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Klein, aber fein: Fehraltorf und sein "Open Air"
Na, ganz so "open air" war's ja nicht . Es hiess deshalb auch nur "Hall tent
Concert". Gemeint ist das "Open Air" von Fehraltorf, ein Weekend mit den besten
Bands der Region, einem Zeltdorf im Grünen und vielen, vielen coolen Ständen.
Also: eine richtige Open Air-Atmosphäre. Allerdings wurde das Konzert in der
alten Reithalle Barmatt gespielt, die hatte zwar ein Dach überm Kopf, war sonst
jedoch ganz angenehm.
Auffallend war, dass nicht nur die Bands sehr jung waren, sondern auch die
Organisatoren. Jedenfalls rannten junge "Uniformierte" im Kidsalter herum, denen
ich alles zutrauen würde, nur nicht, dass sie aktiv etwas aufbauen und
durchführen. Mein Kompliment also an die Jungs und (nicht selten höchst
attraktiven) Mädels. Etwas problematisch war einzig und allein das Line-Up. Zu
viel wurde angeteigt, so dass schon in brütender Hitze gespielt werden musste,
wo noch niemand so richtig aufnahmefähig ist.
Die Creme de la Creme der jungen Zürcher Szene gab sich die Ehre. Am
Freitagabend begann der Reigen mit Empathic und P-27, denen Crank folgten. Der
Samstag begann schon sehr früh mit NEX und Wygel the Pimp. Nach einer Pause
spielten dann endlich Artofex auf, und es kam etwas Leben in die heisse Bude.
Schade war einfach, dass sich das sehr junge und nicht gerade konzertgewohnte
Publikum in der grossen Halle verlor. Trotz des rasanten Crossover-Funks von
Artofex kam kaum je Stimmung auf, so dass die Jungs irgendwann den Abgang
machten - ohne dass jemand Notiz nahm davon.
Mit dem selben Problem hatten Wemean zu kämpfen. Die vier Wiedikerinnen rundeten
den crossoverlastigen Teil des Tages ab. Dabei bekam der Autor den Eindruck,
dass es zu viele - wenn auch gute - Crossoverbands gibt in der Region. Wemean
legten los, was das Zeug hielt, aber das Publikum döste vor sich hin. Nicht nur,
dass die Zeit ungeschickt gewählt worden ist (langsamere hiphoppige Grooves a la
Sendak hätten dabei weniger Schaden genommen). Auch, dass das Pubikum
grösstenteils aus der "coolen" Landjugend der Region bestand, war wohl eher ein
Nachteil für die hypegewohnten Bands aus Zürich.
Wemean spielten gut, sie brachten ihre Songs gut rüber und konnten damit den
Verkauf ihrer CD offensichtlich ankurbeln. Allerdings war die Stimmung halt so
mies, dass die Girls sich irgendwann enttäuscht zurückzogen. Fast dasselbe
Schicksal ereilte auch Primitive Lyrics. Sie konnten sich nur gegen Schluss -
beim Eindunkeln - vor dem Fiasko retten, als dann doch ein bisschen
Konzertstimmung aufkam und das Publkum erwachte. Gerade bei ihnen (aber auch bei
den KünstlerInnen vor- und nacher) musste mensch die schlechte Abmischung der
Vocals feststellen. Wemean-Frontfrau Silvia verstand ich jeweils nur in den
Pausen, Artofex konnten uns auch nur ihre Sprüche mitteilen und die beiden
Rapbands am Schluss hätten deshalb die Vocals gleich weglassen sollen. Die Texte
ertranken regelrecht im Sound. Schade.
Cool, so was, denn je länger, je deutlicher wird, dass sich gerade in der Region
Zürich die junge Musikszene in den Allerwertesten getreten und sich qualitativ
recht gemacht hat. Bands wie Artofex, Wemean und die (etwas älteren) Primitive
Lyrics zeugen von einer selbstbewussten, nicht besonders komplizierten, aber
doch originellen Linie. Das äussert sich zum Beispiel auch daran, dass oft
bewusst der Stil des Crossover gewählt wird, der allen MusikerInnen alle
Freiheiten gibt, die sie haben wollen. Hier kann der Jazzpianist genauso
hineinspielen, wie die begnadete Gitarristin und der DJ. Jetzt wäre es an der
Zeit, dass mensch aus dem oft fast genialen Rohmaterial etwas mehr macht. Ich
denke da zum Beispiel an den gezielten Einsatz von elektronischen Spielereien
-einzig und allein PL setzten einmal Drummachine und Sequenzer ein, wobei der DJ
allerdings zum Amusement aller zum WC rennen musste. So ein kleines Schüsschen
Techno täte z.B. Wemean ud Artofex auch nicht schlecht. Na ja, war ja nur'n
Tip.