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Zürich
18.5.1996

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Jugendfilm im Vormarsch? Kaum

Vor etwa einem Monat wurden im Museum für Gestaltung die 20. Schweizer Jugendfilm- und Videotage durchgeführt, Biwidus hatte darüber berichtet. Die SJFVT zeigten dem interessierten Publikum einmal mehr, dass der Schweizer Jugendfilm sich durch oft nahezu hervorragende technische Fähigkeiten auszeichnet. Die Filme sind oft sehr teuer gemacht und offenbaren eine Liebe zum Detail und zur technischen Herausforderung. Betacam, Computereffekte und Gags wie Helieinsätze gehören zum Repertoire der jungen Filmemacher aus Helvetien. Was ihnen fehlt, ist vor allem eines: der Inhalt. Die meisten der Teilnehmenden hatten so viel Aufwand für die Technik eingeplant, dass die Sorgfalt in Sachen Drehbuch flöten ging. Die meisten Beiträge waren gut, aber langweilig.

Interessant an der Sache ist, dass sich eben diese ambitionierten Filmemacher nicht (mehr) in die Pfanne hauen lassen. Einige von ihnen (samt Anhang) unter der Führung des Hoffnungsträgers Patrice Terreni haben nun die Offensive ergriffen und riefen ihre "Fans" ins Kino Bellevue. Um Mitternacht startete der Zürcher Jugendfilmabend. Die Zahl der ZuschauerInnen war überblickbar, mensch "kannte" sich. Sogar das eigentlich nicht mit der Szene zusammenhängende Biwidus-Team lief mindestens einem Dutzend Bekannten über den Weg. Neben einigen der Teilnehmern (leider nur Männer) der SJFVT und den Machern der drei gezeigten Filme konnten wir auch TeleZüri-Regisseur Martin T. Zimmermann erkennen (wird das Zürcher Touristen-TV zum Jugendfilmsender?). Sonst: gähnende Leere im Bellevue 1.

Drei Filme wurden an diesem Abend gezeigt; inkl. der öden und blöden Moderation von Anatol Hug (SputnikTV) dauerte der Filmabend nur 1,5 Stunden. Zuerst zeigte Patrice Terreni, der Organisator des Abends und quasi "Bannerträger" des Zürcher Jugendfilms, sein von der Kritik geschätztes Werk "Das Medaillon", einen modernen Heimatfilm. Der Inhalt: ein Junge verliert vor 60 Jahren seine Freundin, die dann heute in seinen Träumen wiederaufersteht und ihm über den Weg läuft. Sie teilt ihm mit, dass sie sich bald im Himmel wiedersehen und verschwindet. War es ein Traum? Eher ein Alptraum. Der Film ist (wie bei Terreni nicht anders zu erwarten), gut gedreht, geführt und geschnitten. Aber die Handlung ist jenseits allen guten Geschmacks, langweilig und auf eine fast penetrante Art altmodisch. Die sagenhafte Handlung ist uralt, denn trotz der guten Technik macht der Film den Eindruck eines Remakes von "Ueli der Knecht".

Der zweite Streifen, der längste, war von Lukas Hobi und hiess "Die Bergmatura", Schnitt: Patrice Terreni. Auch hier galt: technisch fast einwandfrei, Handlung fadenscheinig. Fünf MaturandInnen flüchten sich zwecks Lernens auf eine Alp. Es geschieht ein Unglück, was die Kinder umgehend zu Erwachsenen macht. Auch hier spürt mensch eine fast unbeschreibliche Phantasiearmut, dieser Handlungsstrang wurde von anderen schon x Mal viel besser umgesetzt - aktuelles Beispiel: das Adoleszentenabenteuer "White Squall". Aber offensichtlich war auch, dass die Macher durchaus etwas hätten anstellen können, wenn das Geld vorhanden gewesen wäre, denn das wäre der Stoff, aus dem die guten Thriller sind. Ein bisschen mehr Geld = mehr inhaltliche Sorgfalt = Spannung. Die langweilige Blut- und Bodengeschichte des Filmes störte allerdings bedeutend weniger, als die schlechte Synchronisierung (?!). Besser als der erste Film, aber noch lange nicht gut.

Der dritte Film dagegen war derjenige, der den Abend rettete. Eine Zuschauerin meinte gegenüber Biwidus, dass nur er es wert gewesen ist, dass mensch bis frühmorgens im Kino sass. "Kilometer 11" war die gut umgesetzte Geschichte (von Claudio Fäh) einer sehr attraktiven jungen Frau, die vom Gotthardtunnel verschluckt wird. Natürlich stellt sich das als ein Alptraum heraus, den sie aus Erschöpfung bei der Durchfahrt träumt. Oder ist die Realität der Traum? Wer und was ist real und wer und was nicht? Abstrakt bis zum Gehtnichtmehr, aber guuuut! Technisch nur als "sorgfältig und gut" zu bewerten, hatte dieser kurze Streifen doch das gewisse Etwas, was den anderen gefehlt hat, nämlich die Absicht, dem Zuschauer/der Zuschauerin nicht nur einen gut "gemachten" Film zu servieren, sondern einen, den mensch auch schauen kann, wenn mensch nicht der/die Filmspezi ist. Bravo an die beiden Macher des Low-Budget-Filmes aus dem Luzernischen. Zugabe!



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem Kino Bellevue Zürich