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Globale Initiative oder Sturm im Wasserglas?
"Die Geister, die ich rief, werd` ich nun nicht los", schrieb Dichterfürst
Goethe in seinem legendären "Zauberlehrling". Etwa ähnlich ergeht es zur Zeit der
17-jährigen Franziska Schutzbach aus Ins bei Biel. Die Kantonsschülerin
hat nämlich mit FreundInnen und Verwandten einen Stein ins Rollen gebracht,
der eine Lawine auslösen und sie unter sich begraben könnte, die "Globale
Initiative für sofortige Abrüstung aller Länder zum Zweck der ökologischen
Rettung des Planeten". Die entstandene Kerngruppe um die Familie Schutzbach
herum hat es fertiggebracht, hunderte und tausende von Jugendlichen und
Kindern dazu zu bringen, über das Ideal einer waffen- und gewaltfreien
Welt zumindest nachzudenken. Franzi umriss ihre Absicht bescheiden mit:"Wenn
wir nur zehn Leute dazu bringen könnten, darüber nachzudenken, wäre
unser Ziel schon erreicht."
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Gruppenbild mit Dame: die Kerngruppe der Globalen Initiative (Franzi ganz rechts) |
Die Idee stammte von Vater Roland, der dann eine Jugendgruppe um sich und
seine Kinder scharte. Unter dem Eindruck der vielen Kriege und Gewaltbereitschaft,
die auf der Welt herrschen, formulierten die verwegenen FriedenskämpferInnen
folgenden Text:"Die Initiative fordert, dass bis zum September 1998
die Waffen der Erde verschrottet oder endgültig funktionsuntüchtig gemacht sind.
Jede Art von Militär ist abzuschaffen, ausser einer UNO-Eingreiftruppe,
die den Frieden in krisenhaften Gebeten sichert und über einen Rest von
Waffen verfügt. Das eingesparte Geld ist für die ökologische Rettung des
Planeten zu verwenden." Nach einem Versand bekamen die jungen Leute viele
positive Antworten, unter anderen auch vom Dalai Lama und Michail Gorbatschow.
Angespornt durch das Hermann Hesse-Zitat "Man muss mit dem Unmöglichen beginnen,
um das Mögliche zu erreichen", gingen Franzi und Co. einen Schritt weiter.
Letztes Jahr wurden sie vom Genfer UNO-Generaldirektor Petrovsky mit Wohlwollen empfangen
und durften ihre Forderung vortragen. Dabei überraschte die UNO-Bürokraten,
dass die Jugendlichen selbst die Verantwortung für ihre Aktion tragen
wollten. Sie schrieben Brief um Brief an verschiedene Persönlichkeiten. Und
immer mehr Jugendliche und MedienvertreterInnen hörten den Aufschrei aus
Ins bei Biel und schlossen sich der geistigen Bewegung an. Neben Kreisen
der UNO und anderen einflussreichen Persönlichkeiten sagten auch viele
verschiedene Organisationen dem Projekt ihre Unterstützung zu.
Franzi selbst macht ja alles andere als den Eindruck einer Revolutionärin.
Ganz im Gegenteil. Die attraktive Friedensaktivistin spielt in ihrer
Freizeit Geige und Theater, ist in der SchülerInnenorganisation ihrer
Kanti aktiv und gesteht, dass sie neben Kanti und G.I. auch sonst
viel zu viel mache. Sie meint aber auch:"Ich bin keine Politikerin,
ich habe das Recht, eine Jugendliche zu sein". Wer möchte ihr das
abstreiten? Trotzdem, die Gymnasiastin hat mit ihren FreundInnen eine
Lawine ins Rollen gebracht. "Es ist immens, es kann etwas riesiges daraus
werden". Aber sie fürchtet sich nicht vor der Zukunft, die ihr immer
mehr Aufwand und immer mehr Kampf abverlangen wird (Reisen, Sitzungen,
Koordination der Aktionen usw.). "Alles hat klein angefangen",
sagte sie uns selbstbewusst, "für mich ist das ein Versuch. Er kann
natürlich scheitern, aber ich gebe nicht auf. Es braucht Mut,
vielleicht sogar etwas Grössenwahnsinn. Wer weiss, es kann sein, dass auch ich
ein bisschen verrückt bin". Dieser augenzwinkernden Bemerkung der symapthischen
Initiantin können wir uns nicht anschliessen.
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Smart, sweet and sour: Franziska Schutzbach |
Zum "utopischen" und "unmöglichen" Touch der Forderung, die doch zum
Teil so realistisch anmutet (z.B. mit der UNO-Friedenstruppe), gehört
ganz klar auch der Aktionstag im Rahmen des Internationalen Friedenstages
am 17. September 1996. Wer hätte dieses Datum sonst gekannt? Die Kerngruppe
ruft auf diesen Tag hin zu einem weltweiten Schulstreik- und Aktionstag auf.
