zur Frontseite
31.10.1996

Allerlei

Bildertorten

Die Privat-Armee

Wolfgang Borchert Fanclub

Süsser Anschlag auf Gates

Zähneputzenrekord

Billige Lautsprecher

SBB präsentiert Gleis 7

Flugzeuge werden Casinos

Schwindel um Weltrekordversuch

Aidstag

Gleichstellungsbroschüre

Bussenbilanz

Schweizer _InterbrigadistInnen

Clit care

Femintim

Europafest

Polybahn

Graubünden

Neu-alte Nationalhymne

Kinderfotos

Frauen in Militär

Mann und Frau seien gleichgestellt

Während der Krieg um die neue Rechtschreibereform tobt und die deutsche Intelligenzia zum Widerstand gegen Stängel, Spagetti und Restorant aufruft, geht ein anderer linguistischer K(r)ampf im Schatten des rot eingefärbten Dudens langsam aber stetig voran. Schon seit etlichen Jahren fordert frau die sprachliche Gleichstellung von Frauen und Männern und übt Kritik an der maskulinistischen Struktur des deutschen Sprachsystems.

Wie bei der Rechtschreibereform bläst auch den Reformerinnen ein harter Wind ins Gesicht. Die Sprachpuristen mögen das Problem nicht recht erkennen, bzw. führen ins Feld, dass die sprachliche Gleichstellung zu kompliziert und unverständlich sei und zudem ein historisch gewachsenes System zerstöre. So hat sich schon so man(n)cher schwer getan mit AutorInnen oder Autor/innen oder Autorinnen und Autoren oder Autoren und Autorinnen oder Schreibenden oder ...

Trotz Verankerung der Gleichstellung von Mann und Frau (Frau und Mann) in der Bundesverfassung aus dem Jahre 1981 sind auch heute noch Unterschiede, sprich eine Benachteiligung der Frauen, an der Tagesordnung; nicht nur im Sprachgebrauch.

Nochmal gut ein Jahrzehnt dauerte es, bis erste Richtlinien zur sprachlichen Gleichstellung in den kantonalen Verwaltungen formuliert und pro forma in Kraft gesetzt wurden. Erst seit kurzem (Zürich seit 1994 und Winterthur 1996) existieren aber auch verbindliche Leitfäden, die praktikable Lösungen und Möglichkeiten zum geschlechtergerechten Sprachgebrauch anbieten.

Ein Blick in die druckfrische Broschüre der Stadt Winterthur bringt von vorneherein klar zum Ausdruck: Patentrezepte gibt es nicht. Um flüssige, abwechslungsreiche und dennoch geschlechtergerechte Texte zu verfassen, sind kreative Lösungen gefragt.

Frau Dreyfuss ist der hundertste BundesratNeben den bekannten Möglichkeiten mit Schrägstrich (wird von Duden nicht anerkannt), Gross-I-Schreibung oder Paarformen bietet die Broschüre weitere, vor allem auf die Amtssprache bezogene Tips.

Eine gute Möglichkeit bieten die "nd-"Formen. Aus Studenten, Gesuchstellern, Knaben und Mädchen werden so Studierende, Gesuchstellende oder Jugendliche. Aber auch geschlechtsneutrale Wörter (Lehrkräfte, Kunstschaffende, Personal, Delegation, Bevölkerung, etc.) oder neutrale Formulierungen (z.B. Pasivformen) helfen im Verfassen ausgewogener Texte.

Mindestens was die Amtssprache betrifft, sollte sich also in Zukunft ein geschlechtergerechter Gebrauch durchsetzen. Frau Dreyfuss wäre somit das hunderste Mitglied des Bundesrates.

Leitfaden zur sprachlichen Gleichstellung von Frau und Mann

Zu beziehen bei der Stadtkanzlei Winterthur. Tel: 052/ 267 51 23
Tino Zimmermann