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Nürensdorf
13.8.1996

Geschichte

Der Sonderbundskrieg 1847

Kulturgüterschutz

ExilschweizerInnen

Fresken an der Brunnengasse

Kantonale Denkmalpflege

Stefan Zweig

Notgrabungen in Nänikon-Uster

Römische Töpferwaren

Altes bewahren

Das Schweizer Volk hat zwar in einem Anfall von SVP-Treue vor zwei Jahren den Kulturartikel abgelehnt. Aber Biwidus steht dazu, dass der Kulturartikel wichtig ist und bringt mal wieder einen ;-) Wer einen Ausflug ins Zürcherische Hinterland macht, trifft unter anderem auf einige Bauwerke, die von Gesetzes wegen unter Denkmalschutz gestellt worden waren und von einem zuständigen Amt auch gepflegt werden. Biwidus hat also an einem regnerischen Vormittag zusammen mit dem Chef-Denkmalpfleger Christian Renfer ein Ausflügchen nach Nürensdorf gemacht, um sich am Objekt über die Arbeit der Denkmalpflege informieren zu lassen. Das Objekt: die Kapelle Breiti.

(Und jetzt kommt ein sogenannter Bild/Ton-Schnitt, der - wie beim Regional-Boulevard-TV Tele Züri üblich - auch geistig Unterbemittelten klar machen soll: um das, eben genau um das Ding dort auf dem Bild handelt es sich...).

Oswaldkapelle Die Oswaldkapelle in Nürensdorf-Breite wird 1370 erstmals urkundlich erwähnt. Aufgrund einer Untersuchung anlässlich der Dachrenovation 1993 konnte man die Bauzeit auf 1346 definieren. Danach wurde sie mehrmals um- und ausgebaut, besonders interessant fürs Auge sind dabei die noch heute schönen Wandbemalungen aus dem Spätmittelalter. Nachdem Gemeinde und später der Bund verschiedene Restaurierungen finanziert hatten, wurde schliesslich vor ein paar Wochen die Renovation des Daches mit Originalziegeln (sog. Mönchs- und Nonnenholziegel) abgeschlossen. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um eines der wichtigsten mittelalterlichen Bauwerke überhaupt im Kanton Zürich, fraglos auch ein schützenswertes und wertvolles historisches Objekt.

Seit 1976 ist der Kanton verpflichtet, von ihm als schützenswert erachteten Bauwerke auch zu pflegen, Bauwerke, die in verschiedenem Sinne historisch wichtig sind. Diese Bauwerke sollen von einem Amt erhalten und im Falle einer Renovation schonend behandelt werden. Vor allem soll dieses Amt aber beraten, "freiwillig", wie Denkmalpfleger Renfer betonte. Je lockerer die Baubestimmungen seien, desto schwieriger sei es, meinte er in Anspielung auf die Deregulierungswelle, umso mehr bestünde die Gefahr, dass "wir uns auf hochkarätige Schutzobjekte zurückziehen müssen". Die Freiwilligkeit der Zusammenarbeit jedoch sei bisher noch recht sinnvoll.

Innenansicht In seinen Augen sei die Bewahrung und Pflege alter Bauwerke sowohl wirschaftlich, als auch im weiteren Sinne ökologisch notwendig. Vom kulturellen und touristischen Aspekt ganz zu schweigen. Auf den Nutzen seiner Arbeit angesprochen, wich der gelernte Kunsthistoriker auf die Kulturphilosophie aus, denn das sei die "schwierigste Frage überhaupt". Die heutige Annahme, dass nur Gegenwartskultur echte Kultur sei, bestritt er vehement, denn die Gegenwart sei das direkte Ergebnis der Vergangenheit - die also einen gleichwertigen Respekt verdiene.

Wir lassen ihn mal stehen mit seiner Meinung, die durchaus argumentierbar ist. Die Frage ist nur, ob wir es uns angesichts der vielen sozialen und ökologischen Gegenwartsprobleme, die anstehen, überhaupt leisten können, uns mit Bauwerken längst vergangener Zeiten zu beschäftigen. Oder wie es ein Handwerker uns gegenüber formuliert hat: er habe einen grossen Unterschied festgestellt zwischen gestrigem und heutigem Bauen. Was heute Dutzend- und Konfessionsware ist, war früher (und ist somit auch heute in der Denkmalpflege) langwierige und aufwendige Massarbeit mit jahrhundertelangem Bestand. Was also ist besser? Was?



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Nürensdorf