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Out in the Green - Ende Neu und doch alles beim Alten?
Das grösste Open Air der Schweiz meldet sich wieder zurück unter die
Lebenden. Musste sich doch die Mainstream Open Air Zuhörerschaft letztes
Jahr mit dem Gurten Festival oder mit dem oh Schreck so innovativen St.
Galler Open Air begnügen, so entsteigt das Out in the Green für die
konsumsüchtige Jugend wie ein Phönix aus der Asche
Erstmals dieses Jahr wird das Out in the Green nicht in Zusammenarbeit mit
der Free Virgin Agency veranstaltet, sondern mit den Good News von André
Béchir, der auch persönlich an der Pressekonferenz anwesend gewesen ist.
Man darf also gespannt sein, wie sich das Open Air durch die
Zusammenarbeit mit dem grössten schweizerischen Konzertveranstalter
verändert. Wie schon in den letzten Jahren, so zeichnet sich auch an
diesem zehnten Open Air (Jubiläum!) für die Infrastruktur und das Gesicht
des Festivals verantwortlich, wogegen die Good News sich um die Acts
kümmert.
Kurz etwas zum Festival selbst. Am Konzept des totalen Konsums hat sich
auch heuer nichts geändert, die Unterhaltungsecke wurde viel mehr noch
ausgebaut, dass es einem Angst und Bange wird. Neben dem Luna Park, 150
Marktstände, Essensständen aus aller Herren Länder, gibt es dieses Jahr
auch jeweils ein Zelt mit einer Techno Disco und ein Zelt mit dem
sogenannten Love Train, einer Seventies Disco, wo alles so aussieht, wie
vor 20 Jahren inklusive der Stars. So werden als Höhepunkt die Village
People, oder besser gesagt, diejenigen, die noch leben, dort auftreten.
Als weitere Neuigkeit wird ein Internet Café auf dem Festivalgelände
betrieben. Von dort aus können die Besucher mit der Welt chaten, sich in
eine virtuelle Gästeliste einschreiben oder im Cyberspace sich ihren Stars
nähern (sofern die Stars die Zeit finden werden, auf dem Internet
herumzublödeln). Dieses Internet Café wird in Zusammenarbeit mit Bluewin
betrieben.
Wie gesehen sind dem Konsumrausch keine Grenzen gesetzt, wie steht es aber
mit der Hauptsache des Festivals, mit der Musik? Nun ja, die Erwartungen
waren hoch gesteckt. KISS, Metallica, Aerosmith zum zweiten oder gar, man
darf es sich gar nicht ausdenken U2? Nichts von alledem, obwohl André
Béchir zugab, dass es Verhandlungen mit Bono & Co. gegeben hat, Aerosmith
treten auf ihrer kurzen Tour nur im Hallenstadion auf und die Fugees
können nicht kommen da ihre Sängerin Lauryn Hill schwanger ist (an dieser
Stelle herzlichen Glückwunsch)
Genug der Spekulationen die Acts des diesjährigen Festivals sind: David
Bowie und Sting. Des weiteren sind dabei Jamiroquai, die Toten Hosen,
Incognito, Sheryl Crow, Spearhead, Jovanotti und Massive Attack. Mit
anderen Musikern laufen noch Verhandlungen. Was ist aber von diesem
Angebot zu halten? Ehrlich gesagt: Nicht viel! Der Hauptact ist meiner
Meinung nach David Bowie. Der geniale Musiker war beehrte die Schweiz aber
das letzte Jahr bereits zwei Mal und kann deswegen nicht als die totale
Überraschung betrachtet werden. Für Sting ist das Out in the Green kein
unbekanntes Festival, war er doch schon 1993 dabei, Sheryl Crow sogar 1995
(damals mit halblangen Haaren, leider). Die Toten Hosen beehrten das Out
in the Green, Jovanotti war letztes Jahr am Gurten und Jamiroquai sind
nach dem verpatzten Hallenstadionauftritt in diesem Januar den schweizer
Fans einiges schuldig.
Neben diesen Grossen kommen aber auch qualitative aus dem Mittelfeld, wie
zum Beispiel Spearhead, die vor zwei Tagen mit einem epochalen Konzert im
zürcher Kaufleuten glänzten. Oder auch Massive Attack, US3 oder Incognito,
die nur beweisen müssen, dass ihre Musik auch bei Sonnenschein
(hoffentlich) und 30 Grad (auch hoffentlich) einfährt, sind beides doch
ausgesprochene Club-Bands. Man erinnere sich an 1995, als Oasis auf der
riesigen Bühne und bei Sonnenschein ziemlich verloren wirkten.
Wie schon am letzten Open Air, so wird auch dieses Jahr das Festivalticket
für 3 Tage 155.-Fr. kosten. Für diesen Preis müssen aber meiner Meinung
nach noch einige Hauptacts engagiert werden, dass dieser Preis
gerechtfertigt wird, denn ein normaler Festivalbesucher wird im Endeffekt
mindestens 250 Franken für Verpflegung, Trinken, etc. hinblättern müssen,
ohne sich gross im Pleasure Park herumgetrollt zu haben.
Man sieht, also: Das Musikprogramm ist weder besonders überraschend, noch
besonders innovativ, trotzdem wurden mit Bowie und Spearhead zwei Acts
engagiert, die auf jeden Fall sehenswert sind, aber auch Jamiroquai, wenn
sie gut drauf sind, und Jovanotti, der immer wieder auf Open Airs (1995:
St. Gallen, 1996 Gurten) eine gute Figur macht. Die Toten Hosen stellen
auch einen sicheren Wert dar. Trotzdem ist das Line Up noch nicht den
Eintritt wert, speziell, wenn man den einen oder anderen Musiker bereits
an einem Open Air gesehen hat.
Wer noch mehr über das Out in the Green erfahren will, kann dies unter der
Adresse http://www.outinthegreen.ch
tun.