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Zürich
26.11.1996

Theater

Karls neues kühnes Gassenschau-Programm

150 Jahre Bundesstatt

Züri lacht

Theater für Zürich

Lorenz Keiser: Aquaplaning

Andorra

Lysistrata

Clownschule Dimitris

Chin. National_zirkus

Theater der _Suchtprävention 96

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Girls in der Winkelwiese

Zürich hat gelacht

Dass das zwinglianische Zürich etwas von Humor versteht (was unsere welschen MitbürgerInnen bestreiten mögen), hat das Programm "Züri lacht" bewiesen, dass mit einem grossen Galabend seinen Abschluss hatte. Mit vielen namhaften CabarettistInnen und einem Staraufgebot an Publikum beendete dieser Abend diese mehr oder weniger erfolgreiche Reihe im Kaufleuten. Ein Team von uns drängte sich in die Reihe der Promis und sah sich die Sache mal an.

Es war regnerisch draussen, kein Wunder, war der sonst eher von Yuppies bewohnte Kaufleuten auch mal mit Normalos gefüllt. Doch die Promis durften bei diesem Anlass nicht fehlen: der "Züri Comedy night". Zum zweiten Mal zeigten bekannte Namen der Cabaretszene kurz ihr Können, den Gehörschutz, der hier sonst üblich ist, konnte mensch getrost in der Garderobe lassen. Durch das Programm führten gekonnt und amüsant die beiden Schmirinskis, ein bisschen improvisiert, immer wieder gestört durch die zunehmend putzsüchtige Hanna (Gardi Hutter), ein amüsantes Pausenclown-Trio.

Das Programm wurde durch die Gebrüder Taloche eröffnet, zwei Belgiern, die ohne Worte, aber mit viel Mimik und den seltsamsten Geräuschen die Tücken des Alltags in drei kurzen Beispielen aufzeigten. Anschliessend kam gleich der eigentliche Höhepunkt des Abends, der bayrische Cabaret-Anarchist Michael Mittermaier, der nach seinem Grosserfolg beim Zürcher Theaterspektakel einmal mehr das Zürcher Publikum begeisterte. In Lederhosen und mit Hiphopper-Käppi machte sich der Stand-up-Komödiant aus München über das Fernsehen (Werbung und die Kultserie "Star Trek") lustig. Dabei bewies er vollkommene Beobachtungsgabe. Schliesslich zog er noch - passend zur Vorweihnachtszeit - genüsslich über die Heilsgeschichte her, indem er sie zu einer Drogenstory umfunktionierte. Biwidus-Tip: Unbedingt sehenswert.

Dann kam gleich der Absturz, die beiden Zauber-KomikerInnen Achille et Leonie waren trotz einigen Gags recht langweilig und lebten eigentlich nur vom Goodwill des Publikums. Ihnen folgte der Franzose Gustave Parking, sehr erfrischend und unglaublich vielseitig. Ob Feuerschlucker, Zauberer oder verkleidete Fliege, der Typ hat es fertig gebracht, dass das Publikum während seines ganzen Progamms nicht zum Atmen kam. Dabei verwendete er die ausgefallensten Objekte, wie zum Beispiel ein Luftgebläse. Dasselbe gilt auch für den ukrainischen KGB-Clown Maxime, der zum Sterben komisch clowneske Klassik ("rote Nase") mit modernsten Inhalten gefüllt hat. Seine TV-Verarschung war ebenso witzig wie die von Mittermaier, und seine Breakdance-Szenen hätten DJ Bobo im Regen stehen lassen, da hätte der Innerschweizer Teeniestar "Zweiten" gemacht.

So positiv der Clown aus dem Osten auffiel, so negativ waren die Schweizer von Götterspass diesen Abend lang. In drei kurzen Auftritten zeigten die Jungs, dass sie auch dazu gehören. Dabei waren Patrick Frey's erotisch-neurotische Geschichten eines Sperma-Grosslieferanten gerade noch gut. Enzo Espositos verhinderte Abführmittel-Arie und Beat Schlatters Hanfkundeunterricht waren zwar akzeptabel, aber der grosse Auftritt als Trio hat gefehlt, und das war ein grosser Fehler an diesem Abend. Ein Lichtblick war wie erwartet dafür der Auftritt der Clownin Gardi Hutter, die mit der Waschmaschinennummer in einer wohl leicht gekürzten Fassung das Publikum wieder zum Lachen brachte. Den Abschluss machte eine Frauentruppe, die modern musizierenden alten Damen von Zwoelle Troelle, amüsant, aber nichts besonderes.

Im grossen und ganzen war der Abend recht o.k., von einigen Dämpfern abgesehen, meine ich. Etwas störend war die etwas bemühte Atmosphäre im Kaufleuten, wo Weltstadt-Flair beabsichtigt, aber (im Verhältnis zu den Stars auf der Bühne) ein kommerzieller Massenanlass geworden war. Das Festival wirkte, trotz des gelungenen Galaabends, konstruiert, konzeptlos, kein Wunder waren auch die anderen Abend (ohne die Star-Künstler) ziemliche Flops. Nicht, dass ich etwas gegen Event-Marketing habe, aber muss das so penetrant sein? Nächstes Jahr will die Zürcher Ausgabe des "Festival du Rire" eine Woche lang noch mehr Stars bieten. Wir möchten hoffen, dass dabei der künstlerische Aspekt prioritär ist, so dass Zürich wirklich ein Lach-Festival der Weltklasse hat. Ein wohl ambitiöses Unternhmen, das wohl nur dank der Mithilfe von Sponsoren wie .... (wer hier eingetragen werden will, verweise ich auf unsere Sponsoringbestimmungen ;-) funktionieren kann. Schau 'mer 'mal....



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus dem Kaufleuten in Zürich