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Bussenbilanz
Mensch kann dafür oder dagegen sein, dass die Ordnungsbussen gestiegen
sind. Auf jeden Fall sind sie es, und dies nun vor einem Monat. Obschon
nicht üblich, hat die Bullerei - äh, die Polizei wollte ich klecksen -
schon einen Monat danach versucht (erfolgarm, wie sichs herausstellte),
mal eine Zwischenbilanz zu ziehen. Im Mittelpunkt stand natürlich die
Frage, ob die neuen Bussen(preise) tatsächlich eine disziplinierende
Wirkung haben oder ob sie einfach nur ein kleiner Beitrag zur Deckung des
Staatsdefizites (wessen auch immer) geblieben sind. Vor der offiziellen
Bussen-Zwischenbilanz jedoch eine inoffzielle, eine Art...
Kommentar
... des Autors, der selbst als Journalist direkt mit dem Thema
konfrontiert ist (na ja, in meinem Beruf hat mensch es immer eilig - und
dies widerspricht des öfteren den allmächtigen und unverrückbaren
Verkehrsregeln). Schon eine Parkbusse und eine kleine
Geschwindigkeitsübertretung (4 km/h) nenne ich mein eigen. Nichts
besonderes, nur achtzig Franken, die in die aargauische Staatskasse
fliessen. Seis drum. Nicht die höheren Bussen regen mich auf, sondern die
Tatsache, dass sie erfahrungsgemäss nicht viel bringen. Die einen, die das
Geld haben, kümmern sich einen Scheissdreck darum, blochen wie die
Besessenen, parkieren wie die Analphabeten und gebärden sich im Verkehr
überhaupt völlig geisteskrank. Dies ist auch nach der Einführung der neuen
Bussen zu beobachten, so schnell lassen sich Tiere also nicht dressieren.
Aber es gibt neuerdings auch die Idioten, die plötzlich 40 statt 50
innerorts fahren und andauernd den Verkehr behindern, dies wird nämlich
nicht geahndet mit den neuen Bussen! Und andere, die mit 60 ausserorts vor
sich hinkriechen. Von den Lastwagen gar nicht erst zu reden, die entweder
a) den Verkehr behindern, indem sie sich zum Beispiel gegenseitig
überholen oder b) die seltsame Idee haben, dass die Strasse ein Freiraum
sei, wo sie tun und lassen können, was sie wollen. Die Erfahrung zeigt
also: ausser der Polizei, die zum Teil an neuralgischen Stellen zum
Einkassieren bereit gestanden ist, um ihren Profit zu maximieren
(Stichwort Wif!), haben die neuen Bussen nichts gebracht ausser mehr
Porbleme.
Die Polizei sieht das aber anders. Sie hat gerade einige Broschüren
veröffentlicht (zwecks Verteilung an SünderInnen), die die Fahrenden zur
Ruhe mahnen und sie darauf aufmerksam machen, dass die Chose doch noch
recht was kostet (z.B. ist eine detaillierte Preisliste beigelegt). Jetzt
können die Staatsschützer ja Einzelbussen bis zu 300 Franken erheben,
dafür haben wir 30 (früher nur 10!) Tage Zeit, um diese zu begleichen. Die
Erhöhung kommt übrigens nicht von ungefähr, denn die Uebertretungen hatten
in den letzten Jahren massiv zugenommen. Während 1995 im Durchschnitt 7000
Bussen im Wert von 590'000 Franken im Monat verteilt worden waren, kamen
in den letzten Monaten vor der Erhöhung monatlich 8500 Bussen zu 740'000
Franken zusammen.
Leider waren die Ordnungshüter nicht fähig, die Zahlen für den Monat
September (nach der Preisänderung) genau zu erheben. Den Grund gab die
Polizei mit "EDV-Umstellung" an. Auf alle Fälle gab es einen starken
Rückgang der Bussen, die Leute fuhren also etwas vorsichtiger. Na ja....
Das war wohl nur der erste Schreck. Nämlich stellt die Polizei bei den
Bussen auch wieder einen Aufwärtstrend in den letzten Wochen fest, wie
Kurt Zinniker, Chef der Verkehrsabteilung Zürich gegenüber dem Tagi
bestätigte. Deshalb hält man bei der Polizei weiterhin den Warnfinger hoch
und warnt vor Euphorie. Wenigstens seien die befürchteten
zwischenmenschlichen Wutausbrüche nicht eingetreten, hielt man bei der
Polizei erleichtert fest. Summasummarum: nach einem Monat hat sich der
Mensch als Gewohnheitstier an die neuen Bussen gewöhnt und straft sie
(zurecht?) mit Missachtung.
Diese Trends (anfänglicher Rückgang, dann wieder Anstieg der Bussen, dafür
aber weniger Agression) nimmt im übrigen auch die Stadtpolizei wahr. Die
Zahl der Bussen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung zum Beispiel sank um
fast einen Drittel. Aber die obigen Bussen-Zahlen rühren nicht nur von der
gestiegenen Fahrunfähigkeit der Menschen her, sondern auch, dass die
Polizei ihren Ueberwachungsapparat auch in Sachen Verkehrskontrollen
ausgebaut hat. Täglich werden drei hochsensible Radar-Messgeräte an fünf
verschiedenen Orten des Kantons eingesetzt. Etwa 80% der Messungen finden
innerorts statt, je 10% ausserorts und auf Autobahnen. Es werden auch
Laser- und Nachfahrmessungen verwendet.
Es wird also recht intensiv gemessen, auch die berüchtigten Politessen in
Zivil und mit dem Bussenblock in der Handtasche patroullieren fleissig
durch unsere Strassen, um den einen oder die andere VerkehrssünderIn zu
ertappen. Gerade diese waren es auch, die im September folgendes
rapportiert haben:"Es wird sehr vorsichtig gefahren", "Die
Geschwindigkeitsbeschränkungen werden gut eingehalten" (welch Wunder, wenn
einer innerorts 40 fährt...), "Die Verkehrsteilnehmer wissen über die neue
Bussenliste Bescheid und halten sich an die Vorschriften." Im Oktober
klang es nun etwas ernüchterter: "Es wird meist anständig und aufmerksam
gefahren", "Im Baustellenbereich von Autobahnen sind vermehrt Messungen
erforderlich" (kein Wunder, bei so vielen Baustellen) und sozusagen als
eigentliche und ernüchternde Zwischenbilanz:"Einige Lenker scheinen die
erhöhten Bussen bereits wieder vergessen zu haben". Ich auch.
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