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Kindhausen
1.8.1997

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1. August bei Bauers

Nicht alle Bauern sind in der SVP. Scheins. Obschon der Buurezmorge eine SVP-Erfindung ist. Bauer Martin Eichenberger hat einen Hof in Kindhausen, einem Dorf zwischen den Kantonen Zürich und Aargau auf 670m Höhe. Der Bauer hatte die Bevölkerung wie etwa 500 andere Berufskollegen zu sich auf seinen Hof geladen. Für einen bescheidenen Obolus (18 Stutz) bekam der freizeithungrige Städter und die ebensolche Städterin einen bäuerlichen Brunch.

Die moderne Bauerei, die heute Landwirt-Schaft heisst und sogar auf dem Internet präsent ist, hat sich durch diesen schon traditionell gewordenen 1. Augustbrunch nicht nur einfach einen lukrativen Nebenverdienst geschaffen. Es geht den Bauern, wie auch Martin Eichenberger unterstreicht, vor allem auch um das Image. Die Bauernsame soll, so modern sie auch schon sein mag, den Städtern nähergebracht werden. Dies, obschon der Aufwand für die sich beteiligenden Bauern sehr gross ist. Einerseits arbeiteten 25 Leute an diesem Tag beim Bauern Martin, andererseits ist der in die Erntezeit fallende 1.8. ein denkbar schlechtes Datum.

Trotzdem gibt der Erfolg dem Mann recht. Trotz schlechten Wetters kamen die Städter aus den Kantonen AG und ZH gleich haufenweise. Sicher zu Hundertschaften. Nicht nur sie, sondern auch die Kinder kamen auf ihre Rechnung. Neben dem Menu gab es Tierbesichtigung a la discretion. Zu essen gab es bei Bauers übrigens viele Brote, Fleisch und Käse, Milch vom Hof und dazu Rösti und ein Dessert. Es gab alles grenzenlos. Und es war wirklich gut. Dass alles ein bisschen Massenabfertigung und das Essen deshalb wohl nicht gänzlich "Bio" war (wie der Rest des Hofes schon), tat dem keinen Abbruch.

Bauer Martin hat dieses Jahr von IP (integrierter Produktion) auf Bio umgestellt. Die Früchte seiner 2000a Land kann man Donnerstags im Urdorfer Maulaffemärt und am Sonntag in Bremgarten einkaufen. Neben den Bio-Kälbern gibt es bei ihm auch Häslein zu kaufen. Zum essen. Sein grosser Hof wirkt so richtig modern, so mit Eigenvermarktung und so. Und so teuer kommt das Zeug, so man als Städter einigermassen Grips und Phantasie hat, gar nicht. Wer z.B. das Vieh gleich kiloweise kauft, kriegt zu einem Pauschalpreis einen Querschnitt durch das ganze Angebot.

Die ganze Sache hat mich überzeugt. Die Bauern a la Martin Eichenberger halten nicht einfach nur eine Traditionsfahne ohne Grund, sondern liefern ihren Beitrag zu einer modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Eine Gesellschaft, die wissen will, was sie hat. Und diese Sorte von Bauern wird auch so schnell nicht aussterben. Ihre Flexibilität und ihr Ideenreichtum lösen die notwendige Nachfrage aus. Den 1. August allerdings kann man abschaffen. Der bringt niemandem was und wurde eh erst vor hundertsieben Jahren erfunden.



Für Biwidus: Wildcat (EMail)