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St. Gallen
27.6.98

Ozzy rules!

Als unbestrittener Superact am diesjährigen Open Air enterten eine Stunde vor Mitternacht die wiedervereinigten Black Sabbath die Bühne. Im Gegensatz zu den OzzFests, einem reisenden Festival von Black Sabbath und befreundeten Bands durch die USA, sollte der originale Drummer von Black Sabbath Bill Ward wiederhergestellt worden sein und fähig sein im richtigen Takt in die Drums zu dreschen. Beim Vorstellen der Band durch Oberzeremonienmeister Ozzy Osbourne habe ich zwar den Namen des Drummers nicht verstanden, wurde den Verdacht aber nicht los, dass hinter den Drums ein jüngerer unbekannterer Drummer sitzt. Demzufolge also doch keine richtige Reunion.

Das Konzert von Black Sabbath lief nach dem gleichen Muster ab, wie die Solotourneen von Ozzy Osbourne in den letzten 15 Jahren. Zur Einstimmung kam ein Medley mit den bekanntesten Black Sabbath Songs abgespielt und man konnte sich durch den Wiedererkennungseffekt auf einzelne Songs freuen; eine Methode, die bei den US-Amerikanern bei jedem angespielten Song ein riesiges Gekreische auslöst. Amerikaner halt...

Nachdem die letzten Töne vom Tape verklungen waren kamen die vier (älteren) Männer in Schwarz auf die Bühne und krachten mit War Pigs gleich mal drauf los. Das Konzert wurde zu einer Greatest Hits Reise durch die erste Schaffensperiode, als diejenige mit Front- und Madmann Ozzy Osbourne. Hits wie NIB, Iron Man oder als Zugabe das unverwüstliche Paranoid wurden zum Besten gegeben. Vor allem der Bassist Geezer Butler überraschte durch seine konstante Headbangingperformance. Der Gitarrist Tony Iommy hingegen war die Coolness himself, ganz im Gegensatz zu Madman Osbourne. Animation des Publikums, Sprünge und Herumlaufen auf der Bühne, wie in alten Zeiten. Kritiker bemängeln, dass er eher lächerlich ausgesehen habe mit seinen kleinen Junkie-Schrittchen und seinen Froschsprüngen. Aber schliesslich hat Ozzy so etwa sämtliche Entzugsanstalten von innen gesehen und lebt trotz diversen Rückfällen immer noch, wenn das keine Leistung ist? Und seine Schrittchen und Sprüngchen hat er schon vor zehn Jahren gemacht; es ist sein Markenzeichen.

Was das Konzert angeht, so war es tadellos abgemischt und auch die Herren Musiker hatten die Instrumente gut im Griff. Die Gitarre war düster, dominant und reduziert, also keine extravaganten Gitarrenorgien, der Bass war fett und Ozzys Stimme furchterregend, manchmal ein bisschen falsch, aber immer authentisch.

Es zwar nicht zu erwarten, dass Black Sabbath auf Ewigkeiten zusammen bleiben, viel mehr werden sie wahrscheinlich nach der Tournee wieder eigene Wege gehen, doch ein Erlebnis war es allemal. Schliesslich sieht man die Pioniere des Heavy Metal nicht alle Tage und dazu mit einem Ozzy Osbourne, wie er leibt und lebt.



Vitsky (EMail) für Biwidus aus dem Sittertobel.