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Seidenstrasse-TV
"Wie keine zweite der grossen Weltreisen ruft die Seidenstrasse in uns Phantasien
und Sehnsüchte hervor. Namen, Gerüche, Bilder von märchenhaften Städten, rätselhaften
Stämmen, unberührten Einöden, Pässen, die den Himmel berühren, tauchen auf und wecken
die grosse Reisesehnsucht. Um so erstaunlicher scheint es, dass sich auch 700 Jahre
nach Marco Polos fesselndem Reisebericht die Völker, durch deren Länder die legendäre
Seidenstrasse fährt, kaum näher gekommen sind. Weder die weltumspannende Kommunikation
noch die globalen Aktivitäten des Grosskapitals können verhindern, dass Teile der
Kulturen des Orients und Okzidents im Begriff sind, eher wieder auseinanderzudriften.
Ein Team des Fernsehsenders Schweiz 4, bestehend aus vier Frauen und zwei Männern,
begibt sich während vier Monaten auf eine Filmexpedition auf den Spuren von Marco Polo.
De Genueser vereinte Pioniergeist, Handelsgeschick, Abenteuerlust, Diplomatie und
kulturelle Imagination, was die Einzigartigkeit seiner Schilderungen ausmacht.
Die ExpeditionsteilnehmerInnen wollen nicht einfach spektakuläre Bilder links und
rechts der Seidenstrasse aufspüren, sondern Geschichten, Legenden, andere Realitäten
und eben - Spuren." So (oder ähnlich) steht es im Presseversand über diese Expedition.
Nur: schon in Vorfeld hatte das Team mit Problemen zu kämpfen, die in der dreijährigen
Vorbereitungsphase nicht einkalkuliert waren. Das Spezial-Wohnmobil des Teams, das unter
vielem anderen auch ein Megastativ für die 360 Grad-Rundumkamera des Teams tragen sollte,
brannte kürzlich in der Garage nieder. Und das ganze Experiment war gefährdet. Als sich
das Team doch noch entschied, wenn auch eine Woche später (am 26. Augst), doch noch in
See zu stechen, wurden alle Register der Organisationskunst gezogen, um neben den üblichen
Problemen (z.B. Visas und Absprachen mit den örtlichen Machtträgern) auch noch eine
Ersatzausrüstung zu kriegen. Expeditionsleiter Charles Michel und seine Leute brachten
auch das fertig, so dass das Team sich noch ein letztes Mal der Oeffentlichkeit und den
Medien zeigen konnte.
Monetäre Schmiermittel (in der arabischen Lokalsprache "Backhsisch" genannt) stünden bereit,
meinte Michel gegenüber Biwidus und fügte hinzu, dass das halt so üblich sei. Er wolle
lieber die vielen örtlichen Paschas, Unterpaschas und Unterunterpaschas gnädig stimmen,
anstatt zwei Wochen an irgendeiner Strassensperre zu verbringen. Und auch gegen natürliche
Gewalten sei man gewappnet und wolle zum Beispiel den Khunjerab-Pass in Pakistan
überqueren, noch bevor die Hochwasser eintreffen. Für den erfahrenen Weltreisenden war
die Brandkatastrophe seines Spezialwagens offensichtlich der grösste anzunehmende
Unfall, denn sie brachte das Projekt an den Rand des Untergangs. Entsprechend war er
auch sichtlich bewegt, während seines Vortrages sogar den Tränen nahe.
