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Jüdische Kultur im mittelalterlichen Zürich
Letzten Donnerstag wurde die Ausstellung über den Festsaal von Moses und
Mordechai ben Menachem feierlich eröffnet und zwar durch die zürcherische
Stadträtin Ursula Koch. In ihrer Rede wertete sie den Fund anhand einer
jüdischen Parabel als einen grossartigen Schatz, zwar nicht aus Gold,
trotzdem aber von höchster kultureller Bedeutung. Anschliessend zeigte
Frau Koch abrissartig die tragische Geschichte der Juden in Zürich bis zu
ihrer Vertreibung 1349 auf. Spezielle Berücksichtigung fanden natürlich
die beiden Rabbiner Moshe und Mordechai ben Menachem. Allgemein schaffte
Frau Koch einen kurzen, wenn auch oberflächlichen Eindruck der
Begebenheiten in Mitteleuropa in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Wegen der Kurzzeitigkeit des Referats konnte aber auch kein tieferer
Einblick gewährt werden.
An der Eröffnung anwesend waren neben vielen Rabbinern und namhaften
Persönlichkeiten der verschiedenen jüdischen Cultusgemeinden auch der
zürcher Rechtsanwalt Sigi Feigel und Roger Sablonier, Professor für
mittelalterliche Geschichte an der Universität Zürich.
Nun aber kurz etwas zur Ausstellung selbst: Sie befindet sich im Parterre
des Hauses zum Rech, gerade gegenüber des Theaters am Neumarkt. Es gibt
zwei Ausstellungsräume, welche sich einerseitst auf die eigentlichen
Fresken des Festsaals und andererseits auf jüdische Kultgegenstände von
früher und heute aufteilen. Neben den Kultgegenstäden ist dort auch eine
Ausgabe des Semaq, des kleinen Gesetzebuches ausgestellt, zu welchem der
schon oben erwähnte Rabbi Moshe einen umfassenden Kommentar geschrieben
hat.
Betrachtet man die Fresken, so erkennt man auf diesen neben Jagdszenen
auch Tanzszenen, welche mehr ein christliches als ein typisch jüdisches
Motiv sind. Auch der obere Rand mit seinen Wappen von süddeutschen
Adelsfamilien und dem Abschluss von Weinblättern ist eher christlicher
Natur. Das einzige jüdische Element sind die hebräischen Beschriftungen
der Wappen. Dadurch stellte sich die Frage nach den eigentlichen
Auftraggebern dieser Fresken. Waren tatsächlich Moshe und Mordechai ben
Menachem die Auftraggeber, oder bekamen sie dieses Haus samt Fresken von
einem christlichen Schuldner? Durch chemisch-physikalische Untersuchungen
konnte gezeigt werden, dass die hebräische Beschriftung gleichzeitig auch
die Wand gekommen war, wie die Bilder. Diese Feststellung lässt folgende
Vermutung zu: Die jüdische Familie hatte diesen Festsaal für den
geschäflichen Verkehr mit der christlichen Kundschaft eingerichtet, wobei
die Wappen die Geschäftsbeziehungen der Familie symbolisieren und somit
auch als Statussymbol dienen.
Die Ausstellung im Haus zum Rech am Neumarkt 4, dauert noch bis zum 22.
Januar 1997 und ist Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis
16 Uhr geöffnet. Wer sich also ein Bild über die faszinierende jüdische
Kultur in Zürich vom Mittelalter bis heute machen möchte, der sollte
unbedingt diese Ausstellung besuchen.
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