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Neue Mobilität in Winterthur
"Car Sharing" bedeutet so viel wie "ein Auto teilen". Unter diesem Motto schiessen
seit Jahren Firmen und Genossenschaften aus dem Boden, die alle ein
gemeinsames Ziel verfolgen: trotz des in unserer Gesellschaft verwurzelten
Mobilitätswahnes soll die Natur dabei so wenig Schaden nehmen wie nur irgend
möglich. Anstatt das einE EinzelneR ein Auto besitzt und das statistisch
gesehen meistens eh in der Garage steht, sollen viele Interessierte die Möglichkeit
haben, sich ein oder mehrere Autos zu teilen. Eben: Car sharing. Die
Genossenschaft ShareCom hatte es vorexerziert, die neue Firma
CSC (Car Sharing Company)
will es ihr nachmachen, ja es sogar besser
machen, denn hinter ihr stehen neben der ShareCom und dem
Mietwagenunternehmen AVIS auch die Winterthurer Verkehrsbetriebe -
zumindest, was den Winterthurer Stützpunkt der CSC betrifft. Und
diese hat sich mit grossem Trara der Oeffentlichkeit vorgestellt.
Die CSC sieht sich als "automobile Ergänzung zum öffentlichen Verkehr".
Im April soll es losgehen, wenn alles gut geht. Schon heute stehen die ersten
der sechs Winterthurer Autos bereit, aber das Reservationssystem und die Standplätze sind
nicht nicht voll ausgebaut. CSC ist eine AG, an der die alte Genossenschaft ShareCom
als Initiantin und Hauptaktionärin beteiligt ist, aber sich nicht in die
Firmenpolitik mischt. Sie bietet nun den "Leihwagen" als benutzerorientierte
und kostengünstige Dienstleistung an: bequem, zeitsparend, problemlos und
benutzerfreundlich. Ein Hauptträger des CSC-Erfolges soll das neue, voll
computergestützte und zumindest auf dem Papier revolutionäre Reservationssystem
sein. Das Prinzip heisst: Anruf genügt (auch per Modem möglich). Im Gegensatz zu
den genossenschaftlich betriebenen "Autoteileten" soll die CSC als AG eine
reine Dienstleistung anbieten, ohne dass mensch Mitglied und Miteigentümer
sein muss, um davon zu profitieren. Selbstverständlich, so meinte CSC-Chef
Lorenzo Martinioni, könnten Interessierte auch Aktien der CSC erwerben.
Kooperation statt Konkurrenz. Unter diesem Motto möchten die CSC-MacherInnen eng
mit den Winterthurer Verkehrsbetrieben und der Firma AVIS zusammenarbeiten. Das
Ziel ist eine neue, fast bahnbrechende Form von Mobilität, die energie-,
rohstoff- und umweltschonend sein und bei der die bisher klare Linie
zwischen öffentlichem und privatem Verkehr verwischt werden soll. Die AVIS als
Vermieterin ist daran interessiert, über die CSC ein regionales Standbein
in der Schweiz zu haben und bietet CSC-AbonnentInnen Sonderkonditionen
an. Wer ein Auto für länger als zwei Tage braucht, wenn zur Zeit gerade
kein Auto da oder das gewünschte Fahrzeug nicht frei ist oder ganz einfach
ein spezielles Auto erforderlich ist, die AVIS ergänzt das Angebot der
CSC, ohne sie zu konkurrenzieren. Die Verkehrsbetriebe ihrerseits möchten
den KundInnen eine Alternative bieten, die ihr natürlicherweise beschränktes
Angebot mit dem CSC-Auto auszuweiten vermag. Sie sind die ersten öffentlichen
Verkehrsbetriebe der Schweiz, die diesen Schritt wagen. Das Subsidiaritätsprinzip ist
hier Pate gestanden. Für den Alltag den öV (öffentlichen Verkehr), für
die Ausnahmefälle das (CSC)Auto, heisst hier die Devise. Eben: Kooperation statt
Konkurrenz.