Er, sein Kameramann und vier Journalistinnen haben sich vor allem mittels Reiseliteratur
auf die Reise vorbereitet, zwei der Weltreisenden kennen sich aus in der Gegend und sprechen
zwei der geläufigsten Sprachen. Trotzdem birgt die Reise so viele Gefahren und hat so
viele Unbekannte in der Gleichung, dass mensch mehr von einem Experiment wie von einer
Expedition sprechen muss. Auch hier habe mensch vorgesorgt, neben zwei Geländewagen hat
das Team einen kompletten TV-Schnittplatz mit dabei, einen neuen (wenn auch kürzeren)
Schwenkarm für die Rundumkamera, Feldküche, ein Gross- und je ein Dachzelt, denn das Leben des
Teams würde in und um ihre "Planwagen" ablaufen. Es gehe ja mehr darum, führte Michel
aus, die Fahrt zu dokumentieren, als an den Ländern Gesellschaftskritik zu üben. "Wichtig
ist das Projekt", dafür seien sie bereit, Konzessionen zu machen, was Inhalt ("aktuelle
Politik interessiert uns in diesem Sinne nicht") und Formalitäten (sprich Bakhschisch)
betrifft.
Schweiz 4-Direktorin Carla Ferrari wiederum betonte, dass das Projekt rein kultureller
Natur sei und keine Werbekampagne für den unter Beschuss geratenen Sender. Sie
selber mag das Abenteuer, "sonst würde ich nicht bei Schweiz 4 arbeiten". Gerade
junge Leute seien sonst für kulturelle Themen schwierig zu haben. Aber viel Action und
das persönliche Schicksal eines jeden Teammitgliedes, gepaart mit einer rechten
Prise Kultur, das sei der Stoff, aus dem sie auf den Erfolg dieses Experimentes
schliesse. Sie könne sich allerdings nicht selbst als Teilnehmerin dieser Expedition
vorstellen.
Arabelle Frey, TV-Journalistin und Expeditionsteilnehmerin, sieht sich durchaus
auch auf den Spuren des TV-Weltreisenden Michael Palin. Der Ex-Monty Python hatte mit
seiner Serie "In 80 Tagen rund um die Welt" eine amüsante und sehr informative Sendung
für die BBC gemacht. Für sie, die angefragt worden ist und sich nicht selbst für diese
Reise beworben hat, ist klar:"Neugierde koppelt sich mit journalistischem Interesse" -
und es macht ihr Spass, bei der Sache mit dabei zu sein, "Es ist das, was man dort
vor Ort trifft und schöpft, was dort passiert, flexibel mit dem Team zu sein und
ausserhalb der alltäglichen Tätigkeit mal so zu arbeiten". Das sei unbezahlbar.
Trotzdem wolle er Problemen aus dem Weg gehen und mit seinem Team "vor Ort entscheiden",
wo durch genau die Route führen würde. Ob jetzt die Taleban in Westafghanistan, die
Kurden in der Osttürkei, die chinesische Wüste oder deren Besatzungstruppen in Tibet,
immer wieder erwarten das Team nicht nur Abenteuer, sondern auch allerhand politische
Querelen, die für diese Gegend nahezu typisch sind. Sie seien bereit, den "steinigen Weg"
gemeinsam zu gehen, schloss Michel seine Ausführungen ab. Und der steinige Weg ist
immerhin 13'000 km lang (geht voraussichtlich über Venedig - Rom - Brindisi - Istanbul -
Izmir - Konya - Erzurum - Kars - Tabriz - Teheran - Isfahan - Meschhed - Buchara -
Samarkand - Kabul - Islamabad - Khunjerab-Pass - Wüste Taklamakan - Wüste Gobi -
Peking).
Schweiz 4 wird über die viermonatige Expedition ab 17. September jeweils
in der neuen Sendung "Tirami su" berichten. Wir von Biwidus stehen mit dem Team in
E-Mailkontakt und werden regelmässig einen Reisebericht des Kameramanns Joshua Hess
bringen. Auch das Bild der Rundumkamera ist vom Internet abzurufen, sicherlich ein
Leckerbissen für alle, die sich für solche Reisen interessieren. Vorausgesetzt, so meinte
der junge Kamermann, dass er irgendwie körperlich und geistig komplett bis nach
Peking käme, dem Reiseziel der Gruppe. Harren wir also der Dinge, die da noch
kommen werden.
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