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Chinesischer Zirkus
Der Schweizer Zirkus Stey bringt auf der Zürcher Sechseläutenwiese exotisches, den
Chinesischen Nationalzirkus nämlich. Einen Monat lang zeigen ArtistInnen aus dem
(leider noch immer stalinistischen) Reich der Mitte, was sie und ihre Körper
können. Die "Faszination aus Fernost" hatte letzte Woche Premiere und kann noch
bis zum 22. September gesehen und gehört werden. Montags ist jeweils spielfrei,
sonst gibt es jeweils eine Abendvorstellung um 20.00 (Sonntags um 18.00) und am
Mittwoch, Samstag und am Sonntag je eine Nachmittagsvorstellung um 15.00
(resp. 14.30) Uhr.
Zum ersten Mal ist es dem Zirkus Stey gelungen, für eine achtmonatige Tournee ein
komplettes chinesisches Programm zu verpflichten. Die Truppe umfasst 32 ArtistInnen und
ist etwa zwei Stunden lang. Dem Zuschauer/der Zuschauerin wird absolut perfekte
Körperbeherrschung, Kraft, Präzision und das Ergebnis jahrelangen Trainings geboten,
eine 2000 Jahre alte Zirkuskultur. Schriftliche Aufzeichnungen berichten nämlich von
der Han-Dynastie um 150 nach Christi Geburt, wo der Anfang dieser Zirkusgeschichte war.
Und die "kommunistischen" Machthaber der "Volksrepublik" förderten diese Kultur, um
sie sich als Exportartikel und Volkserheiterung Untertan zu machen, so dass vor lauter
Faszination sich niemand über dieses System Gedanken macht.
"Anmut, Eleganz und die exotische Schönheit machen den Tanz der Teller zu einem tollen
Spektakel", schwärmte ein Vertreter des Zirkus Stey gegenüber Biwidus über einen der Höhepunkte
des Programms. Wir konnten uns von der Wahrheit dieser Aussage selbst überzeugen - an
der Premiere auf der Sechseläutenwiese. Der Schweizer Traditionszirkus hatte sich ganz
und gar chinesisch gewandet, schon in der Eingangslounge stiessen die BesucherInnen auf
allerhand chinesisches, unter anderem einen Schriftkünstler, Tsingtao-Bier und (fette)
Frühlingsrollen. Und überall erklang den ganzen Abend fernöstliche Musik.
Das Programm wurde immer wieder von einer Schönheit aus dem Reich der Mitte angesagt,
auf Mandarin, wie es sich gehört. Aber die (schweizer)deutsche Uebersetzung erwies
sich dafür als DER Flop des Abends. So ein völlig daneben wirkender Langhaar-Yuppie
mit einem zeitweise total unverständlichen Möchtegernhochdeutsch versuchte, den
Text der Chinesin wiederzugeben, für viele Anwesende ein störendes Element. Sonst
war das zweistündige Programm ein Feuerwerk chinesischer Akrobatik - ohne auch nur
eine Tiernummer zu haben übrigens. Und das ganze Programm durch hatte mensch das Gefühl,
dass das rechthaberische Regime befohlen hat, dass es ab sofort keine Schwerkraft und
keine Knochen mehr gäbe - und alle hielten sich daran.
Ein farbenfroher Drachentanz bildete den Auftakt des Programms, dem meist akrobatische
Nummern mit verschiedenen Instrumenten folgten. Nach der Pause wiederholte es sich,
was die Personen betraf, jede ArtistInnengruppe trat mehrmals auf. Auffallend (und mit
viel Szenenapplaus bedacht) waren die beiden 13jährigen Zwillinge, die uns mit allerhand
wunderbaren Kunststücken die Luft raubten. Beweglichkeit war eigentlich immer das falsche
Wort, mensch musste eher von Elastizität sprechen. Die Tanzszenen waren ebenso furios.
Nur die beiden Clownnummern stachen hervor, weil sie sehr europäisch und also als eine
Konzession ans Schweizer Publikum erschienen. Die ChinesInnen zeigten, dass
sie auch mit alltäglichen Geräten wie Diabolo oder Sitzbank durchaus Zirkus machen
können.
Der Gesamteindruck war fraglos sehr gut, dieser Abend ist für Zirkusfans und auch andere
sehr empfehlenswert. Das beteuerte uns der Ex-Cabaret Rotsftiftler und TV-Jasser
Jürg Randegger, der mit uns eine Loge teilte, ebenso begeistert schien Frau
Stadträtin Martelli zu sein, die mit ihrer Tochter (der Mutter wie aus dem - äh - Gesicht geschnitten)
einen schönen Zirkusabend verbracht hat. Trotzdem wären zwischen Schlangenfrau und
Ringhüpfern auch die eine oder andere Tiernummer sicher nicht daneben gewesen, denn
gerade für Kinder sind es vor allem Clowns und Tiere, die den Reiz des Zirkus ausmachen.
Der Vorverkauf findet übrigens ab 10.00 Uhr an den Zirkuskassen und über das Ticketphone
079 321 12 59 statt. Die Eintrittspreise schwanken zwischen SFr. 15.- und 35.-
bei den Erwachsenen und SFr. 10.- und 25.- bei den Kindern. Gerade die Logenplätze
haben es in sich, aber auch die auf der längeren Seite des Ovals befindlichen Plätze der
zweiten Reihe sind nicht schlecht.
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