Metallica goes back to the roots
Bei vielen Musikern grassiert das Weihnachtsfieber. Sprich: Im Dezember
wird noch husch husch eine Best of oder sogar eine Very Best of auf den
Markt geworfen, um dem gewöhnlichen Volk die Suche nach passenden
Weihnachtsgeschenken zu erleichtern. Auch Metallica sind von diesem
Fieber infiziert worden, wenn auch in anderem Masse wie beispielsweise
Meat Loaf oder Deep Purple mich mit "Alle Jahre wieder" Best of
Kompilationen erschreckt haben.
Es wäre unfair Hetfield & Co. in den gleichen Topf zu werfen. Zwar haben
auch sie nicht wirklich neues Material zu bieten, doch eine Best of ist
Garage Inc. wiederum überhaupt nicht. Viel mehr nahmen die Kalifornier
ihre Idee von 1987 auf, als sie eine EP mit Coverversionen ihrer alter
Helden einspielten, um den neuen Bassisten Jason Newsted einzuspielen,
welcher für den während der Master of Puppets Tour verunglückten Cliff
Burton zu Metallica gestossen ist. Garage Days -oder mit vollem Namen
"The $ 5.98 E.P. Garage Days Re-Revisited"- bekam Kultstatus und ist
seit langer Zeit vergriffen. Selig also, wer das Album zu Hause hat (Ich
habe nur eine schmierige Raubkopie aus der Türkei, nachdem mein altes
selbst überspieltes Tape, welches 100'000 überspielt wurde, ziemlich
ausgeleiert war).
Auf Garage Inc. mischen Metallica alt und neu. Die erste Disc ist mit
neuen Coverversionen bestückt, während die zweite diejenigen enthält,
welche Metallica jemals veröffentlicht hatten, so auch die ganze Garage
Days und B-Seiten, wie die B-Seite von Jump in the Fire, welche als
Garage Days '84 bezeichnet wurde, aber auch Queens Stone Cold Crazy und
So What der Anti Nowhere League fehlen nicht, die immer wieder bei
Metallicas Live-Shows zum Besten gegeben werden. Ausserdem sind vier
Titel von Motörhead drauf, welche die B-Seiten der verschiedenen Hero of
the Day Singles schmückten.
Interessanter ist hingegen die Auswahl auf der ersten CD. Einerseits
wird klar, dass Diamond Head die wirklichen Vorbilder von Hetfield und
Ulrich waren, was mit zwar einem Cover honoriert wird, doch ganz zu
schweigen von Am I Evil auf Garage Days '84 und Helpless auf Garage Days
'87. Vergleicht man die verschiedenen Covers, so ist klar, dass sich
Metallica in den letzten 10 Jahren musikalisch massiv
weiterentwickelten. Während '87 unweigerlich alles nach Metallica
dröhnt, erkennt man '98, was die frühen 80er, als Diamond Head spielten,
wirklich ausgemacht hat. Zwar sind auch '98 auch Punkkracher wie Free
Speech for the Dumb und Die, die my Darling von den Misfits drauf, doch
ist die erste CD im allgemeinen ausserordentlich abwechslungsreich.
Bei den Covern von Bob Seeger und Blue Oyster Cult dringt auch die Liebe
zum Country ein bisschen durch, welche bereits in Ansätzen bei den
letzten beiden Studioalben Load und Reload vorhanden waren. Zum Cover
der Südstaatenrocker Lynnrd Skynnrd ist zu sagen, dass sich Cliff Burton
immer gewünscht hatte den Skynnrd Song Free Bird live zu spielen. Der
Rest der Band war aber dagegen. Deswegen ist Tusdays Gone als eine
Hommage an Cliff zu sehen, obwohl er es verdient hätte, das
psychedelischere Free Bird auf die CD zu brennen.
Erwähnenswert ist das ein Mercyful Fate Medley, welches ich, der ich bei
weitem kein King Diamond Fan bin, als eines der besten Stücke auf dem
ganzen Doppelalbum sehe. Aber auch Loverman von Nick Cave kommt wirklich
stark rüber. Auch erwähnenswert ist das fette Booklet, wo alle
gecoverten Bands und ihre Verbindung zu Metallica -manchmal ziemlich
rühselig- beschrieben werden. Nur unschwer lässt sich ob so viel
Rührseligkeit der äusserst eloquente Metallidrummer Lars Ullrich
erkennen...
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