Speziell am CSC ist eigentlich "nur" das vollcomputerisierte Reservationssystem,
Marke Eigenbau und einzigartig. Das System ist von jedem Telephon aus 24 Stunden am Tag mit
den entsprechenden Codes abrufbar (auch per PC, einfachem Terminalprogramm
und Modem). Wenn ein Auto reserviert ist, muss der Kunde/die Kundin nur seinen/ihren
persönlichen Chip an die dafür vorgesehene Vorrichtung am Auto stecken,
und los geht's! Der Bordcomputer führt genau Buch über die persönlichen
Aufwendungen, die dann per Rechnung später ins Haus flattern. So einfach ist das.
Selbstbedienung ist also angesagt. Das Putzen übernimmt die CSC.
Die CSC-MacherInnen haben sich überlegt, dass mehrere tausend AutofahrerInnen in
der Schweiz mit einem Jahrespensum von 7000 km das Angebot des CSC schätzen
könnten. Das ist wenig und bedeutet, dass das Auto nur in speziellen
Fällen gebraucht werden kann (macht max. 140 km/Woche), z.B. beim Wocheneinkauf
oder für einen späten Ausgang. Besonders profitieren können Leute aus der
Agglomeration, die das beschränkte WV-Netz nicht sinnvoll benützen können.
Für Firmen gibt es günstige Sonderkonditionen.
In Winterthur selbst gibt es vorerst nur vier Standplätze für sechs CSC-Autos,
der eine ist beim Hauptbahnhof. Ein Ausbau des Angebots wird
natürlich angestrebt. Die CSC versteht sich als
ein lean-Betrieb, denn wegen des sehr hohen Automatisierungsgrades (nur 1 Stelle
zur Zeit), können die Betriebskosten gering gehalten werden. WV-AbonnentInnen
müssen monatlich SFr.10.- (für Normalos SFr.30.-) Abogebühr bezahlen. Die
Kosten pro Stunde Gebrauch (resp. Reservation) belaufen sich auf 50 Rappen
pro gefahrenen Kilometer und SFr.2.25 pro Stunde Gebrauch.
Dies gilt als "alles inklusive", sei es Benzin (wird im Bedarfsfall rückerstattet),
Reinigung, Unterhalt usw.
Die CSC vollführt im April in Winterthur ihren nationalen Start. Das hängt mit dem
Willen der Verkehrsbetriebe zusammen, diese Idee zu fördern. Es sind auch
CSC-Zenten in Zürich, Baden, Bellinzona, Aarau, Biel und
St.Gallen am Anlaufen. Gerade in Zürich
ist alles noch ziemlich schwierig, weil die örtlichen Verkehrsbetriebe mit
ihrem (unsäglichen) "Züri mobil"-Projekt noch vergeben sind.
Fazit: sicher eine gute Idee. Aber die sechs Autos am Anfang sind meines
Erachtens ziemlich mager. Und dass alles an diesem aufwendigen Reservationssystem
hängt, wird die Arbeit nicht nur erleichtern, hier besteht auch Gefahr. Ob
das System abstürzt oder einfach nur ein Auto zu spät abgeliefert wird, wenn
etwas schiefläuft am Programm, sehen die CSC-Leute alt aus. Hier müssen sie
sich absichern. Unter dem Strich kommt das CSC-Auto sicherlich
billiger als ein eigenes und bequemer als nur ein WV-Abo. Aber trotz alledem
erfordert die Benützung viel Disziplin, mensch muss sich an das System und
seine Vor- und Nachteile gewöhnen. Wer nur ganz gezielt Auto fährt (und
somit wenig) profitiert sicherlich von diesem Angebot. Das hunderte Franken
pro Monat teure Auto ist ja kein Fahr-, sondern ein Stehzeug, das
durchschnittlich 23 Stunden pro Tag herumsteht. Nur: wie gross ist die
Anzahl derer, die genau in diese Klasse passen oder gar ihren Mobilitätsbedarf
an dieses Angebot anpassen möchten? Einfach wird es nicht sein, und das
angestrebte Ziel, schon im zweiten Jahr schwarze Zahlen zu schreiben
und später sogar Dividende auszuschütten, ist nicht so einfach, wie es
in der Theorie klingt. Hoffen wir das Beste.
Weiteres unter der Homepage von Mobility.
Die Info-Hotline des CSC ist: 0848 824 812 (26 Rp./Min.).
Die Kontaktadresse der CSC selbst ist:
CSC Car Sharing Company
Postfach 203
8024 Zürich
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