Wolkenstein
a symphonic mind movie
Wer sich das vergangene Wochenende in Zürich aufhielt, kam um eine
freiwillige oder unfreiwillige Musikdusche nicht herum. Die ganze Stadt
war eingehüllt in Klangfarben vom Hossa der ersten Zürcher
Schlagerparade bis Marschmusik, Ländler, Jazz und Techno auf dem
Münsterhof zur Feier des 150-jährigen Bestehens des Schweizerischen
Bundesstaates. Die Musik ging auf Reisen: ob sprichwörtlich auf den
Schlagermobilen oder historisch durch 150 Jahre Zürcher Musikgeschichte.
Inmitten der ganzen Festivitäten, auf einer Musikinsel im Zürcher
Fraumünster, schickte der Harfenvirtuose Andreas Vollenweider die
Zuhörer auf ihre ganz persönliche Reise. "Wir wissen nicht genau, wo uns
die Reise hinführen wird. Das kann jeder für sich entscheiden. Mal ist
sie leicht, mal ist sie schwer ". So begrüsste Andreas Vollenweider das
Publikum in der voll besetzten Kirche und lieferte gleich die Erklärung
für sein neustes musikalisches Experiment: Wolkenstein - a symphonic
mind movie.
Jeder Zuhörer soll seine eigene Phantasie und Vorstellungskraft spielen
lassen. "Meine Musik soll einen emotionalen Einstieg in die Tiefe geben.
So entstehen eigene Bilder und Geschichten."
Im Rahmen des Jubiläums "150 Jahre Bundesstaat" arbeitet Andreas
Vollenweider für sein neustes musikalisches Experiment mit dem Zürcher
Kammerorchester zusammen. Das Resultat ist ein symphonisches
Konzertprogramm, indem sich die Musiker des Kammerorchesters und Andreas
Vollenweider mit seinen "Friends" perfekt ergänzen. Jeder bekommt den
Raum, sich zu entfalten.
Die Grundlagen für das 90-minütige Konzert liefern sein letztes Album
"Kryptos" und Teile früherer Kompositionen, die für die aktuelle Tournee
orchestriert und neu arrangiert wurden. "In dieses Projekt habe ich
viele exotische Farbtupfer einfliessen lassen. Die Verbindung der
archaischen Kräfte mit dem hochentwickelten Klangkörper des Orchesters
interessiert mich seit Jahren."
Andreas Vollenweider ist längst nicht mehr nur der Harfenspieler. Der
überzeugte Autodidakt spielt daneben auch Gitarre, Akkordeon und eine
vielzahl von exotischen Instrumenten. Dabei ist der Weltstar bescheiden
geblieben. Ueber 10 Millionen verkaufte Tonträger machen ihn zum
erfolgreichsten Schweizer Musiker aller Zeiten. DJ Bobo lässt mit 6
Millionen grüssen.
Auch die aktuelle Tournee findet grossen Anklang beim Publikum. Die zwei
Konzerte in Zürich waren schnell ausverkauft. Einige bemühten sich am
Abend vor dem Fraumünster vergeblich um Karten.
Punkt 23:00 Uhr begann das Konzert mit einem Hahnenschrei aus den
Lautsprechern. Trotz grossem Orchester mag Vollenweider nicht auf
natürliche und künstliche Klänge aus dem Computer verzichten. Schnell
zieht einen das Orchester in seinen Bann. Grosse Dynamik bestimmt den
ersten Teil ein Spiel zwischen schwer-pompösem und leicht-verspielt-
mystischem Wolkenstein.
Die Musik könnte tatsächlich aus einem Film stammen. Bilder entstehen
vor dem geistigen Auge, langsam schweifen die Gedanken ab.
Komischerweise kommen mir immer wieder die Bilder vom Swissair-Unglück
in den Sinn. Schade nur, dass das kurze Aufflackern von Lichtspots in
der Kirche einen immer wieder aus den Gedanken reissen. Ich werde
unsicher, ob das zur Inszenierung gehört. Zehn Minuten probiert jemand
alle möglichen Lichtschalter in der Kirche aus. Lichter gehen an- und
wieder aus.
Der zweite Teil nach der Pause oder "Entspannungsübung" wie Vollenweider
es nennt, in der die Musiker ihre Instrumente neu stimmen, wird durch
Glocken eingeläutet. Sehr viel verspielter und weniger Konzertant kommt
er daher. Die Klänge werden popiger und exotischer. Andreas Vollenweider
und seine "Friends" Walter Keiser (Schlagzeug), Matthias Ziegler
(Flöten) und Christoph Stiefel (Tasteninstrumente) übernehmen das
Zepter und erzeugen ungewohnte Klänge.
Die Symbiose zwischen klassisch strukturiertem Orchester und
"Improvisieren in freien Zwischenräumen" ist gelungen die intuitive
Annäherung von Vollenweider an das Orchester.
Vor 150 Jahren, eine Anspielung auf das Jubiläum, habe er angefangen,
Harfe zu spielen. Wüsste man es nicht genauer, man würde es ihm
glauben...
Andreas Vollenweider ist noch bis am 13. September auf Tournee in
verschiedenen Schweizer Städten.
Tickets kann man bei FastBox unter Tel: 0848 800 800 bestellen. Im
Herbst ist Andreas Vollenweider zudem in den USA auf Tournee.
Die Photos haben wir mangels Geld und Photopass bei der offiziellen
Homepage
abgekupfert. Sorry for this. ;-)
|