Ein paar Worte zu den Beatles
Die Beatles haben diese Woche die Anthology 2 veröffentlicht. Nachdem ihr letztjähriges
Comeback durch einen anderen Untoten, nämlich Freddie Mercury und seiner lebendigen
Band Queen, gehörig versalzen worden ist, stehen ihnen nun keine weiteren Konkurrenten
aus dem Himmelschor im Weg. Aber warum diese kraftraubende Ankurbelung der Beatlemania
durch die gewaltigen Mühlen des Marketing? Was erwarten sich diese davon? Könnte der
Schuss vielleich nach hinten losgehen?
Kurz gesagt, die Musikindustrie erwartet sich davon einen möglichst grossen Geldsegen und
der Schuss wird wahrscheinlich nach hinten losgehen, natürlich aber nur begrezt; die
Verkaufszahlen werden trotzdem hoch sein, aber die Hysterie der Mittesechzigerjahre
wird wahrscheinlich nicht wieder aufkommen.
The Beatles, eine Band die jedermann/-frau ein Begriff ist, egal wie wenig sie/er sich
für Musik interessiert. Diesen Bekanntheitsgrad tragen die Fab Four aus Liverpool zurecht.
Handelt es sich doch bei ihnen um die Band, welche in den Sechzigern die Szene
revolutioniert haben. Einerseits durch ihre Musik und andererseits durch ihren Style.
Die Beatles vereinigten in sich die Kreativität und die Innovation des Indie mit
der epochalen Revolte ähnlich des Punk mit einer Hysterie, vorallem bei jungen Frauen,
wie wir sie heute bei Konzerten von Caught in the Act, East 17 und Konsorten beobachten
können (Take That habe ich ausgeklammert, da sich diese Band gottseidank aufgelöst hat.
Die obengenannten Bands werden dies in nächster Zeit Take That gleichtun)
Die Beatles besitzen eine solche Bandbreite mit vielen lieblichen Details, sodass
kaum ein geneigteR ZuhörerIn um sie herumkommt. Die Songs sind leicht bekömmlich, aber
trotzdem gut. Deswegen ist es kaum verwunderlich bei den Britpopbands wie Oasis, Pulp
oder Blur Wurzeln der Beatles ausfindig machen zu können. Ganz zu schweigen vom
Lied Come Together von den Beatles, welches als meistgespielte Coverversion gilt.
Versucht man die herausragenste Platte der Fab Four ausfindig zu machen, so ist es mit
Abstand Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band. Eine Zeit also, in welcher die Beatles
sich auf einem Indientrip befanden und man ganz klar die Hippieära ausmachen kann. Alle
nachfolgenden Erscheinungen bis zu ihrer Auflösung 1970 besitzen einen gnadenlosen Anspruch
an künstlerischem Höhenflug. Gleichzeitig ist man versucht auch in den leicht melancholischen
Melodien das Ende der Hippieära zu erkennen.
Kurz gesagt, die Beatles sind für die heutige Musik, was Mozart für die Klassik ist.
Wahrscheinlich sind die Beatles noch einiges mehr. Deswegen ist es auch gut, wenn
Archivmaterial von ihnen erscheint. Trotzdem wird es den normalen Zuhörer enttäuschen,
weil sich auf diesen Anthologien eine schlechte Klangqualität findet, und Lieder wie
Strawberry Fields gleich in mehreren Versionen findet, was bei einzelnen einen leichten
Anflug von Langeweile auslösen kann. Dewegen eignet sich Anthology 2 wie auch Anthology 1
als ein Dokument, aber nicht, um auf den Geschmack der Beatles zu kommen. Da sollte man/frau
sich lieber das rote resp. blaue Greatest Hits Album besorgen. Denn damit kommt man
den Beatles und dem ganzen Lebensgefühl besser auf die Spur. Später, wenn man wirklich
ein ultimativer Beatlemaniac geworden ist, kann man/frau sich ja immer noch die
Anthologien beschaffen.
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