Düsterer Trip aus Bristol
Massive Attack sind ja keine Unbekannten in der Musikszene. Viel mehr
gelten sie als einer der Pioniere auf dem Trip Hop Sektor. Um so
erstaunlicher ist es, dass sie mit ihrem neuen Album gehyped werden, als
wären sie DIE Neuentdeckung des Jahres.
Das mit der Neuentdeckung ist gar nicht so weit hergeholt. Man kann fast
behaupten, dass sich Massive Attack auf jedem neuen Album immer wieder
neu entdeckt. Dieses Jahr heisst der Trip Mezzanine. Etwas Altbewährtes
auf diesem Album ist die neue Gesangsbesetzung. Wie auf den beiden
Vorgängeralben arbeiten Massive Attack auch dieses Mal mit verschiedenen
Sängerinnen und Sängern. Somit bleibt das Trio aus Bristol dem Grundsatz
treu, dass sich die einzelnen Musiker nicht auf ein Musikinstrument
reduzieren lassen. Viel mehr spielt und singt jeder wann er gerade Lust
hat, so die Aussage von Massive Attack. Hinter diesem
Friede-Freude-Eierkuchen-Lustprinzip, das und die drei Herren
auftischen, versteckt sich ein ausgeklügeltes Arrangement an Stimmungen
und Klängen.
Vor allem die Stimmungen vermitteln verschiedene Facetten der
Düsterkeit. Manch einer wird sich sagen, dass Düster gleich Düster ist,
aber Massive Attack vermögen es diese Leute eines besseren zu belehren.
Zurück zu den SängerInnen. Während auf dem Vorgänger Protection mit
Sängern wie Tricky oder die Vocalistin von Everything but the girl eine
wahrhaftig massive Promiparade durchmarschiert ist, dominieren bei
Mezzanine die Nonames. Trotzdem werden überzeugende Aktionen zum Besten
gegeben, wie beispielsweise bei auf The girl next door und Teardrops,
welches auch die erste Singleauskopplung ist.
Bei The girl next door zitieren Massive Attack auch Loops aus einem Song
von The Cure, wobei sie das Zitat vorbildlicherweise im Booklet
vermerken. Was auf Mezzazine ausserdem positiv auffällt ist, dass
Massive Attack vom puren Elektrosound abkommt und schlichte Bass und
Gitarrenparts einbauen, was dem ganzen Album den abrundenden Schliff
gibt. The rock is back again also, wenn auch in einer krass veränderten
Form.
Allmählich bin ich am Schluss von meinem schwärmerischen Gesülze
angelangt. Wer mir all dieses positive Gelaber nicht abkaufen möchte
soll mal in Mezzanine reinhören und sich eines Besseren belehren lassen.
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