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Zürich
15.10.1996

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Schweizer Interbrigadisten werden spanische Bürger

Vorletztes Jahr hat im Stadthaus Zürich eine interessante Ausstellung stattgefunden, damals noch eröffnet von Frau Bundesrätin Dreyfuss und Stapi Sepp E. Es ging an dieser Ausstellung um diejenigen SchweizerInnen, die vor sechzig Jahren für die antifaschistische Sache in Spanien gekämpft haben. Sie wurden damals von den höchsten politischen Stellen moralisch, aber nicht juristisch rehabilitiert. Mensch hatte vor zwei Jahren ihnen also in ihrer Heimat ein offizielles Kränzchen gewunden. Zu ihrer Zeit jedoch wurden sie nach ihrer Rückkehr noch als Verräter empfunden und eingelocht. Dieses Jahr erst kommt mit einiger Verspätung auch eine Ehrung aus dem damals verteidigten Spanien. Als geistige Rechtsnachfolger der von Faschisten gestürzten Republik hat die spanische Regierung endlich beschlossen, den damaligen internationalen Verteidigern das spanische Bürgerrecht und weitere Veteranenehren zu erteilen.

Spanien 1936. Nach dem Militärputsch des Gouverneurs von Marokko, dem faschistischen General Francisco Franco, ist ein blutiger Brügerkrieg in Spanien ausgebrochen. Truppenteile meuterten gegen die junge republikanische Regierung in Madrid und schlossen sich den Aufständischen um Franco an. Die von Sozialisten angeführte Volksfront-Regierung kam dabei arg in Bedrängnis, als nach einigem Zögern Hitlerdeutschland und das faschistische Italien auf der Seite Francos aktiv in den Kampf eingriffen. Zu dieser Zeit wurde zum Beispiel die deutsche Luftwaffen-Legion "Condor" aufgestellt, die als Vorbote des späteren Luftkrieges die Stadt Guernica dem Erdboden gleich bombte.

Das spanische Volk griff zu den wenigen armseligen Waffen, die ihr noch geblieben waren und stellte Milizverbände auf, die zusammen mit den loyalen Armeeteilen die Republik verteidigten. Mit der Zeit stiessen auch Freiwillige aus 50 Ländern zu den republikanischen Truppen und stellten die sogenannten Internationalen Brigaden (Interbrigaden) auf, Milizeinheiten verschidenster Nationen. Die Beweggründe schilderte der Winterthurer Spanienveteran Hans Hutter damals so: "Wir waren damals überzeugt, dass wir so den drohenden Weltkrieg aufhalten können." Er war einer der 700 Schweizer InterbrigadistInnen, die insgeheim rekrutiert worden und auf verschlungenen Wegen nach Spanien gelangt waren. 300 von ihnen starben, darunter auch Hutters Bruder.

Die meisten SchweizerInnen hielten auch nichts von den totalitären KommunistInnen in der Republik, ihnen ging es einzig und allein darum, die junge Republik gegen den drohenden Faschismus und seine Kriegshetze zu verteidigen. Trotzdem wurden sie aufgrund eines Erlasses des Bundesrates bei ihrer Rückkehr verhaftet und eingesperrt, selbst das Volk mochte sie nicht. Sie galten bis vor kurzem vor dem Recht als Kriminelle. Der Spanien-Experte und SP-Gemeinderat Bruno Kammerer unterstrich aber: "Seit es Menschen gibt, denkt man an Solidarität, man redet viel darüber. Aber einmal, seit es Menschen gibt, ist Solidarität praktiziert worden, 1936, als in Spanien eine junge Demokratie verteidigt worden ist."

Und eben diese Leute wurden nun nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch durch jenes Land geehrt, dessen Demokratie sie (wenn auch ohne Erfolg) verteidigt haben. Die wenigen Verbliebenen der damals 35'000 InterbrigadistInnen erhalten Anfangs November im Rahmen eines Festes von der spanischen Regierung offiziell die spanische Bürgerschaft, eine Rente als Kriegsveteranen, kostenlose Gesundheitsversorgung und soziale Sicherheiten. Eine späte Ehrung für einen grossen Dienst. Und bei uns sollen sie nun vollends rehabilitiert werden, dies fordert eine letzte Woche lancierte Petition, wie die Wochenzeitung "Vorwärts" unlängst gemeldet hat.



Für Biwidus: Wildcat (EMail)
Quelle: RTV Multimedia AG