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Zürich
1.3.1997

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Die ganze Sache tut ihm leid, meinte der zuständige Polizeichef von Zürich, Stadtrat Bobby Neukomm (mensch glaubts kaum: er ist von der SP) anlässlich einer lange erwarteten Pressekonferenz. Eine Untersuchungskommission des Stadtparlamentes hatte Fehler der Polizei und ihres politischen Leaders während der letzten 1. Mai-Ausschreitungen festgestellt. Bobby tat die Sache leid, es soll auch, so die UK, nicht noch einmal passieren. Aber so ganz koscher ist die Sache noch lange nicht. Wer wie ich am 1. Mai auf der Kasernenwiese gefestet hat, empfand diesen Bericht und die Reaktionen drauf mindestens als Enttäuschung.

Drei wahre Schuldige gab es an den blutigen und gefährlichen Ausschreitungen vom letzen ersten Mai: die Polizei und ihr Ober-Bobby, die geistig umnachteten Chaoten und das 1. Mai-Komitee. Alle drei haben Dreck am Stecken, weil sie alle drei sich so aufgeführt haben, dass sie diese Ausschreitungen schon fast provoziert haben. Zumindest haben sie alle drei zu verantworten.

Die Chaoten seien schuld, erklärte der Präsident der UK. Sie haben damit angefangen. Das stimmt, einige hundert bewaffnete Links-Chaoten drängten sich auf die Militärstrasse und begannen, die Polizei anzugreifen. Sie warfen Steine - vor allem aber benützten sie Steinschleudern, was zusammen mit den Eisenkugeln als ein geplanter und gezielter Angriff einzuschätzen ist. Die vermummten Terroristen kannten dabei nichts. Ich erinnere mich an den einen Irren, der einer Mutter, die ihn kritisiert hatte - unterstützt von seinen SpiessgenossInnen - einen ZS verabreicht hatte.

Schuld ist auch das OK der 1. Mai-Veranstaltungen, die nicht nur keine Sicherheitsvorkehrungen an einem Fest mit 4000 TeilnehmerInnen getroffen hat (früher gab es einmal "linke Sicherheitsdienste"), sondern die Irren des "Revolutionären Abbruchs" hat bis zum Schluss walten lassen. Auch hat mensch die Provokateure der Auschreitungen unter Schutz genommen - so nach dem Stil "das sind doch arme Arbeitslose, die unzufrieden sind mit der Welt". Scheibenkleister. Irre sind das gewesen, und es zeugt von fehlendem politischem Feingefühl, wenn mensch sich nicht völlig von gewaltbereiten GenossInnen distanziert. Pfui also auch an die Adresse des OK, das es dieses Jahr besser machen sollte, wenn sie noch TeilnehmerInnen an ihrem Fest haben will.

Hauptschuldige in jedem Sinne sind aber die Polizisten vor Ort und ihre Kommandanten. Sicher, wenn mensch sich schlecht vorbereitet, dann erlebt mensch Ueberraschungen. Aber auf die gewalttätige Provokation mit geballter Gegengewalt zu reagieren, das ist die Höhe. Ein Fussballspieler bekommt für ein Gegenfoul die Rote! Die Polizei habe zwar Fehler gemacht, stellt der Bericht verharmlosend fest, aber sie sei nicht schuld. Wer sich a) provozieren lässt und b) sooooooo wenig strategische Weitsicht hat, mit immenser Polizeigewalt auf friedliche Demonstrabten loszugehen, der ist schuldig, moralisch, wenn nicht rechtlich. Es war offensichtlich, dass die Kommandanten vor Ort das Festgelände ausräuchern und das Fest auflösen wollten - und das steht natürlich aus politischen Gründen so nirgends im Bericht!!!! Pfui! Pfui! Pfui!

Pfui auch an die Adresse des Polizei-Chefs. Er könne sich doch nicht ins Kommando einschalten, verteidigte er sich. Aber wer sonst ausser er? Er ist ja nicht blöd, er wird schon mitbekommen haben, was dort läuft, zumal seine Tochter unter den Angegriffenen war. Er hätte zumindest dann eingreifen müssen, als die Schlacht ausgebrochen war. Deshalb trägt er eine entscheidende Mitschuld, er hat seine Verantwortung nicht resolut genug wahrgenommen. Und seine Aeusserungen nach der Demo waren auch eines Sozis unwürdig. Schliesslich meinte er am Ende der Pressekonferenz auch: "Ich bin (mit diesem Bericht) zufrieden, aber nicht glücklich." Zum Glück ist der Typ ein SPler. Was wäre passiert, wenn nicht...



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Zürich