Muss Widerstand gewalttätig sein?
Es war wieder mal 1. Mai und was macht der/die linke NormalbürgerIn an
diesem Tag? Ja richtig: Er geht an die Kundgebung der Gewerkschaften und
der SPS. Dort werden revolutionäre Reden geschwungen, rote Fahnen
geschwenkt und vor allem geht es ziemlich multikulturell zur Sache.
In den letzten Jahren wurde es aber üblich, dass sich die Autonomie, der
radikale Flügel der Linken, anlässlich der Nachdemo erbitterte
Strassenschlachten mit der Polizei liefert. Genau bei diesen
Gewaltausbrüchen stellt sich eine zentrale Frage, welche die Linke seit
ihrer Entstehung wie ein Gespenst begleitet: Muss Revolution gewalttätig
durchgeführt werden?
Hier einige Gedanken zu dieser Frage. Der bewaffnete Widerstand hat eine
lange Tradition bei linken Bewegungen. Denken wir mal an die Vietminh
unter Ho Chi Minh während des Vietnamkrieges, Fidel Castro kämpfte mit
Waffengewalt gegen die Herrschaft Batistas und auch Mao setzte sich im
chinesischen Bürgerkrieg militärisch durch. Gleich lang ist aber die Liste
der gescheiterten bewaffneten Revolutionen. Da wäre zum Beispiel das Ende
des Che in Südamerika, der blutig beendete Spartakusaufstand in
Deutschland am Ende des ersten Weltkrieges und nicht zu letzt das langsame
Verschwinden der RAF in Deutschland, um nur einige zu nennen.
Wie gesehen ist der bewaffnete Aufstand nicht ein Patentrezept und muss
viel mehr an die Feinheiten eines Staates angepasst werden. Lenin kam
nicht primär militärisch an die Macht und auch die kommunistischen
Regierungen in Mitteleuropa nach 1945 bedienten sich der demokratischen
Instrumente. Dass sie die Macht in höchster Weise missbraucht hatten sei
mal zur Seite gestellt.
Doch da gibt es noch einen anderen Rechtfertigungsfaktor für den Gebrauch
der Gewalt und zwar, dass die Skinheads gedroschen werden müssen, wo sie
gerade ans Sonnenlicht klettern, denn diese kahlköpfigen Idioten würden
keine andere Sprache verstehen. Das stimmt zwar. Die Skins und andere
Rechtsradikale sind so etwa das verabscheuungswürdigste, was auf diesem
Planeten herumkriecht. Trotzdem ist es aber fraglich, ob ihre Gewalt auch
mit Gewalt beantwortet werden muss. Diese Frage muss mit einem klaren NEIN
beantwortet werden. Schliesslich darf sich die Linke mit ihren Methoden
nicht auf die gleich Stufe mit dem braunen Ungeziefer stellen.
Neben Kritik werden immer wieder Lösungsansätze gefragt. Hier ist einer:
Intellektueller Widerstand. Man kann auch Widerstand auf intellektuelle
Weise leisten und zwar durch gewaltlose Demos, Sensibilisierung der
Bevölkerung für die gesellschaftlichen Probleme (Gewalt schreckt das
Bürgertum nur ab), natürlich durch Auflkärung den Skins ihre
verleumderische Maske vom Gesicht reissen (nicht nur den Skins, sondern
auch dem Grosskapital) und nicht zu letzt durch Satire. Was gibt es
denn besseres als einen Skin öffentlich lächerlich zu machen. So verlieren
diese Gruppierungen nämlich ihren Zulauf. Wer möchte denn schon bei
irgendwelchen Pausenclowns dabei sein.
Intellektueller Widerstand ist das Zauberwort, oder ist es wirklich so,
dass es bei den Krawallen nur darum geht ein bisschen Dampf abzulassen und
Räuber und Poli zu spielen? Falls dies wirklich so ist und die politischen
Schlagworte nur als Deckmäntelchen gebraucht werden, dann ist die
Autonomie von der Pausenclownerie nicht weiter weg als die kahlköpfigen
Idioten.
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