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23.5.1998

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Witt: Bayreuth eins

Wir, die wir uns noch an die glorreiche Zeit der Neuen Deutschen Welle erinnern, weil wir sie miterlebt haben, wurden in letzter Zeit bestenfalls mit Parties, schlimmstenfalls aber mit Sound a la Blümchen oder Guildo Horn belästigt. Wirklich keine erfreuliche Zeit für uns. Aber es gibt jetzt Anlass zur Hoffnung, NDW-Vorspieler Joachim Witt unternimmt mit einer neuen CD den Sprung ins 21. Jahrhundert.

Auffällig ist die musikalische Nähe zur sogenannten "Neuen Deutschen Härte" nach dem Vorbild von oomph! und Rammstein. Interessanterweise könnte Witt aber deren Vater sein, denn seit 1981 war (und offenbar ist) der Hamburger für eine Ueberraschung gut. Das Album "Bayreuth eins" ist eine solche. Witt schlägt irgendwie den Bogen von den Charakteristika der NDW in die Jetztzeit.

"Bayreuth eins" ist geprägt vom Industrial, aber trotzdem sehr eigen. Neben den synthilastigen Sounds und wummernden Beats flicht Witt typisch minimalistisch immer wieder Riffs ein, leider etwas gar stark aus der Retorte geraten. Klar, dass der Meister ausser den weiblichen Backgroundvocals gleich alles selbst spielt. Deutlich auch die Nähe zum Rammsteinismus, einer gewissen Tendenz, Marschmusik und Richard-Wagner-Bombastik miteinander zu kombinieren. Das kommt vor allem auch beim sehr gelungenen Cover sehr gut heraus.

Sehr stark sind (wie schon bei seinen alten Hits "Goldener Reiter" und dem sozialkritischen Strassenfeger "Herbergsvater") wieder die Wittschen Texte. "Ich habe die Zukunft eingeholt, doch sie hat mir den Arsch versohlt", singt er programmatisch in "träume, die kein wind verweht". Oder "auf der flucht vor brennender heimat, vor der qual der einsamkeit, vor dem blendwerk keuchender leiber, stehen die fackeln im sturm bereit" (aus "Jüngstes Gericht"). Witt schreibt nicht politische Texte, aber durch und durch poetische, und sie haben eine immense Tiefe, die einem den Atem raubt.

Zusammen mit dem bisweilen brachial-kämpferischen, zum Teil aber auch mystisch-alptraumhaften Weltuntergangssound klingen diese Songs sehr einzigartig und bergen wie im "Jüngsten Gericht" eine fast todverliebte Poesie in sich. "fluch der nacht, einsamkeit, macht sich in dieser stunde breit, ein schmetterling verbrennt im Wind, mit seinen träumen wie ein kind" singt er wieder in "träume".

Die neue Witt-CD ist etwas für diejenigen, denen der brachiale Industrial-Sound der Neuen Deutschen Härte zwar viel sagt, die aber mit den bekanntesten Vertretern der Gattung, Rammstein, nichts anfangen können (über die Faschismusdiskussion von Rammstein hat Vitsky unlängst einen umstrittenen Artikel geschrieben. Und Witt vertritt immernoch die Neue Deutsche Welle, obschon sie mit den Jahren etwas erwachsener geworden ist, realistischer, tiefer.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (schwört auf NDW)