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Photos
Streetparade 1998
Das Zürifäscht Feuerwerk
Sexy Boys II
Miss Teenie Wahlen
Modeschau der Lehrlinge
Face of switzerland
Modeschau ZH Modegewerbe
Der Prix _Bolero 1996
Sexy Boys
Idil _Vices Hiphop-Show
Idil Doguoglu-Vice
Magic Party mit Manor
Spring in the City
Modeschau von Franceso _Rossi
Urs _Aebi
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Der grosse (Mode)Preis von Zürich
Es herrschte eine bombastische Stimmung im Hauptbahnhof - ausnahmsweise, denn sonst ist
der HB keine Stätte der Erbauung, sondern Sinnbild der gestressten Mobilität. An diesem
Montag jedoch drängten sich die Leute für ganz etwas anderes in die Halle und die Ränge
der Cinéville-Tribüne. Der Grund war sozusagen modischer Natur:
mit einem grossen Fest für Journis und Modeinteressierte aus der ganzen Schweiz
überreichte die Zeitschrift Bolero aus dem Hause Jean-Frey den besten Modeschöpfern der
Schweiz den gleichnamigen Preis.
Alles, was in der Welt der Medien (z.B. die TeleZüri-Crew um "Mister Lifestyle" Reto
Brennwald, Krawatten-König Andy Stutz, die Klatschtanten Susanne Speich und Erna Höltschi,
Bonus-Starjourni Michi Perricone, die Kosmonauten des seligen Sputnik, Techno-Papst Nöldi Meyer und
Curti-Chef Beat Curti) und der Mode (Feldpausch-Boss Gretel Leonhard, Trudi Götz und Topmodel
Tamara Sedmak...schmacht....) Rang und Namen hat (oder dies zu haben glaubt) traf sich zu
einem Stelldichein, von den tausenden von Möchtegerns und Schaulustigen ganz zu schweigen.
Natürlich war das House Full. Selbst aus den Katakombenfenstern der Geschäfte drängten sich
die Leute mit Photoapparaten und Videokameras.
Moderator Kurt Aeschbacher, ganz in unschuldigem Weiss, führte bravourös durch den Abend,
abgesehen von den Patzern mit den Namen der 10 FinalistInnen, meine ich. In seinem breiten
und für uns ZürcherInnen fremdklingenden Berndeutsch verbarg er cool die Tatsache, dass es
in der Schweizer Modewelt 1996 grundsätzlich nichts neues gibt. Die üblichen androgynen
und ausgefallenen Modelle der Klamotten hat mensch genauso schon gesehen wie die süssen
Models, die sie zur Schau trugen. Allein der Mix ändert(e) sich andauernd. Ja, und auch
der Verdrängungswettbewerb in Sachen "möglichst gewagt und hedionistisch auffallend".
Na ja, an dem lag es nicht, dass der Abend doch ganz spannend wurde.
Die Kreationen der FinalistInnen sind durchaus alltagsfähig - obschon hie und da etwas
freizügiger als nötig (was kein Nachteil sein muss...). Viel Wert wird auf Details und
Material gelegt. Die eine braucht Baumblätter aus Seide als Kopfschmuck, der andere
Autopneus, die dritte wiederum verbindet sakrale Elemente mit einer ausfallend sexy
Erscheinung. Fan muss mensch sein. Der Phantasie an sich waren keine Grenzen gesetzt,
gewisse Modelle zeugten von einer intensiven Auseinandersetzung mit Mode als
Lebensphilosophie. Das bemerkten wir vor allem bei den drei Gastdesignern, die als
Schweizer in Paris erfolgreich Mode machen.
Den "grossen" Preis, den Prix Bolero, gewann schliesslich der aus Winterthur stammende
Long Ly-Xuong. Der Prix Bolero, das sind immerhin 10'000 Franken Preisgeld und die Möglichkeit,
an der grössten Modemesse Europas (der Igedo in Düsseldorf) seine Modelle zu zeigen
(eben die Pneus als Jacken und Jupes).
Der Zürcher Martin Zulinai dagegen bekam den
Publikumspreis, der per Wahl an diesem Abend erhoben wurde. Der Triumph für die
Möchtegern-Weltstadt Zürich war also perfekt. Es lässt sich die Frage stellen, ob sich
hier nicht auch der Heimvorteil für die beiden Lokalmatadoren ausgewirkt hat, aber das
ist ja egal. Hauptsache ist, dass die beiden sich an Originalität aus einer Masse
herausheben, die sich an Pseudooriginalität zu übertreffen versucht. Meist auf Kosten
der Aesthetik, die heute kein Faktor mehr ist in der Modewelt - vom Volk ganz zu
schweigen.
Zum Schluss noch dies: uns fiel auf, dass sich auch das zahlreich angereiste Publikum
hat anstecken lassen von Glanz und Glamour. Im Gegensatz zu den letzten Jahren war der
Aufmarsch an teuer gestylten und stolz ihren Wohlstand zur Schau tragenden Gästen
besonders gross. Selbst Biwidus-Kameramann Gaudimax hat sich mittels umgebundener
Krawatte anpassen müssen, um nicht negativ aufzufallen. Ob dies ein sinnvoller
Trend ist, kann ich nicht sagen - auf alle Fälle entberht die Sache nicht einer gewissen
Selbstverarschung. Journis werden Objekte ihrer eigenen Arbeit. :-)
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