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15.10.1996

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Die neuen Zürcher Lokalradios 3: Business Radio

Wer sich rumfragt, hört in Bezug auf die Lokalradios gerade von Jugendlichen zwischen 20 und 29 die Kritik, dass die "grossen" Z und 24 nicht nur identisch, sondern auch je länger je langweiliger und seichter werden (das gilt durchaus auch für die kleineren Lokalradios Eulach aus Winti und Zürisee aus Rappi), dass das staatliche DRS3 sich nicht nur in der ökonomischen, sondern auch in der inhaltlichen Struktur diesem geistlosen und postpubertären Einheitsbrei a la Gabi Felder-Hitparade annähert und dass Lora es trotz 13 Jahren Sendebetrieb noch nicht fertig gebracht hat, die negativen Auswüchse des Amateur-Bürgerradios aus dem Aether zu verbannen. Zur Erinnerung: Sechs Sender bewerben sich für die zusätzliche regionale und die lokale Konzession (ausser Radio Z, 24 und Lora), einer davon für beide Konzessionen.

Wer den Autor dieses Berichtes näher kennt, weiss, dass er und der Verlag "Finanz und Wirtschaft" politisch das Heu nicht auf der selben Bühne haben, ja, dass sie sich grundsätzlich widersprechen (ein altes Streitthema in der Redaktion). Trotzdem werden wir nun versuchen, das von dieser Zeitung lancierte neu beantragte lokale (!!!) Business Radio kritisch zu durchleuchten, ohne damit Klassenkampf betreiben zu wollen ;-).

Business Radio: ein Radio für Kapitalisten

Nach einiger Zeit erhielten wir endlich die Beschreibung des beantragten Radiosenders, organisiert von der Zeitung "Finanz und Wirtschaft". Unter dem Arbeitstitel "Business Radio" zielt dieser lokale Sender unter anderem auch auf die Konzession des Lora. Die Begründung für das Konzessionsgesuch klingt genau so logisch wie hanebüchen. "Im Raum Zürich, unbestrittenermassen die Wirtschaftsmetropole des Landes, besteht ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz der Bürger aus Geschäftsleuten, (...) deren Informationsbedürfnisse mit den beiden bestehenden, zudem in ihrem Charakter fast deckungsgleichen Radiostationen "Z" und "24" eindeutig zu wenig befriedigt (werden)."

Stimmt sicher, dass es gerade in und um Zürich viele "Gschäftlimacher" gibt, Leute, die mit eigenem und fremdem Geld jonglieren und kaum einer produktiven Arbeit nachgehen, sogenannte Spekulanten (bitte zu unterscheiden von Gewerbetreibenden!). Auch gäbe es ein Bedürfnis unter diesen Leuten nach diesem Radio, das 1989 (!) einen Veruchsbetrieb hatte. Schon damals steckte der Verlag F&W dahinter. Nur: der "überdurchschnittlich hohe Prozentsatz" täte mich schon interessieren, da blieben uns die Initianten eine Zahl schuldig. 0.01%? 0.02%? 0.001%? Auf alle Fälle würde ausserhalb dieses wahrlich erlesenen und reichen Kreises niemand so etwas interessieren. Bestimmt nicht.

So erachtet sich der Sender auch nicht als Konkurrenz zu den "bestehenden" Sendern, sondern als "Ergänzung" - welch wahres Wort. Zwischen F&W-Infos (zwischen 06.00-23.00 Uhr) wird leichte (seichte?) Jazz- und Big Bandmusik für HörerInnen älteren Semesters gespielt. Na, das hat uns gerade noch gefehlt! Immer wieder sollen Nachrichtenblöcke dieses Gedudel für die von Eviva, DRS1 und "Musikwelle" 531 abgeworbenen HörerInnen unterbrechen. Unterbrechernews sozusagen. Dazwischen immer wieder irgendwelche Sendungen ohne festen Gefässe (angeblich ein Pluspunkt).

Verschiedene F&W-Sendungen (Marktberichte, Tagesagenda für wirtschaftliche und politische Ereignisse, F&W-News, Expertendiskussionen und viele, viele Wiederholungen) runden das "24 Std.-Programm" ab. Au weh. Das hat uns wirklich gerade noch gefehlt. Erstens und vor allem interessiert das (ausser erwähnten) keine Sau. Zweitens müssen wir uns das wirklich nicht anhören, wenn andernorts für breitere Publikumsschichten (siehe oben) wie Jugendliche zwischen 18 und 25 ein Programm mit Identität fehlt. Und drittens ist das alles ein gröberer Witz, denn es gibt noch so etwas wie Internet (und andere elektronische Informationssysteme), die viel schneller oder breiter (z.B. in der Zeitung), ohne störendes Gedudel und ohne eine Senderkonzession zu belegen, die wenigen Erwähnten bedienen können. Also: was soll das? News hört mensch sicher nicht auf Business Radio, "Musik" (oder wie mensch das nennen will) auf DRS 1 und Co., und F&W auf dem Web.

Das Urteil also: völlig unnötig. Nicht aus klassenkämpferischen, sondern aus logischen, rationalen, ja gar markttechnischen Ueberlegungen. Aufgrund unserer Informationen hat dieser Sender auch kaum eine Chance und geht als Aussenseiter ins Rennen. Zum Glück, muss ich als regelmässiger Radiokonsument sagen. Also, da wäre mir selbst Magic FM lieber.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Zürich