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Zürich
26.9.1997

Geschichte

Der Sonderbundskrieg 1847

Kulturgüterschutz

ExilschweizerInnen

Fresken an der Brunnengasse

Kantonale Denkmalpflege

Stefan Zweig

Notgrabungen in Nänikon-Uster

Römische Töpferwaren

Kulturgüterschutz: sinnlos, aber amüsant?

Wildcat, so meinte so ein Typ in Uniform (ein AdA-Oberst), sei "untauglich". Deshalb kam ich nicht in den Trachtenverein, sondern in die neue Elitetruppe: den Zivilschutz. Genauer wurde ich in den Kulturgüterschutz KGS eingeteilt. Der KGS umfasst etwa 1% einer jeden Zivilschutzorganisation. Die Aufgabe des KGS ist genauso einfach zu formulieren wie schwierig einzuhalten. Wir sollen nichts mehr und nichts weniger als die kulturell und historisch wichtigen Objekte unseres Heimatdorfes beschützen.

Wenns weiter nichts ist. Nach einem Kaderkurs wurden wir zu KGS-Spezialisten ausgebildet. Na, vor allem wichtig war ja die Frage: was heisst das, wenn man nicht gerade den "Ernstfall" hat? Denn dann ist die Sache klar: das wenige klar definierte Kulturgut soll überwacht und vor Zerstörung bewahrt werden. Aber im "Frieden"? Da wir eine gewisse Anzahl Diensttage absitzen müssen, musste eine Aufgabe her, und die war bald gefunden: unser Dorfmuseum.

Dieser Saurier der Lokalhistorie birgt ein riesiges und auch auf drei zusätzliche Aussenstellen verteiltes Lager an Tand, an Plunder und dazwischen einiges an eben kulturell und historisch Interessantem. Und dieses Zeug mussten wir nun innert einer Woche grob-inventieren. Das heisst, dass der Schund mal zuerst nach dem Kriterium der Wegwerfbarkeit klassiert und dann nach Sinn und Zweck auf die vier Lagerstellen - sagen wir möglichst geschickt - verteilt wird.

Zurück zum Museum. Also das wenigste ist wirklich wertvoll. Aber es gibt einiges an skurillen, alten und somit vergessenen Objekten. Seien es Bügeleisen mit Kohlebetrieb, alte mechanische Uhren mit offenem Werk, Damenbinden aus der Zeit des Wirtschaftswunders usw. All das Zeug ist ein Teil der (Mentalitäts)Geschichte unseres Dorfes. Und deshalb durchforsteten wir die Regale nach Objekten, schrieben sie auf und verteilten sie auf die verschiedenen Zweckbereiche. Ohne Geschichte ist man bekanntlich ein Nichts.

Fünf Tage lang griffen wir in den Staub, wischten ihn ab, sahen uns das Ding von links und rechts an und trugen das in ein Compiprogramm ein. In einem weiteren Schritt soll eine Digi-Kamera (so der Heimatkundeverein als "Gastgeber" will...) eingesetzt werden. Nur so hat man irgendwann einen Ueberblick über die tonnenweise Schrott, der dort unten lagert. Nach unserem überraschend schnellen Tempo zu schliessen, sollte das nach etwa 146 Dienstjahren der Fall sein.

Und das ist das Problem: es ist eine Sisyphusarbeit, denn was in den letzten Jahrzehnten immer wieder von den Leuten fortgeworfen, äh, abgegeben wurde, ist nicht nur viel, sondern zum Teil auch völlig undefinierbar. Bisher hat sich einfach niemand die Mühe gemacht, sich derart intensiv damit zu beschäftigen. Und da kommen dann die Lokalhelden vom KGS zum Einsatz, wie unsereiner auf dem Bild.

Wildcat als KGS-Spezialist Das soll keine offene Aufforderung sein, den Militärdienst zu verweigern (aber eine versteckte...). Denn nur beim KGS sieht man einen Erfolg vor Ort. Dieser war schon nach zwei Tagen so durchschlagend, dass es mir leid tat, das Zeug nach Abschluss der Woche in den anderen Lagern stehen zu lassen und zu hoffen, dass irgendjemand von uns irgendwann wieder Dienst hat, um mit der Aufgabe fortzufahren.

Wer weiss, vielleicht tauche ich mal freiwillig in die düsteren und unbekannten Tiefen. Und wenn ich dann bei Biwidus fehle, ist es ja klar, wo ich zu finden bin.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) (KGS Spez im Museumseinsatz)