Kinder und Jugendliche in aller Welt sollen für ein paar Stunden ihre
Schularbeit hinlegen, eine Schweigeminute und verschiedene Aktionen
abhalten mit dem Ziel, den Erwachsenen klar zu machen, dass sie dieses Spiel
auf ihrem Rücken nicht mehr zu spielen bereit sind. Schon jetzt haben allein
schon SchülerInnen aus über 50 Schweizer Schulen ihre Teilnahme zugesagt, von den
KommilitonInnen aus Kolumbien, Kambodscha, den USA usw. ganz zu schweigen.
Schweigemärsche und eine Medienaktion sollen den Kindern und Jugendlichen
genug Gehör verschaffen, um ihre Anliegen vorzubringen, und sei es auch nur
für einen Tag. Aber niemand ist dazu gezwungen. Vielmehr sollen die
SchülerInnen in einer Urabstimmung entscheiden, ob sie daran teilnehmen wollen
oder nicht.
Neben dem ambitionierten Schulstreik hat die G.I. aber auch andere Projekte
laufen. Im Sommer sind die jungen Leute beispielsweise an eine Konferenz
von über 700 Häuptlingen indigener Völker aus aller Welt eingeladen. Im
Genfer UNO-Gebäude können sie ihre Forderungen vor den alten und meist
im Einklang mit der Natur lebenden "Herren" dieses Planeten vortragen. Franzi
unterstrich, dass dieser Tag ihr persönlich sehr viel bedeute, denn die
Unterstützung der Chiefs aus aller Welt wäre eine symbolisch wichtige
Rückendeckung für die G.I. Auch haben die InitiantInnen eine Kerze an die
UNO-Generalversammlung geschickt mit der Bitte, dieser einen Raum zu
geben und sie anzuzünden, sobald mindestens die Atomwaffen dieser Erde
endgültig und bis in alle Ewigkeit abgeschafft sind.
Also. Wenn eine 17-jährige Frau, die ja eigentlich anderes im Kopf
haben müsste (z.B. Schule oder einen liebenden und geliebten Freund),
nichts anderes erreichen will, als die weltweite Abrüstung, dann wirkt
das auf uns extrem. Na, viel radikaler geht's ja nicht mehr. Aber. Wenn
nicht da und dort in der Weltgeschichte die "Radikalität" Oberhand gewonnen
hätte, dann wären Errungenschaften des menschlichen Fortschritts wie
Demokratie, Menschenrechte und Technologie (z.B. Internet) kaum oder
gar nicht möglich gewesen. Insofern ist die Radikalität der G.I.
gar nicht so extrem. Es heisst ja, dass radikale Zustände (und um
solche handelt es sich ja wohl) radikale Lösungsansätze erfordern. Und wer
kann radikaler sein als Jugendliche? Insofern ist die Initiative von Franzi und
ihren FreundInnen nur einer von vielen Versuchen mutiger Menschen, dem
Schicksal eine bessere Wendung zu geben.
Persönlich habe ich das Gefühl, dass Franzi eine mutige, trotz ihrer
anthroposophischen Umwelt realistische junge Frau ist. Sie
hebt sich deutlich ab aus der unendlichen Menge ausschliesslich
konsumorientierter und sich keinen Deut um Gegenwart und Zukunft unserer
Gesellschaft und Welt scherender junger Leute. Sie ist nicht der Archetyp der
revolutionären Weltverbessererin, sondern "nur" eine engagierte und
bewusste 17-jährige, die offen ausspricht, was viele von uns (gerade der
politisch aktiven Jugendlichen) denken, nämlich, dass dem unabwendbar
scheinenden Untergang endlich Einhalt gewährt werden muss. Allein schon deshalb
ist die G.I. unterstützungswürdig und keineswegs "extrem". Offenbar
braucht es immer wieder Leute, die, Propheten nicht ungleich, ihre
ungläubigen Mitmenschen aufrütteln. So wie Moses dem Volk Israel zürnen
musste, weil viele vom rechten Glauben abgefallen waren und das goldene
Kalb anbeteten. Und hierfür braucht es halt mehr, als nur ein paar Worte der
Vernunft. Franzi fasst ihre Absicht in ihrer "Biographie" zusammen mit:
"Die Leute waren sprachlos, überwältigt vo der Radikalität unserer Forderung."
Die Globale Initiative ist über viele Kanäle zu erreichen. Die Snailadresse
lautet zum Beispiel:
Globale Initiative
Fauggersweg 39
3232 Ins
Es befindet sich eine Homepage im Aufbau, vorläufig gibt es zwei
Textseiten auf dem Web unter
http://www.cop.com/info/fs-bio (Franzis Weg zur G.I.)
und http://www.cop.com/info/fs-plan (ein Abriss der G.I.)
Ueber Mail sind die Globalen InitiantInnen auch zu erreichen.
sowie über Phone/Fax; 032 83 24 58/83 35 73. Sie sind sicher froh um
jedeN, der/die sich für ihre Initiative interessiert.
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