Pippo 1998
Der unterdessen auch schon Weitüberdreissigjährige aus Palermo ist - welch
ein Glück für uns - irgendwann in den Achtzigerjahren bei uns in der
Schweiz gelandet, zufällig, wie er in seinem neuen Buch "Camminando
camminando" zugibt. Als Strassenmusiker spielte er in Luzern seine ersten
paar Franken zusammen, um, auch zufällig, vom Künstler Linard Bardill
als gitarrespielender Italiener entdeckt zu werden.
Pippo ist mit der Zeit zu einem Art Geheimtip geworden. Kennen tun ihn
irgendwie viel zu wenige Leute, ein typisches Problem der Schweizer
Musikszene. Wer ihn schon mal gehört hat, schätzt neben seinen umwerfenden
Fähigkeiten als musikalisches Multitalent, vor allem seine Bühnenpräsenz.
Er brilliert mit seinem gewinnenden Charme, seinen kleinen Histörchen und
seinen Sprüchen. Das Publikum schliesst den schlaksig und feinen Sizilianer
sofort ins Herz.
Musikalisch hat er auch in seinem neuen Programm einiges zu bieten. Fast
drei Stunden dauert der Auftritt von Pippo und sein "Dude" Pablo Miguez, singen und
spielen sich durch einen sehr unterhaltsamen Abend. Zwar ist der Junge auch
schon fitter als an diesem Abend. Trotzdem: da Pablito wie ein junger
Gott Gitarre spielt und Pippo ein glänzender Entertainer ist, wird es
einem nie langweilig. Und man bemerkt nicht einmal die sonst schmerzhafte
Bestuhlung im Theater am Hechtplatz.
Pippo spielte sein Programm "Camminando camminando". Es bestand einerseits
aus den Highlights seiner immerhin auch schon fünf Platten und andererseits
aus seinem Geschichten aus seinem Buch. Besonders hörenswert
sind seine Songs "Il giorno del falco" (das Titellied seines letzten
Albums) und "Terra", in beiden Liedern singt der politische, der
klassenkämpferische und zur selben Zeit auch sehr poetische Pippo Pollina.
Aber vor allem in "Terra" sticht auch der witzige Pollina hervor, der den
Part seines damaligen Duett-Partners Konstantin Wecker mit tief-sonorer und
bayrischer Stimme wiedergibt.
Pippo Pollina, ein echter Künstler, der Ernst und Spass unter einem Dach
vereinigt. Er ist ein begnadeter Cantautore, der nie den langweiligen
Mief dieser Gattung nie aufkommen lässt. Gleichzeitig ist er auch äusserst
witzig und somit ein Lichstrahl am dunklen Himmel schweizerischer
Kleinkunst.
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