Transglobal Underground: Rejoice Rejoice
Hamid Mantu und Alex Kasiek, zusammen mit wechselnden Partnern, sind schon
seit bald mal zehn Jahren Transglobal Underground, eines der wohl
geheimnisvollsten Combos der britischen Technowelt. TGU haben seit
Anbeginn ein Ziel: Fusion, die unverwechselbare Vermischung von technoiden
und Ethno-Elementen, heute nennt man das Trip Hop. Nach dem letzten Album
"Psychic Karaoke" sind nur zwei Jahren vergangen, und schon bringen die
Sound-Bastler aus Grossbritannien wieder was. Eine Band, mit der viele
Labels sich ein Problem machen, weil sie zu wenig poppig sind.
"Rejoice Rejoice" ist ebenfalls auf Nation erschienen, einem der vielen
Unter-Labels von Rough Trade. Lange galten TGU als eine der wenigen Technobands,
die tatsächlich, und nicht mal so schlecht, live spielen können. Heute
machen das zwar viele, aber TGU sind noch immer einzigartig. Immer wieder
strecken sie ihre DATs und Sequenzer mit live gespielten Instrumenten, aber
auch mit Musik-Stars aus anderen Kulturen, doch davon später. Jedenfalls
spielen TGU bald am Gurtenfestival in Bern, und im Gepäck haben sie neben
ihrem neuen Album auch hier ihre "alte" Sängerin Natacha Atlas. Das Line-Up
setzt sie auf Freitagabend fest, sie spielen auf der kleineren Zeltbühne
(nach Schweisser übrigens).
"Rejoice Rejoice" ist ein undurchdringliches Gemisch zwischen europäischen
Beats und Samples und multikulturellen Melodien, häufig gesungen und
gespielt von GastmusikerInnen aus allen Herren Ländern. Dabei werden die
verschiedensten Instrumente aus diesen Ländern verwendet, wie Tabla, Dhol
(die grosse indische Trommel) und Djembe, alles Namen, die wir aus den
Erzählungen aus tausendundeiner Nacht kennen könnten. Dabei werden diese Sounds
aber nicht einfach nur gespielt oder gar gesamplet, sondern haben alle
ihre Bedeutung, die GastmusikerInnen (vor allem Sängerin Natacha Atlas)
beteiligen sich gleichwertig am Gesamtkunstwerk.
Auch dieses TGU-Album ist eine grosse Reise durch die ganze Welt. Nicht, dass
diese Reise eine innere Ordnung hätte, aber irgendwie ist der Vergleich
zutreffend. Alex und Co. steigen zum Beispiel in Aegypten ein, Nile Delta
Disco ist ein gerappter Track, aber neben dem blubbernden Sequenzer
tauchen auch Instrumente auf wie Darbuka, Saz und Dhol auf. Die Aussage:
nicht nur Amis können gute und weltweit verständliche Kultur machen.
Das wiederum ist typisch für TGU. Der Melody Maker schrieb:"They suck
in sounds from all across the planet, and turn them into fabulous and
innovative dance tracks."
Das Sound-Kollektiv war und ist auch in ihrem neuen (fünften) Album
nicht so richtig trendy. Ja, TGU sind es sogar noch weniger als früher.
Während die ersten Scheiben noch so richtig im Dunstbereich des World
Beats und vor allem des Ambient-Technos schwebten, ist das neue Album doch
deutlich noch weniger kommerzfähiger. Sie nennen ihren Sound selbst das
"transglobal conglomerate of music" und eine Art Jazz. Sicherlich treffend
(in "Delta Disco"). Nehmen wir ein anderes Beispiel.
In "Body Machine" blubbert ein Sequenzer fröhlich darauf los, Atlas'
gesampleter Gesang und echt gesungene Vocals wechseln sich ab, im Hintergrund
schwebt eine Art Saz, ein Dubki. Umgekehrt hört man ausser einem leisen
Drumcomputer als Taktwechsel auf "Rude Buddah" absolut gar nichts
von den westlichen Instrumenten, gespielt ist das Stück ausschliesslich
von der ungarischen Folkband gleichen Namens. Nur die Uebergänge sind
westlich geprägt. Vocalsamples brauchen TGU im Gegensatz zu ihren
Brüdern von "Deep Forest" fast keine, das kommt sehr in den Tracks
"Ali Mullah" und "Sky Giant" zur Geltung, wo TGU mehr als nur ein bisschen
Orient in den Okzident bringen.
Biwidus hat vor zwei Jahren einen längeren Bericht
über das Konzert und die Silberscheibe von TGU geschrieben, von dort haben
wir auch die Bilder.
Transglobal Underground sind natürlich
auch auf dem Web vertreten
und live zu sehen am Gurtenfestival
vom 17. bis 19. Juli 98 in Bern.
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