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Tschernobyl!? Nie wieder! (???)
Vor ziemlich genau zehn Jahren explodierte während eines gewagten Experiments
der Reaktorkern des AKWs Tschernobyl B an der Grenze zwischen der Ukraine und
Weissrussland. Das Ereignis ging als schwerster Unfall (ein Super-GAU) in die
Annalen der Geschichte "ziviler" Nutzung der Atomkraft ein. Noch heute leiden
tausende von Menschen an den Folgen dieser anfänglich euphemistisch als
"Störfall" bezeichneten Katastrophe, die Strahlung innerhalb der
Zehnkilometerzone (das am stärksten versuchte Gebiet der Welt) ist heute noch
tödlich, die Explosion setzte auch mehr Radioaktivität frei als die "Bomben" von
Hiroshima und Nagasaki. Am Wochende wurde der zehnte Jahrestag dieser Tragödie
begangen. Noch immer schien das Gespenst Tschernobyls in den Köpfen vieler
Menschen zu spuken, Biwidus hatte letzte Woche darüber berichtet.
War das ein Irrtum? Mensch hätte es fast meinen können, als am Freitag (dem
eigentlichen Jahrestag) nur ein knappes Dutzend Verwegener dem Aufruf der
"AerztInnen für soziale Verantwortung und gegen die Atomkraft" folgte und für
eine Demo beim Grossmünster aufmarschierte. Die Demo wurde, zum Leid der sieben
anwesenden Journis (Biwidus, SF DRS, TeleZüri und NZZ) kurzerhand abgeblasen.
Währenddessen sammelte das Grüne Kreuz Geld auf dem Bellevue und bewirteten die
Jungen Grünen die wenigen Interessierten mit einem Buurezvieri
(Hauptverantwortliche: die Bezirkspartei Meilen...). Von Erfolg konnte also
keine Rede sein. Der Koordinator der Feiern, Balz Glättli von den Jungen Grünen,
äusserte sich eher enttäuscht über den Aufmarsch:"Auf der einen Seite ist es
eine gewisse Ohnmacht, die man fühlt, auf die andere Seite haben wir gemerkt,
dass sehr viele Leute die Meinung teilen, dass nämlich Atomkraft eine ziemlich
unsichere Geschichte ist. Aber auch, dass sie einen Fatalismus an den Tag legen,
wenn es darum geht, was und ob man etwas dagegen machen kann."
Schliesslich war der Jahrestag mit einem Riesentrara der Medien und der
PolitikerInnen gestartet worden. Auf der Polyterrasse hätten sich Horden von
KernkraftgegnerInnen für eine Gedenkveranstaltung treffen sollen. Gemäss einer
Zählung von Biwidus waren allerdings nur 160 Personen anwesend. An der
Anti-Tschernobyl-Demo in Bern im Herbst 1986 waren es 8-10`000 gewesen. Unter
dem sommerlichen Himmel von Zürich wurde ein "Brainstorming" gemacht, fünf
verschiedene Personen gaben die Geschichte von Tschernobyl aus verschiedenen
Perspektiven wieder. Darunter waren so namhafte Politikerinnen wie Ruth Gonseth
(NR GP Baselland) und die Zürcher Nationalrätin Regine Aeppli (SP). Sie verlasen
Texte zum Thema, abwechselnd mit Protokollauszügen des Geschehens und
musikalischen Einwürfen. Susan Boos, Redaktorin der WOZ und Autorin des Buches
"Beherrschtes Entsetzen - das Leben zehn Jahre nach Tschernobyl erzählte zudem
von ihren Erlebnissen während den Recherchen vor Ort. Unter den Zuhörenden
konnten wir als "Promis" nur GP-Kantonsrat Daniel Vischer ausmachen.
Die Stimmung war dem Anlass entsprechend ruhig. Es lief eigentlich auch nicht
viel, mensch hätte meinen können, dass eine Insiderveranstaltung von "Wissenden"
stattfände. Interessanterweise waren auch sehr viele junge Menschen da, also
Teenies, die Tschernobyl wohl kaum bewusst miterlebt hatten. Stefan Weber,
Organisator der Sache (und Greenpeace-Kampagnenleiter) meinte dann auch: "Wir
möchten die Bevölkerung mit dem Moment konfrontieren, in dem sich eine
irrwitzige Technologie, die sich mit dem Menschen nicht verbinden lässt, in
radioaktive Luft auflöst." Denn niemand glaubt mehr an den Spruch der
Atomlobby:"Das Restrisiko ist tragbar" seit der Katastrophe von Tschernobyl,
seit dem 26. April 1986, 1.24 Uhr MEZ.
Fazit: Erfolg ist etwas anderes. Trotzdem hofft und glaubt Balz Glättli, dass es
wieder eine Bewegung geben könne, wo sich viele engagieren, sobald es darum
ginge, den Ausstieg erneut zu fordern, denn im Jahre 2000 läuft das Moratorium
ab. "Ich würde die Anzahl der Anwesenden hier nicht zum Gradmesser für einen
möglichen Erfolg einer Ausstiegsinitiative anschauen", meinte er optimistisch
gegenüber Biwidus. Er sprach von einer existierenden Avantgarde, die eine neue
Initiative tragen könne. Sein Optimismus in Ehren, aber politisch müsste mensch
es als einen Grosserfolg werten, wenn diese Initiative gestartet werden könnte
und zustande käme, denn wer will schon auf die Kernenergie verzichten? Und: wer
erinnert sich schon noch an Tschernobyl?
Die beteiligten Organisationen waren unter anderem:
Grünes Kreuz Schweiz, Postfach, 8036 Zürich, Tel. 281 22 11. Das Grüne Kreuz
wurde von der UNO gegründet und hat seinen Sitz in Genf. Es soll das IKRK für
die Umwelt sein, was ihr bisher allerdings noch nicht gelungen ist. Dies,
obschon mit Michail Gorbatschow (Präsident) und Roland Wiederkehr (Nationalrat
und Generalsekretär) zwei bekannte Namen hinter diesem Projekt stehen. Green
Cross versucht, direkt zu helfen, vor allem mittels Lagern für geschädtigte
Kinder. Auf dem Internet ist Green
Cross auch zu finden.
Greenpeace, Muellerstrasse 37, 8026 Zürich. Brauchen wir nicht näher
vorzustellen. Greenpeace kämpft weiterhin gegen die Atomkraft, vor allem jedoch
für die Abstellung der unsicheren Reaktoren im Osten. Hierfür hat die weltweit
operierende Organisation bereits eine schlagkräftige Truppe in der Ukraine
aufgebaut.
Die Junge Grüne Alternative ist am besten bei Balz selbst zu erreichen unter
bglaettl@philos.unizh.ch
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