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Kloten
20.1.1997

Out in the Green - Ende Neu und doch alles beim Alten?

Das grösste Open Air der Schweiz meldet sich wieder zurück unter die Lebenden. Musste sich doch die Mainstream Open Air Zuhörerschaft letztes Jahr mit dem Gurten Festival oder mit dem oh Schreck so innovativen St. Galler Open Air begnügen, so entsteigt das Out in the Green für die konsumsüchtige Jugend wie ein Phönix aus der Asche

Out Erstmals dieses Jahr wird das Out in the Green nicht in Zusammenarbeit mit der Free Virgin Agency veranstaltet, sondern mit den Good News von André Béchir, der auch persönlich an der Pressekonferenz anwesend gewesen ist. Man darf also gespannt sein, wie sich das Open Air durch die Zusammenarbeit mit dem grössten schweizerischen Konzertveranstalter verändert. Wie schon in den letzten Jahren, so zeichnet sich auch an diesem zehnten Open Air (Jubiläum!) für die Infrastruktur und das Gesicht des Festivals verantwortlich, wogegen die Good News sich um die Acts kümmert.

Kurz etwas zum Festival selbst. Am Konzept des totalen Konsums hat sich auch heuer nichts geändert, die Unterhaltungsecke wurde viel mehr noch ausgebaut, dass es einem Angst und Bange wird. Neben dem Luna Park, 150 Marktstände, Essensständen aus aller Herren Länder, gibt es dieses Jahr auch jeweils ein Zelt mit einer Techno Disco und ein Zelt mit dem sogenannten Love Train, einer Seventies Disco, wo alles so aussieht, wie vor 20 Jahren inklusive der Stars. So werden als Höhepunkt die Village People, oder besser gesagt, diejenigen, die noch leben, dort auftreten. Als weitere Neuigkeit wird ein Internet Café auf dem Festivalgelände betrieben. Von dort aus können die Besucher mit der Welt chaten, sich in eine virtuelle Gästeliste einschreiben oder im Cyberspace sich ihren Stars nähern (sofern die Stars die Zeit finden werden, auf dem Internet herumzublödeln). Dieses Internet Café wird in Zusammenarbeit mit Bluewin betrieben.

Wie gesehen sind dem Konsumrausch keine Grenzen gesetzt, wie steht es aber mit der Hauptsache des Festivals, mit der Musik? Nun ja, die Erwartungen waren hoch gesteckt. KISS, Metallica, Aerosmith zum zweiten oder gar, man darf es sich gar nicht ausdenken U2? Nichts von alledem, obwohl André Béchir zugab, dass es Verhandlungen mit Bono & Co. gegeben hat, Aerosmith treten auf ihrer kurzen Tour nur im Hallenstadion auf und die Fugees können nicht kommen da ihre Sängerin Lauryn Hill schwanger ist (an dieser Stelle herzlichen Glückwunsch)

Genug der Spekulationen die Acts des diesjährigen Festivals sind: David Bowie und Sting. Des weiteren sind dabei Jamiroquai, die Toten Hosen, Incognito, Sheryl Crow, Spearhead, Jovanotti und Massive Attack. Mit anderen Musikern laufen noch Verhandlungen. Was ist aber von diesem Angebot zu halten? Ehrlich gesagt: Nicht viel! Der Hauptact ist meiner Meinung nach David Bowie. Der geniale Musiker war beehrte die Schweiz aber das letzte Jahr bereits zwei Mal und kann deswegen nicht als die totale Überraschung betrachtet werden. Für Sting ist das Out in the Green kein unbekanntes Festival, war er doch schon 1993 dabei, Sheryl Crow sogar 1995 (damals mit halblangen Haaren, leider). Die Toten Hosen beehrten das Out in the Green, Jovanotti war letztes Jahr am Gurten und Jamiroquai sind nach dem verpatzten Hallenstadionauftritt in diesem Januar den schweizer Fans einiges schuldig.

Neben diesen Grossen kommen aber auch qualitative aus dem Mittelfeld, wie zum Beispiel Spearhead, die vor zwei Tagen mit einem epochalen Konzert im zürcher Kaufleuten glänzten. Oder auch Massive Attack, US3 oder Incognito, die nur beweisen müssen, dass ihre Musik auch bei Sonnenschein (hoffentlich) und 30 Grad (auch hoffentlich) einfährt, sind beides doch ausgesprochene Club-Bands. Man erinnere sich an 1995, als Oasis auf der riesigen Bühne und bei Sonnenschein ziemlich verloren wirkten.

Wie schon am letzten Open Air, so wird auch dieses Jahr das Festivalticket für 3 Tage 155.-Fr. kosten. Für diesen Preis müssen aber meiner Meinung nach noch einige Hauptacts engagiert werden, dass dieser Preis gerechtfertigt wird, denn ein normaler Festivalbesucher wird im Endeffekt mindestens 250 Franken für Verpflegung, Trinken, etc. hinblättern müssen, ohne sich gross im Pleasure Park herumgetrollt zu haben.

Man sieht, also: Das Musikprogramm ist weder besonders überraschend, noch besonders innovativ, trotzdem wurden mit Bowie und Spearhead zwei Acts engagiert, die auf jeden Fall sehenswert sind, aber auch Jamiroquai, wenn sie gut drauf sind, und Jovanotti, der immer wieder auf Open Airs (1995: St. Gallen, 1996 Gurten) eine gute Figur macht. Die Toten Hosen stellen auch einen sicheren Wert dar. Trotzdem ist das Line Up noch nicht den Eintritt wert, speziell, wenn man den einen oder anderen Musiker bereits an einem Open Air gesehen hat.

Wer noch mehr über das Out in the Green erfahren will, kann dies unter der Adresse http://www.outinthegreen.ch tun.



Vitsky (EMail) für Biwidus von der Out in the Green Pressekonferenz in Kloten