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Zürich
25.6.1996

Photos

Streetparade 1998

Das Zürifäscht Feuerwerk

Sexy Boys II

Miss Teenie Wahlen

Modeschau der Lehrlinge

Face of switzerland

Modeschau ZH Modegewerbe

Der Prix _Bolero 1996

Sexy Boys

Idil _Vices Hiphop-Show

Idil Doguoglu-Vice

Magic Party mit Manor

Spring in the City

Modeschau von Franceso _Rossi

Urs _Aebi

Der grosse (Mode)Preis von Zürich

Es herrschte eine bombastische Stimmung im Hauptbahnhof - ausnahmsweise, denn sonst ist der HB keine Stätte der Erbauung, sondern Sinnbild der gestressten Mobilität. An diesem Montag jedoch drängten sich die Leute für ganz etwas anderes in die Halle und die Ränge der Cinéville-Tribüne. Der Grund war sozusagen modischer Natur: mit einem grossen Fest für Journis und Modeinteressierte aus der ganzen Schweiz überreichte die Zeitschrift Bolero aus dem Hause Jean-Frey den besten Modeschöpfern der Schweiz den gleichnamigen Preis.

Alles, was in der Welt der Medien (z.B. die TeleZüri-Crew um "Mister Lifestyle" Reto Brennwald, Krawatten-König Andy Stutz, die Klatschtanten Susanne Speich und Erna Höltschi, Bonus-Starjourni Michi Perricone, die Kosmonauten des seligen Sputnik, Techno-Papst Nöldi Meyer und Curti-Chef Beat Curti) und der Mode (Feldpausch-Boss Gretel Leonhard, Trudi Götz und Topmodel Tamara Sedmak...schmacht....) Rang und Namen hat (oder dies zu haben glaubt) traf sich zu einem Stelldichein, von den tausenden von Möchtegerns und Schaulustigen ganz zu schweigen. Natürlich war das House Full. Selbst aus den Katakombenfenstern der Geschäfte drängten sich die Leute mit Photoapparaten und Videokameras.

Moderator Kurt Aeschbacher, ganz in unschuldigem Weiss, führte bravourös durch den Abend, abgesehen von den Patzern mit den Namen der 10 FinalistInnen, meine ich. In seinem breiten und für uns ZürcherInnen fremdklingenden Berndeutsch verbarg er cool die Tatsache, dass es in der Schweizer Modewelt 1996 grundsätzlich nichts neues gibt. Die üblichen androgynen und ausgefallenen Modelle der Klamotten hat mensch genauso schon gesehen wie die süssen Models, die sie zur Schau trugen. Allein der Mix ändert(e) sich andauernd. Ja, und auch der Verdrängungswettbewerb in Sachen "möglichst gewagt und hedionistisch auffallend". Na ja, an dem lag es nicht, dass der Abend doch ganz spannend wurde.

Die Kreationen der FinalistInnen sind durchaus alltagsfähig - obschon hie und da etwas freizügiger als nötig (was kein Nachteil sein muss...). Viel Wert wird auf Details und Material gelegt. Die eine braucht Baumblätter aus Seide als Kopfschmuck, der andere Autopneus, die dritte wiederum verbindet sakrale Elemente mit einer ausfallend sexy Erscheinung. Fan muss mensch sein. Der Phantasie an sich waren keine Grenzen gesetzt, gewisse Modelle zeugten von einer intensiven Auseinandersetzung mit Mode als Lebensphilosophie. Das bemerkten wir vor allem bei den drei Gastdesignern, die als Schweizer in Paris erfolgreich Mode machen.

Den "grossen" Preis, den Prix Bolero, gewann schliesslich der aus Winterthur stammende Long Ly-Xuong. Der Prix Bolero, das sind immerhin 10'000 Franken Preisgeld und die Möglichkeit, an der grössten Modemesse Europas (der Igedo in Düsseldorf) seine Modelle zu zeigen (eben die Pneus als Jacken und Jupes). Der Zürcher Martin Zulinai dagegen bekam den Publikumspreis, der per Wahl an diesem Abend erhoben wurde. Der Triumph für die Möchtegern-Weltstadt Zürich war also perfekt. Es lässt sich die Frage stellen, ob sich hier nicht auch der Heimvorteil für die beiden Lokalmatadoren ausgewirkt hat, aber das ist ja egal. Hauptsache ist, dass die beiden sich an Originalität aus einer Masse herausheben, die sich an Pseudooriginalität zu übertreffen versucht. Meist auf Kosten der Aesthetik, die heute kein Faktor mehr ist in der Modewelt - vom Volk ganz zu schweigen.

Zum Schluss noch dies: uns fiel auf, dass sich auch das zahlreich angereiste Publikum hat anstecken lassen von Glanz und Glamour. Im Gegensatz zu den letzten Jahren war der Aufmarsch an teuer gestylten und stolz ihren Wohlstand zur Schau tragenden Gästen besonders gross. Selbst Biwidus-Kameramann Gaudimax hat sich mittels umgebundener Krawatte anpassen müssen, um nicht negativ aufzufallen. Ob dies ein sinnvoller Trend ist, kann ich nicht sagen - auf alle Fälle entberht die Sache nicht einer gewissen Selbstverarschung. Journis werden Objekte ihrer eigenen Arbeit. :-)



Für Biwidus: Der Kommissar, Wildcat (EMail) und Gaudimax aus dem HB Zürich