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2.5.1997

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Muss Widerstand gewalttätig sein?

Es war wieder mal 1. Mai und was macht der/die linke NormalbürgerIn an diesem Tag? Ja richtig: Er geht an die Kundgebung der Gewerkschaften und der SPS. Dort werden revolutionäre Reden geschwungen, rote Fahnen geschwenkt und vor allem geht es ziemlich multikulturell zur Sache.

In den letzten Jahren wurde es aber üblich, dass sich die Autonomie, der radikale Flügel der Linken, anlässlich der Nachdemo erbitterte Strassenschlachten mit der Polizei liefert. Genau bei diesen Gewaltausbrüchen stellt sich eine zentrale Frage, welche die Linke seit ihrer Entstehung wie ein Gespenst begleitet: Muss Revolution gewalttätig durchgeführt werden?

Hier einige Gedanken zu dieser Frage. Der bewaffnete Widerstand hat eine lange Tradition bei linken Bewegungen. Denken wir mal an die Vietminh unter Ho Chi Minh während des Vietnamkrieges, Fidel Castro kämpfte mit Waffengewalt gegen die Herrschaft Batistas und auch Mao setzte sich im chinesischen Bürgerkrieg militärisch durch. Gleich lang ist aber die Liste der gescheiterten bewaffneten Revolutionen. Da wäre zum Beispiel das Ende des Che in Südamerika, der blutig beendete Spartakusaufstand in Deutschland am Ende des ersten Weltkrieges und nicht zu letzt das langsame Verschwinden der RAF in Deutschland, um nur einige zu nennen.

Wie gesehen ist der bewaffnete Aufstand nicht ein Patentrezept und muss viel mehr an die Feinheiten eines Staates angepasst werden. Lenin kam nicht primär militärisch an die Macht und auch die kommunistischen Regierungen in Mitteleuropa nach 1945 bedienten sich der demokratischen Instrumente. Dass sie die Macht in höchster Weise missbraucht hatten sei mal zur Seite gestellt.

Doch da gibt es noch einen anderen Rechtfertigungsfaktor für den Gebrauch der Gewalt und zwar, dass die Skinheads gedroschen werden müssen, wo sie gerade ans Sonnenlicht klettern, denn diese kahlköpfigen Idioten würden keine andere Sprache verstehen. Das stimmt zwar. Die Skins und andere Rechtsradikale sind so etwa das verabscheuungswürdigste, was auf diesem Planeten herumkriecht. Trotzdem ist es aber fraglich, ob ihre Gewalt auch mit Gewalt beantwortet werden muss. Diese Frage muss mit einem klaren NEIN beantwortet werden. Schliesslich darf sich die Linke mit ihren Methoden nicht auf die gleich Stufe mit dem braunen Ungeziefer stellen.

Neben Kritik werden immer wieder Lösungsansätze gefragt. Hier ist einer: Intellektueller Widerstand. Man kann auch Widerstand auf intellektuelle Weise leisten und zwar durch gewaltlose Demos, Sensibilisierung der Bevölkerung für die gesellschaftlichen Probleme (Gewalt schreckt das Bürgertum nur ab), natürlich durch Auflkärung den Skins ihre verleumderische Maske vom Gesicht reissen (nicht nur den Skins, sondern auch dem Grosskapital) und nicht zu letzt durch Satire. Was gibt es denn besseres als einen Skin öffentlich lächerlich zu machen. So verlieren diese Gruppierungen nämlich ihren Zulauf. Wer möchte denn schon bei irgendwelchen Pausenclowns dabei sein.

Intellektueller Widerstand ist das Zauberwort, oder ist es wirklich so, dass es bei den Krawallen nur darum geht ein bisschen Dampf abzulassen und Räuber und Poli zu spielen? Falls dies wirklich so ist und die politischen Schlagworte nur als Deckmäntelchen gebraucht werden, dann ist die Autonomie von der Pausenclownerie nicht weiter weg als die kahlköpfigen Idioten.



Vitsky (EMail) für Biwidus vom 1.Mai in Zürich