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Schweizer Interbrigadisten werden spanische Bürger
Vorletztes Jahr hat im Stadthaus Zürich eine interessante Ausstellung
stattgefunden, damals noch eröffnet von Frau Bundesrätin Dreyfuss und
Stapi Sepp E. Es ging an dieser Ausstellung um diejenigen SchweizerInnen,
die vor sechzig Jahren für die antifaschistische Sache in Spanien gekämpft
haben. Sie wurden damals von den höchsten politischen Stellen moralisch,
aber nicht juristisch rehabilitiert. Mensch hatte vor zwei Jahren ihnen
also in ihrer Heimat ein offizielles Kränzchen gewunden. Zu ihrer Zeit
jedoch wurden sie nach ihrer Rückkehr noch als Verräter empfunden und
eingelocht. Dieses Jahr erst kommt mit einiger Verspätung auch eine Ehrung
aus dem damals verteidigten Spanien. Als geistige Rechtsnachfolger der von
Faschisten gestürzten Republik hat die spanische Regierung endlich
beschlossen, den damaligen internationalen Verteidigern das spanische
Bürgerrecht und weitere Veteranenehren zu erteilen.
Spanien 1936. Nach dem Militärputsch des Gouverneurs von Marokko, dem
faschistischen General Francisco Franco, ist ein blutiger Brügerkrieg in
Spanien ausgebrochen. Truppenteile meuterten gegen die junge
republikanische Regierung in Madrid und schlossen sich den Aufständischen
um Franco an. Die von Sozialisten angeführte Volksfront-Regierung kam
dabei arg in Bedrängnis, als nach einigem Zögern Hitlerdeutschland und das
faschistische Italien auf der Seite Francos aktiv in den Kampf eingriffen.
Zu dieser Zeit wurde zum Beispiel die deutsche Luftwaffen-Legion "Condor"
aufgestellt, die als Vorbote des späteren Luftkrieges die Stadt Guernica
dem Erdboden gleich bombte.
Das spanische Volk griff zu den wenigen armseligen Waffen, die ihr noch
geblieben waren und stellte Milizverbände auf, die zusammen mit den
loyalen Armeeteilen die Republik verteidigten. Mit der Zeit stiessen auch
Freiwillige aus 50 Ländern zu den republikanischen Truppen und stellten
die sogenannten Internationalen Brigaden (Interbrigaden) auf,
Milizeinheiten verschidenster Nationen. Die Beweggründe schilderte der
Winterthurer Spanienveteran Hans Hutter damals so: "Wir waren damals
überzeugt, dass wir so den drohenden Weltkrieg aufhalten können." Er war
einer der 700 Schweizer InterbrigadistInnen, die insgeheim rekrutiert
worden und auf verschlungenen Wegen nach Spanien gelangt waren. 300 von
ihnen starben, darunter auch Hutters Bruder.
Die meisten SchweizerInnen hielten auch nichts von den totalitären
KommunistInnen in der Republik, ihnen ging es einzig und allein darum, die
junge Republik gegen den drohenden Faschismus und seine Kriegshetze zu
verteidigen. Trotzdem wurden sie aufgrund eines Erlasses des Bundesrates
bei ihrer Rückkehr verhaftet und eingesperrt, selbst das Volk mochte sie
nicht. Sie galten bis vor kurzem vor dem Recht als Kriminelle. Der
Spanien-Experte und SP-Gemeinderat Bruno Kammerer unterstrich aber: "Seit
es Menschen gibt, denkt man an Solidarität, man redet viel darüber. Aber
einmal, seit es Menschen gibt, ist Solidarität praktiziert worden, 1936,
als in Spanien eine junge Demokratie verteidigt worden ist."
Und eben diese Leute wurden nun nicht nur rechtlich, sondern auch
moralisch durch jenes Land geehrt, dessen Demokratie sie (wenn auch ohne
Erfolg) verteidigt haben. Die wenigen Verbliebenen der damals 35'000
InterbrigadistInnen erhalten Anfangs November im Rahmen eines Festes von
der spanischen Regierung offiziell die spanische Bürgerschaft, eine Rente
als Kriegsveteranen, kostenlose Gesundheitsversorgung und soziale
Sicherheiten. Eine späte Ehrung für einen grossen Dienst. Und bei uns
sollen sie nun vollends rehabilitiert werden, dies fordert eine letzte
Woche lancierte Petition, wie die Wochenzeitung "Vorwärts" unlängst
gemeldet hat.
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