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Geschichte
Der Sonderbundskrieg 1847
Kulturgüterschutz
ExilschweizerInnen
Fresken an der Brunnengasse
Kantonale Denkmalpflege
Stefan Zweig
Notgrabungen in Nänikon-Uster
Römische Töpferwaren
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Altes bewahren
Das Schweizer Volk hat zwar in einem Anfall von SVP-Treue vor zwei Jahren den
Kulturartikel abgelehnt. Aber Biwidus steht dazu, dass der Kulturartikel wichtig
ist und bringt mal wieder einen ;-) Wer einen Ausflug ins Zürcherische
Hinterland macht, trifft unter anderem auf einige Bauwerke, die von Gesetzes
wegen unter Denkmalschutz gestellt worden waren und von einem zuständigen Amt
auch gepflegt werden. Biwidus hat also an einem regnerischen Vormittag zusammen
mit dem Chef-Denkmalpfleger Christian Renfer ein Ausflügchen nach Nürensdorf
gemacht, um sich am Objekt über die Arbeit der Denkmalpflege informieren zu
lassen. Das Objekt: die Kapelle Breiti.
(Und jetzt kommt ein sogenannter Bild/Ton-Schnitt, der - wie beim
Regional-Boulevard-TV Tele Züri üblich - auch geistig Unterbemittelten klar
machen soll: um das, eben genau um das Ding dort auf dem Bild handelt es
sich...).
Die Oswaldkapelle in Nürensdorf-Breite wird 1370 erstmals urkundlich erwähnt.
Aufgrund einer Untersuchung anlässlich der Dachrenovation 1993 konnte man die
Bauzeit auf 1346 definieren. Danach wurde sie mehrmals um- und ausgebaut,
besonders interessant fürs Auge sind dabei die noch heute schönen Wandbemalungen
aus dem Spätmittelalter. Nachdem Gemeinde und später der Bund verschiedene
Restaurierungen finanziert hatten, wurde schliesslich vor ein paar Wochen die
Renovation des Daches mit Originalziegeln (sog. Mönchs- und Nonnenholziegel)
abgeschlossen. Bei diesem Bauwerk handelt es sich um eines der wichtigsten
mittelalterlichen Bauwerke überhaupt im Kanton Zürich, fraglos auch ein
schützenswertes und wertvolles historisches Objekt.
Seit 1976 ist der Kanton verpflichtet, von ihm als schützenswert erachteten
Bauwerke auch zu pflegen, Bauwerke, die in verschiedenem Sinne historisch
wichtig sind. Diese Bauwerke sollen von einem Amt erhalten und im Falle einer
Renovation schonend behandelt werden. Vor allem soll dieses Amt aber beraten,
"freiwillig", wie Denkmalpfleger Renfer betonte. Je lockerer die Baubestimmungen
seien, desto schwieriger sei es, meinte er in Anspielung auf die
Deregulierungswelle, umso mehr bestünde die Gefahr, dass "wir uns auf
hochkarätige Schutzobjekte zurückziehen müssen". Die Freiwilligkeit der
Zusammenarbeit jedoch sei bisher noch recht sinnvoll.
In seinen Augen sei die Bewahrung und Pflege alter Bauwerke sowohl
wirschaftlich, als auch im weiteren Sinne ökologisch notwendig. Vom kulturellen
und touristischen Aspekt ganz zu schweigen. Auf den Nutzen seiner Arbeit
angesprochen, wich der gelernte Kunsthistoriker auf die Kulturphilosophie aus,
denn das sei die "schwierigste Frage überhaupt". Die heutige Annahme, dass nur
Gegenwartskultur echte Kultur sei, bestritt er vehement, denn die Gegenwart sei
das direkte Ergebnis der Vergangenheit - die also einen gleichwertigen Respekt
verdiene.
Wir lassen ihn mal stehen mit seiner Meinung, die durchaus argumentierbar ist.
Die Frage ist nur, ob wir es uns angesichts der vielen sozialen und ökologischen
Gegenwartsprobleme, die anstehen, überhaupt leisten können, uns mit Bauwerken
längst vergangener Zeiten zu beschäftigen. Oder wie es ein Handwerker uns
gegenüber formuliert hat: er habe einen grossen Unterschied festgestellt
zwischen gestrigem und heutigem Bauen. Was heute Dutzend- und Konfessionsware
ist, war früher (und ist somit auch heute in der Denkmalpflege) langwierige und
aufwendige Massarbeit mit jahrhundertelangem Bestand. Was also ist besser? Was?
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