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Kultband aus Berlin: Element of Crime
Biwidus sprach auch mit EoC-Frontmann Sven Regener anlässlich eines
Interviews vor dem Konzert.
Es gibt kaum eine Band, die mensch schlechter einordnen kann, als die Berliner von
Element of Crime. Mit düsteren und molligen Tönen und immens lyrischen Texten
singt sich Sven Regener mit seiner Band durch die verschiedensten Stile. Am ehesten trifft
wohl der Begriff deutscher Bluesrock zu, obschon Sven sich und seine Mannen als Rock'n
Roll-Band sieht. So oder so traten die Berliner kürzlich im
Volkshaus auf, um ihre neueste CD "Die schönen Rosen" vorzustellen. In elf Tracks
wecken Sven und die drei Musiker den Eindruck der
verrauchten Spelunke voll von gefallenen Geistern, verlorenen Träumen und vergangenen
Geschichten. "Es ist nichts mehr, wie es war" singt er, und "wo ist der Gott, der uns
liebt, ist der Mensch, der uns traut, ist die Flasche, die uns wärmt..." in
"Wenn der Morgen graut".
EoC wurde 1985 gegründet, mitten in die bewegten 80er also, und hatten Anfangs der
90er mit ihrem ersten deutschsprachigen Album "Damals hinterm Mond" einen Riesenerfolg.
Die Kritiker schlugen Purzelbäume und das Publikum kochte bei jedem Konzert. Dies,
obschon EoC sich seither eigentlich nie geändert haben, sie spielen halt ihre eigene Musik,
klassischen Sound sozusagen mit Trompete und Gitarre. Ihr neuestes Album
ist nahezu "schräg" in der heutigen Musiklandschaft, weil es allen Aspekten des modernen
Kommerzschrotts widerspricht. Die EoC-Musik ist zwar melodiös und wortlastig, wie es sich heute
gehört, aber sie schockiert auch, denn sie ist irgendwie verloren, hoffnungslos und
desinteressiert. Eine Musik, die nicht einfach schön ist, sondern bedrückt.
So unspektakulär die Lieder auf der CD auch sein mögen, spätestens das Konzert bewies, dass EoC
dennoch eine faszinierende und ansprechende Band sind. Sven trauerte sich durch etwa drei
Stunden Konzert vor einem zahlreichen und relativ mittelalterlichen Publikum. In Bern
hatten die Jungs dreieinhalb Stunden gespielt, mensch war also vorbereitet auf Stunden
von zelebrierter Depression und edlem Welthass. Sven und seine Jungs begannen nach ihren Zöglingen
Le soldat inconnu. Die Jugs waren ja früher ihrerseits vom
Velvet Underground-Chef John Cale gepusht worden (aha! daher weht der Wind...äh...der Sound!).
Sie begannen mit den neuen Songs, das erste englische Lied war entsprechend auch erst
das sechste auf einer langen Liste. Die Beleuchtung war wie die Musik: düster. Dafür
sang sich Sven mit einiger Lust, wie er schon beim Interview sagte,
stundenlang und fast ohne Unterbruch durch das Programm. Er wechselte dabei hin und
her zwischen Gitarre und Trompete. Sein Wehklagen wurde durch den Sound der Band so verstärkt,
dass wohl kaum ein Auge trocken blieb. Bei EoC hat mensch das Gefühl, dass verträumte Weisen
aus deutschem Seemannsgarn gesponnen werden, aber wer mal in die Texte hineinhört, kommt
zum Schluss, dass Sven so was wie der Käptn der Titanic ist (in Peter Schillings 1984er-Hit
"Terra Titanic"), der mit einem Glas Whisky in der Hand auf den Untergang wartet und fast
festliche Todessehnsucht dabei verspürt.
Trotzdem war das Konzert sicher ein Erfolg, denn Element of Crime sind eine Band für
die niedersten Gefühle. Nicht so kitschig und inhaltsleer wie andere im Biz heute. Wer gerne
Lyrik jenseits von Goethe hört, kommt bei ihnen sicher zu seinen/ihren Kosten. Vielmehr scheint
bei EoC der geniale Jungdichter Wolfgang Borchert mitzuschwingen, der im Alter von 26
Jahren verstorbene Begründer der Trümmerliteratur nach dem apokalyptischen Krieg.
Informationen über Element of Crime
gibt es auch auf dem Web, wenn auch nicht gerade viel...
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