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Hombrechtikon
8.8.1996

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Der grosse Sohn der Stadt

Ganz knapp hatte er die Goldmedaille im ersten olympischen Mountain-Bike-Rennen der Weltgeschichte verpasst und war einer der Hauptbeteiligten am guten Abschneiden der Schweizer Delegation an den Spielen von Atlanta (requient in pacem!). Einen Tag nach dem Ende der Spiele kehrte er nach Hause zurück, nach Hombrechtikon, der kleinen Gemeinde in der Nähe von Rüti. Und wie es sich gehört, wollte die örtliche Verwaltung den Fast-Olympiasieger mit viel Pomp und Trara begrüssen und bejubeln. Dem grossen Sohn der kleinen Stadt sollte zumindest für einen Abend ein Denkmal gesetzt werden, das mindestens einem/einer hohen WürdenträgerIn würdig war.

Nach einem kleinen Apero zog der Tross feiernder HombrechtikerInnen, verstärkt durch ein paar externe Sportbegeisterte, zum Gemeindesaal, wo der Festakt stattfand. Dort hatte sich mittlerweile der ganze Ort versammelt, um seinen Held zu ehren. Einen Augenblick lang machten die langen Schlangen vor den Gratiswienerli und dem Bierstand, die vielen Ballone und die allenthalben präsenten BlasmusikerInnen den Eindruck eines lange geplanten Volksfestes. An der Seite des strahlenden Olympiazweiten schritt seine junge Frau, sein Sohn Andri und die für den Sport zuständige Militärdirektorin Rita Fuhrer - deren Cousin seinerseits ein National-Mountain-Biker ist.

Das Fest an sich war schon ein bisschen übertrieben - unser urdemokratisches Schweizerisches Verständnis hat halt Probleme mit dem Personenkult. Aber wer mag das einer kleinen Gemeinde nicht gönnen, die einen Volksheld aus ihren Reihen feiern möchte? Neben verschiedensten Ansprachen (eine langweiliger als die andere) und gewissen blasmusikalischen Ausfällen wurde der Abend von Auftritten von KunstradfahrerInnen und glorreichen Ehrungen für Thomas Frischknecht bestritten. Unter anderem erhielt er eine Glocke mit Gravur von seiner Gemeinde Hombrachtikon, einen Ster Holz für seinen Bauernhof zum Spalten vom heimischen Veloclub und vor allem eine antike Militärvelotasche von Regierungsrätin Fuhrer. Der Olympiazweite, im milizionären Leben Büroordonnanz der Stabskompanie des Rettungsregimentes 24 und baldiger WKler, wurde dabei wider Erwarten nicht zu den Velotruppen versetzt.

Vor und nach einer Videovorführung der Höhepunkte seiner Heldentat wurde er andauernd von irgendwelchen Kiddies bestürmt, die ein Interview von ihm wollten. "Die Freude, so vielen Leuten eine Freude machen zu können, ist noch viel grösser als die persönliche Freude über die Leistung", meinte der strahlende Ehrengast gegenüber Biwidus. Und seine mindestens so strahlende Mutter ("...ich weiss, dass sie ziemlich überwältigt gewesen ist -ich hatte sie sofort nach dem Rennen angerufen...") habe auch "...schaurig bibberet für ihn...". Seinem Vater widerum hatte der Heimkehrer auf dem Flughafen in einem Anfall von Familiensinn die Silbermedaille umgehängt.

Militärdirektorin Fuhrer - selbst angefressene Sportlerin - äusserte durch das Gejohle des Publikums, dass sie sich als Zürcherin, Hobbymountainbikerin und Sportministerin für den Kollegen ihres Cousins freue und durchaus daran interessiert sei, mit ihm eine kleine Tour zu fahren. Derselben Meinung war auch der Gemeindepräsident von Hombrechtikon, Max Baumann. Allerdings denke er nicht, dass seine MitbürgerInnen von einer MB-Manie befallen seien.

Der Star empfindet die Hysterie um seine Person im Augenblick als einen Stress, "...aber nicht im negativen Sinn". In diesem Sinne liessen wir ihn weiterfeiern - der Stress wird jetzt wohl erst recht weitergehen. Aber das sollte der junge Mann mit links durchstehen, denn immerhin verleiht ihm sein Sponsor Flüüüüüüüüügel......



Für Biwidus: Wildcat (EMail) aus Hombrechtikon