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Geschichte
Der Sonderbundskrieg 1847
Kulturgüterschutz
ExilschweizerInnen
Fresken an der Brunnengasse
Kantonale Denkmalpflege
Stefan Zweig
Notgrabungen in Nänikon-Uster
Römische Töpferwaren
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Kulturgüterschutz: sinnlos, aber amüsant?
Wildcat, so meinte so ein Typ in Uniform (ein AdA-Oberst), sei
"untauglich". Deshalb kam ich nicht in den Trachtenverein, sondern
in die neue Elitetruppe: den Zivilschutz. Genauer wurde ich in den
Kulturgüterschutz KGS eingeteilt. Der KGS umfasst etwa 1% einer
jeden Zivilschutzorganisation. Die Aufgabe des KGS ist genauso
einfach zu formulieren wie schwierig einzuhalten. Wir sollen nichts
mehr und nichts weniger als die kulturell und historisch wichtigen
Objekte unseres Heimatdorfes beschützen.
Wenns weiter nichts ist. Nach einem Kaderkurs wurden wir zu
KGS-Spezialisten ausgebildet. Na, vor allem wichtig war ja die
Frage: was heisst das, wenn man nicht gerade den "Ernstfall" hat?
Denn dann ist die Sache klar: das wenige klar definierte Kulturgut
soll überwacht und vor Zerstörung bewahrt werden. Aber im "Frieden"?
Da wir eine gewisse Anzahl Diensttage absitzen müssen, musste eine
Aufgabe her, und die war bald gefunden: unser Dorfmuseum.
Dieser Saurier der Lokalhistorie birgt ein riesiges und auch auf drei
zusätzliche Aussenstellen verteiltes Lager an Tand, an Plunder und
dazwischen einiges an eben kulturell und historisch Interessantem.
Und dieses Zeug mussten wir nun innert einer Woche grob-inventieren. Das
heisst, dass der Schund mal zuerst nach dem Kriterium der
Wegwerfbarkeit klassiert und dann nach Sinn und Zweck auf die vier
Lagerstellen - sagen wir möglichst geschickt - verteilt wird.
Zurück zum Museum. Also das wenigste ist wirklich wertvoll. Aber es
gibt einiges an skurillen, alten und somit vergessenen Objekten.
Seien es Bügeleisen mit Kohlebetrieb, alte mechanische Uhren mit
offenem Werk, Damenbinden aus der Zeit des Wirtschaftswunders usw. All das
Zeug ist ein Teil der (Mentalitäts)Geschichte unseres Dorfes. Und
deshalb durchforsteten wir die Regale nach Objekten, schrieben sie
auf und verteilten sie auf die verschiedenen Zweckbereiche.
Ohne Geschichte ist man bekanntlich ein Nichts.
Fünf Tage lang griffen wir in den Staub, wischten ihn ab,
sahen uns das Ding von links und rechts an und trugen das in ein
Compiprogramm ein. In einem weiteren Schritt soll eine Digi-Kamera
(so der Heimatkundeverein als "Gastgeber" will...) eingesetzt werden.
Nur so hat man irgendwann einen
Ueberblick über die tonnenweise Schrott, der dort unten lagert.
Nach unserem überraschend schnellen Tempo zu schliessen, sollte das
nach etwa 146 Dienstjahren der Fall sein.
Und das ist das Problem: es ist eine Sisyphusarbeit, denn was in den
letzten Jahrzehnten immer wieder von den Leuten fortgeworfen, äh,
abgegeben wurde, ist nicht nur viel, sondern zum Teil auch völlig
undefinierbar. Bisher hat sich einfach niemand die Mühe gemacht,
sich derart intensiv damit zu beschäftigen. Und da kommen dann die
Lokalhelden vom KGS zum Einsatz, wie unsereiner auf dem Bild.
Das soll keine offene Aufforderung sein, den Militärdienst zu
verweigern (aber eine versteckte...). Denn nur beim KGS sieht man
einen Erfolg vor Ort. Dieser war schon nach zwei Tagen
so durchschlagend, dass es mir leid tat, das Zeug nach Abschluss
der Woche in den anderen Lagern stehen zu lassen und zu hoffen,
dass irgendjemand von uns
irgendwann wieder Dienst hat, um mit der Aufgabe fortzufahren.
Wer weiss, vielleicht tauche ich mal freiwillig in die düsteren und
unbekannten Tiefen. Und wenn ich dann bei Biwidus fehle, ist es ja
klar, wo ich zu finden bin.
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