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Niederdorf
3.10.1996

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Jüdische Kultur im mittelalterlichen Zürich

Letzten Donnerstag wurde die Ausstellung über den Festsaal von Moses und Mordechai ben Menachem feierlich eröffnet und zwar durch die zürcherische Stadträtin Ursula Koch. In ihrer Rede wertete sie den Fund anhand einer jüdischen Parabel als einen grossartigen Schatz, zwar nicht aus Gold, trotzdem aber von höchster kultureller Bedeutung. Anschliessend zeigte Frau Koch abrissartig die tragische Geschichte der Juden in Zürich bis zu ihrer Vertreibung 1349 auf. Spezielle Berücksichtigung fanden natürlich die beiden Rabbiner Moshe und Mordechai ben Menachem. Allgemein schaffte Frau Koch einen kurzen, wenn auch oberflächlichen Eindruck der Begebenheiten in Mitteleuropa in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Wegen der Kurzzeitigkeit des Referats konnte aber auch kein tieferer Einblick gewährt werden.

An der Eröffnung anwesend waren neben vielen Rabbinern und namhaften Persönlichkeiten der verschiedenen jüdischen Cultusgemeinden auch der zürcher Rechtsanwalt Sigi Feigel und Roger Sablonier, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Zürich.

Nun aber kurz etwas zur Ausstellung selbst: Sie befindet sich im Parterre des Hauses zum Rech, gerade gegenüber des Theaters am Neumarkt. Es gibt zwei Ausstellungsräume, welche sich einerseitst auf die eigentlichen Fresken des Festsaals und andererseits auf jüdische Kultgegenstände von früher und heute aufteilen. Neben den Kultgegenstäden ist dort auch eine Ausgabe des Semaq, des kleinen Gesetzebuches ausgestellt, zu welchem der schon oben erwähnte Rabbi Moshe einen umfassenden Kommentar geschrieben hat.

Betrachtet man die Fresken, so erkennt man auf diesen neben Jagdszenen auch Tanzszenen, welche mehr ein christliches als ein typisch jüdisches Motiv sind. Auch der obere Rand mit seinen Wappen von süddeutschen Adelsfamilien und dem Abschluss von Weinblättern ist eher christlicher Natur. Das einzige jüdische Element sind die hebräischen Beschriftungen der Wappen. Dadurch stellte sich die Frage nach den eigentlichen Auftraggebern dieser Fresken. Waren tatsächlich Moshe und Mordechai ben Menachem die Auftraggeber, oder bekamen sie dieses Haus samt Fresken von einem christlichen Schuldner? Durch chemisch-physikalische Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die hebräische Beschriftung gleichzeitig auch die Wand gekommen war, wie die Bilder. Diese Feststellung lässt folgende Vermutung zu: Die jüdische Familie hatte diesen Festsaal für den geschäflichen Verkehr mit der christlichen Kundschaft eingerichtet, wobei die Wappen die Geschäftsbeziehungen der Familie symbolisieren und somit auch als Statussymbol dienen.

Die Ausstellung im Haus zum Rech am Neumarkt 4, dauert noch bis zum 22. Januar 1997 und ist Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis 16 Uhr geöffnet. Wer sich also ein Bild über die faszinierende jüdische Kultur in Zürich vom Mittelalter bis heute machen möchte, der sollte unbedingt diese Ausstellung besuchen.



Vitsky (EMail) für Biwidus aus dem Niederen Dorf.