|
Ozzy rules!
Als unbestrittener Superact am diesjährigen Open Air enterten eine
Stunde vor Mitternacht die wiedervereinigten Black Sabbath die Bühne. Im
Gegensatz zu den OzzFests, einem reisenden Festival von Black Sabbath
und befreundeten Bands durch die USA, sollte der originale Drummer von
Black Sabbath Bill Ward wiederhergestellt worden sein und fähig sein im
richtigen Takt in die Drums zu dreschen. Beim Vorstellen der Band durch
Oberzeremonienmeister Ozzy Osbourne habe ich zwar den Namen des Drummers
nicht verstanden, wurde den Verdacht aber nicht los, dass hinter den
Drums ein jüngerer unbekannterer Drummer sitzt. Demzufolge also doch
keine richtige Reunion.
Das Konzert von Black Sabbath lief nach dem gleichen Muster ab, wie die
Solotourneen von Ozzy Osbourne in den letzten 15 Jahren. Zur Einstimmung
kam ein Medley mit den bekanntesten Black Sabbath Songs abgespielt und
man konnte sich durch den Wiedererkennungseffekt auf einzelne Songs
freuen; eine Methode, die bei den US-Amerikanern bei jedem angespielten
Song ein riesiges Gekreische auslöst. Amerikaner halt...
Nachdem die letzten Töne vom Tape verklungen waren kamen die vier
(älteren) Männer in Schwarz auf die Bühne und krachten mit War Pigs
gleich mal drauf los. Das Konzert wurde zu einer Greatest Hits Reise
durch die erste Schaffensperiode, als diejenige mit Front- und Madmann
Ozzy Osbourne. Hits wie NIB, Iron Man oder als Zugabe das unverwüstliche
Paranoid wurden zum Besten gegeben. Vor allem der Bassist Geezer Butler
überraschte durch seine konstante Headbangingperformance. Der Gitarrist
Tony Iommy hingegen war die Coolness himself, ganz im Gegensatz zu
Madman Osbourne. Animation des Publikums, Sprünge und Herumlaufen auf
der Bühne, wie in alten Zeiten. Kritiker bemängeln, dass er eher
lächerlich ausgesehen habe mit seinen kleinen Junkie-Schrittchen und
seinen Froschsprüngen. Aber schliesslich hat Ozzy so etwa sämtliche
Entzugsanstalten von innen gesehen und lebt trotz diversen Rückfällen
immer noch, wenn das keine Leistung ist? Und seine Schrittchen und
Sprüngchen hat er schon vor zehn Jahren gemacht; es ist sein
Markenzeichen.
Was das Konzert angeht, so war es tadellos abgemischt und auch die
Herren Musiker hatten die Instrumente gut im Griff. Die Gitarre war
düster, dominant und reduziert, also keine extravaganten Gitarrenorgien,
der Bass war fett und Ozzys Stimme furchterregend, manchmal ein bisschen
falsch, aber immer authentisch.
Es zwar nicht zu erwarten, dass Black Sabbath auf Ewigkeiten zusammen
bleiben, viel mehr werden sie wahrscheinlich nach der Tournee wieder
eigene Wege gehen, doch ein Erlebnis war es allemal. Schliesslich sieht
man die Pioniere des Heavy Metal nicht alle Tage und dazu mit einem Ozzy
Osbourne, wie er leibt und lebt.