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Die besoffene Aktie
Nur schnell so als Zwischenbemerkung, bevor es danach wieder regulär
weitergeht. Ich meine, nicht, dass ich mich nun über die Swisscom lustig
machen will, ich verstehe auch, dass es nicht einfach ist, einen
vormals staatlichen Monopolbetrieb zu privatisieren, der grösser
ist als viele andere Firmen. Und doch: die Ausgabe der sogenannten
"blauen" Aktie (welch unsäglicher Name, wer auf die Idee gekommen ist.
gehört in die telekommunikative Wüste geschickt!!!) ist doch einige
Bemerkungen wert. Schliesslich handelt es sich beim
"Nichtmehrganzmonopolbetrieb" Swisscom unbestritten um den ganz heissen
Tip für die Zukunft. Neben dem blau-besoffenen Riesen werden wohl die
Konkurrenten die ewigen Zweiten sein.
Ich habe wie alle anderen auch einen Versand erhalten, wo mir der Kauf der
Swisscomaktien schmackhaft gemacht wird. Zwar handelt es sich mal vorläufig
nur um eine Absichtserklärung, den Kaufvertrag kann und werde ich später
mal unterschreiben. Egal, jedenfalls überlege ich mir einige Sachen dabei.
Erstens: bei der Swisscom handelt es sich um diejenige Firma (oder zumindest
die Branche), die mehrere Boombereiche abdeckt. Seien es das Internet und
andere Datenübermittlungsdeals oder die privaten elektronischen Medien, die
wie Pilze aus dem Boden schiessen, E-Commerce und andere virtuelle
Geschäfte oder allfällige aus diesen Bereichen entstehende Synthesen. Die
Swisscom und ihre KonkurrentInnen beackern ein breites und kommerziell
höchst einträgliches Feld.
Zweitens: ich bin Kommunist, mindestens bin ich der Meinung, dass die
grossen Kerngeschäfte in Volkes Hand bleiben müssen, damit sich niemand an
denen bereichern kann. Mittels der "blauen" Aktie kann eine sehr breite
Aktionärsbasis geschaffen werden, die sich nicht mehr gross vom
Ursprungsstatus des Staatsbetriebs unterscheidet. Anders gesagt: je mehr
sich daran beteiligen, umso mehr ist die Swisscom eine Firma des Volkes,
ohne jedoch die Schwerfälligkeit eines Regiebetriebes zu haben. Drittens:
je weniger Shareholders ihren value wollen, desto grösser ist die Chance,
dass der Betrieb weiterhin soziale und ökologische Prinzipien hochhält, denn
das Volk (und somit das Aktionariat) will das!!! Viertens, das finde ich auch
wichtig, sind die Erwartungen gestiegen, die an die Swisscom erhoben werden.
Flexibel, günstig, dienstleistungsorientiert, sozial und doch ökonomisch
soll sie sein. Wenn die KundInnen wie GenossenschafterInnen gleichzeitig auch
die TeilhaberInnen sind, können diese Ansprüche auch mit Nachdruck erhoben
werden. Davon profitieren schliesslich alle.
Die Sache hat für mich als Nichtbörsianer aber einen wichtigen Haken. Bis die
im heissen Konkurrenzkampf stehende Swisscom mal wirklich Rendite ausschüttet,
ich meine so viel, wie ich es als Anfänger erwarten würde, braucht es noch
viel, schliesslich muss an der Firma noch immer rumstrukturiert werden,
neben dieser Doktoriererei sind noch immer viele Investitionen zu tätigen,
um dem "Feind" Paroli zu bieten, der billiger und wohl auch beweglicher ist.
Telekommunikation ist eine teure Sache, ob die Swisscom auch beim Interkonnektionsdeal
mit den Konkurrenten gut rauskommt, ist zu bezweifeln. Im grossen und ganzen
ist der blaue Riese zwar sicher ein erfolgreiches Pferd für die Zukunft, aber
nicht für die nahe.
Kurzum: der Kauf der Swisscomaktien bringt sicher dem blauen Riesen was, dem
Markt ebenso, auch die Grundidee, dass die ehemalige Staatsfirma auch in
Zukunft mittels einer Art demokratischen "Volksaktie" doch in der Hand der
Massen bleibt und nicht an irgendeine Interessensgruppe verhökert wird, ist
trotz aller Kritik an Privatisierungen sicher keine schlechte Lösung.
Vielleicht ist sogar der Verzicht auf eine echte Volksaktie à la Deutsche
Telekom ein richtiger Entscheid, da dann die flüssigen Mittel tatsächlich
fliessen und die Firma doch jemandem gehört (wenn auch vielen). Es ist
also sicher ein Tip an alle, die sonst nicht wissen, wohin mit dem Geld.
Aber die Firma sollte dabei auch nicht vergessen, dass viele Erwartungen
damit verbunden sind, dazu gehört, dass der Riese flexibel und vor allem
verhältnismässig wird, dass nicht das beamtische Prinzip im Vordergrund
steht, sondern der Dienst an der Allgemeinheit (resp. am KundInnen, was nicht
dasselbe ist).
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