).

Nacher ist man blau. Im Idealfall kriegt man dann von einem der vielen StricherInnen eine Freikarte in eine der vielen Discos, die um die Kasbah herumliegen und zu den gleichen Firmen gehören, die schon die Pubs besitzen. Dort kann man sich dann zu den aktuellsten Kommerzklängen einen abtanzen, bis man eine Kommerzvergiftung hat. Das beste Mittel dagegen: ein typischer kanarischer Ferienflirt, was bei der Massierung an zwar ausgeflippt wirkenden, meist aber zutiefst unsympathischen Touris (Männlein UND Weiblein) keine einfache Sache mehr ist. In letzter Zeit sind eigentlich nur noch die Angestellten hie und da eine optische Augenweide, war auch mal anders.

Egal, auf jeden Fall ist der Tagesbefehl immer der gleiche: Wein, Weib und Gesang, letzteres im Hollywood-Pub in der Metro a la discretion zu finden. Es heisst also: "Habt Spass!!! Wollt ihr jetzt endlich Spass haben!!!". So kann man sich vom gestressten Alltag erholen, meint man, mal eine Woche so radikal abschalten, dass man fast nicht mehr davon weg kann. Eben, deshalb machen wir lieber eine Inselrundfahrt und schauen uns z.B. den Pozo de las Nievas (den höchsten Berg der Insel) an, als zu versumpfen wie die Gestörten. Wer's nötig hat, ein anderer Mensch zu sein, und sei es nur für eine Woche, kommt dort auf seine Rechnung. Gnadenlos. Das ist Playa del Ingles.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem kanarischen Playa del Ingles