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20.4.1996

CDs

Subzonic im Studio

Trip Hop klassisch

Metallica: Garage Inc.

Sens Unik: Pole Position

Depeche Mode mit Singlealbum

TGU: Rejoice Rejoice

Beastie Boys: Hello Nasty

Godzilla Filmmusik

MC*Solaar

Massive Attack: Mezzanine

Groenemeyer: Bleibt alles anders

NDW 2001

Bad Religion: No Substance

Vollgas (Zuger Punkband)

Wrecked Mob: Luzerner rappen

Pearl Jam machen "yield"

es geht uns gut

Glen of Guiness 2

Fanta Thomas D Solo

Metallica: Reload (Prereleaseparty)

Janet Jackson: Velvet Rope

Toy Dollz im Albani

Ry Cooder neues Album

Oasis: Be here now

2. Blümchen

Eignet sich Metallica für Kammermusik?

Patent Ochsner: Stella Nera

Computerliebe auf CD

Einstürzenden Neubauten und Multimedia

Gurd beweisen, dass Stille keine Tugend ist

Ein neues Uni-Gesetz

Plattenkritik Mr. Ed

Europäische Dance-Welt vergeht sich an Queen

Natacha: Venezia

KISS - Carnival of Souls

Gurd

Sens Unik

Asia: "Arena"

Züri West

Crank

Sendak: "Conversation"

Crank

Beatles

Lou Reed

Scuba Drivers

Sepultura

Nick Cave

Gotthard

Ain't Dead Yet

Jazzkantine

Queen

Pop Me Gallus

Zürcher Hip Hop-Jazzfusion: Sendak

"Mir sind Chinder vo Uusländer, mir läbet in Züri, es gaht ois eigetlich guet, aber es git trotzdem Sache, wo ois beschäftiget, segets persönlichi, segets ganz allgemeini politischi. Und die gämmer wider", diktierte mir DJ Dmitri alias DJ Sizo in die Tastatur, als ich fragte, weshalb eigentlich Sendak ihren Kreuzzug wider die Langeweile in dieser Stadt gestartet haben. Die sieben Jungs (warum eigentlich nur Jungs?) bilden eine heterogene Einheit von Musikern, die alle ihren eigenen Stil durchschimmern lassen. Und so ist ihre Musik auch eine gelungene Mischung verschiedener Typen und Kulturen. Sie eint die fusionäre Kraft des Hip Hop, mit einem sehr starken Hang in den Jazz-Funk.

Sendak (sprich sondack) sind in vielen Ländern verwurzelt, aber ihre heutige Heimat ist Zürich, die Möchtegern-Weltstadt an der Limmat. Und die Limmat-Rapper unterstreichen auch gerne ihre Multikulti-Abstammung. 1994 vereinigten sich Gymi- und Unifreunde unter dem Namen Sendak zu einer neuen Hip Hop-Combo, eine von damals vielen in der Schweiz. Mike und Mal, die Rapper, haben beide einen ziemlich französischen Touch, so wirkt auch ihr Rapping eher spielerisch als agressiv (wie bei den Gangstas). Balint, der Tastenspieler, ist der Archetyp eines Jazzpianisten, der wohl am liebsten an einer Hammondorgel wüten würde. Und Gitarrist und Sendak-Gründer Fabian ist der Typ von nebenan, der in der Schule Gitarre spielen gelernt hat. So präsentierte sich am Pfadi-Bundeslager 1994 eine uneinheitliche Einheit den Kiddies, eben Sendak.

Bald wurde der X-tra-Records-Chef Pascal Burckhardt auf die Freizeitrapper aufmerksam und gab ihre erste Scheibe heraus, die EP "Sendak" (erschienen im Juni 1995), die einige Lorbeeren erntete. Sendak traten in der Folge an einigen Orten auf und verfeinerten ihre Musik. Einem/einer kritischen ZuhörerIn kam das Ganze anfänglich nämlich sehr amerikanisch vor. Sendak klangen im letzten Sommer wie alle anderen Möchtegern-Hip Hoppers amerikanischer Provenienz auch. Sie waren gut - zweifelsohne - aber eben nur kopiertes Mittelmass, der eigene Aspekt fehlte.

Doch seit diesem Frühling sieht die Sache etwas anders aus. Seit neuestem ist die erste Sendak-CD "Conversation" im Handel, sicher ein bezeichnender Name für die fliessend-boastenden Raps der beiden Frontjungs. Das Outfit der CD ist einfach, aber auch geheimnisvoll. Das Booklet sagt wirklich nur das wichtigste aus, ganz gross prangt ein unscharfes s/w-Bild mit einer undefinierbaren Aussage drauf. Die 15 Songs widerspiegeln die ganze Bandbreite des Band-Repertoires und sind professionell produziert (von Jan Krause in München). Neben dem Hit "Sendak" wurde auch das etwas weniger bekannte "Was isch dini Meinig?" neu aufgenommen, das Liebslingsstück des Autors. Sendak stellten ihre neue CD stolz im hoffnungslos überfüllten Palais X-tra vor. Ihr Publikum: eine interessante Mischung aus süssen Chics, bekifften Skatern, den "Freunden von Sendak" und natürlich ihren Eltern.

Das Kurzurteil: Sendak bleiben bei ihrer Hip Hop-Jazz-Funk-Fusion, aber die Mischung wurde besser aufeinander abgestimmt. Die Raps bilden jetzt die schwimmende Oelschicht auf der delikaten und durchaus gekonnt arrangierten Jazz-Funk-Suppe. Gerade die ruhigeren, jazzigeren Elemente wurden sowohl im Konzert, als auch auf der CD betont. Meistens grooven sie friedlich vor sich hin, was sogar mir als eher auf harte Sachen Stehenden durchaus befriedigen kann. Die Texte bewegen sich, wie DJ Dmitiri oben auch ausgeführt hatte, zwischen alltäglichem Blabla und doch recht kritischen Ebenen (z.B. das antirassistisch angehauchte "Here I come"). Die Vielsprachigkeit ist nicht nur bei Sendak Programm, sondern auch eine selbstbewusste Note vieler Schweizer Rapbands, mensch denke nur an Sens Unik. Und an deren Level haben sich die Zürcher Reimzauberer jetzt ein rechtes Stück angenähert. Vielleicht wird ihre zweite CD ihr grosser Durchbruch. Fest steht: Welschschweiz, pass auf, hier kommen die Zürcher!

Die weiteren Auftritte von Sendak in der nächsten Zeit

St. Gallen (Grabenhalle) 4.5.
Freiburg/Breisgau (Europopdays) 9.5.
Zug (Galvanik) 11.5.
Bern (ISC) 15.5.
Wetzikon (Kulti) 17.6.
Winterthur (Spring Jam 96) 18.5.
Es folgen Konzerte in Luzern, Wil, Thun, Fehraltdorf und Bad Bonn.

Das Palais X-tra ist auch auf dem Web erreichbar!



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem Palais X-tra in Zürich