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Brasserie Federal
Als ich die Nachricht vor einiger Zeit im Tages-Anzeiger las, dass im
neuen Nordtrakt des Zürcher HB eine Beiz mit 100 Bieren eröffnet werden
soll, war ich überaus skeptisch eingestellt. Die Vorstellung reichte von
Scheusslichkeiten aus unserem nördlichen Nachbar bis zu importieren
afrikanischen Experimenten und überaus süssen Verführungen (?) aus
belgischen Landen.
Die negative Einstellung änderte sich jedoch mit der Mitteilung im selben
Blatt, dass die 100 Biere aus der Eidgenossenschaft stammen. Nun denn,
wohlan! Letzten Samstag war's soweit. Einfahrt aus Luzern im Zürcher HB,
meine Heimstrecke. Ab ins Federal, dass gut eingebettet in der renovierten
historischen Haupthalle des HB liegt. Wer die Situation im Zürcher HB
kennt, ist froh um jeden neu eingepflanzten Sitzplatz, welcher das güldene
Nass entgegennimmt. Wer selbst um Mitternachtszeit noch um einen Sitzplatz
mit Bier kämpfen muss, dem ist jede Erweiterung recht.
Das Interieur der neuen Brasserie lässt sich durchaus sehen. Jedoch stört
die etwas germanisch anmutende Musik (schunkel, schunkel) das Bild einer
eidgenössischen Beiz. Wie man aus der Presse erfahren hat, ist die
Brasserie mehr ein Neubau als ein Original: lediglich das Deckenfenster
wurde originalgetreu vor dem Bau des Nordtrakts mit den entsprechenden
Verschiebungen und Umstrukturierungen übernommen. Die Bar bzw. der
Bierschlittenbahnhof in der Mitte der Beiz mutet ebenfalls etwas gar zu
modern an...
Nun aber zum Wichtigsten, was die Brasserie zu bieten hat: das Bier.
Eine Karte mit vielen Bieren lockt zum Versuchen an: Ziegelhof, Adler,
Falken, Walliser Bier, Karbacher in verschiedenen Variationen rufen zu
Tische; Biere, welche meinen Gaumen schon seit mehreren Semestern nicht
mehr berührten. Selbstverständlich freuten sich meine Geschmacksnerven auf
solche lukullische Genüsse. Teilweise wurden sie jedoch auch arg
enttäuscht. Nur wenige Biere werden offen ausgeschenkt, die meisten in
Flaschen.
Beim Versuch, ein Rosengarten-Bier über die Zunge rollen zu lassen,
erinnerte sich das Hirn an ein 08/15-Gebräu. Was ist schon die Atmosphäre
eines Restaurants mit Flaschenbier im Gegensatz zur verschneiten
Landschaft Einsiedelns, wo ich anno birra das Rosengarten bei der Brauerei
offen noch bis zum letzten Zehen spürte? Oder das Walliser Bier, welches
so gut zur rustikalen Beiz in Brig passte, wo wir uns vor zwei Jahren
verköstigten und es würzig und stark schmeckte?
In der Beiz zerschlug das eingenommene Bier beinahe die wunderbaren
Erinnerungen zweier Jahre Wanderschaft nach Schweizer Bieren. Zu sagen ist
auch, dass Regionalbiere, welche überaus zu gefallen wissen (z.B. Egger,
Stadtbühl, Frauenfelder, etc) nicht zu haben sind. Warum nicht eine Beiz
mit 200 verschiedenen Schweizer Biere eröffnen? (Gute Idee, mein lieber
"Heer vo Horw", Anm. d. Red.)
Fazit: Nebst ein paar germanischen Entgleisungen (Musik, Kalbshaxn)
gefällt die neu geschaffene Brasserie Federal durchaus. Vor allem für
diejenigen, welche sich mal durch die normalen und manchmal auch etwas
krumm geratenen Erzeugnisse schweizerischen Brauertums trinken möchten,
sei ein Besuch empfohlen. Jedoch kann eine Fasnachtszeit im Rheintal mit
Sonnenbräu niemals mit einem Flaschenbier in der Brasserie verglichen
werden.
Für Biwidus: Philipp Heer aus dem fremden Zürich
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