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Zürich
16.6.1996

Bands

United Refugees

Ein Zürcher aus Sizilien

Ein Zürcher aus Zaire

Vera Kaa

Open Air SG: Subzonic

Tic Tac Toe

Code Five - CH-Boygroup

Midnight Oil

Quratierfest an der Langstrasse

Vorschau: _Crank

Vorschau: s _Pfanneschtiil Chammer Sexdiit

Vorschau: Dodo _Hug

Rödelheim

Vorschau: Max _Lässer

Vorschau: _Magos

Gotthard

Kelly Family

Schwerpunkt Open-Air St. Gallen: Crank

"Crank 96 sind nicht Crank 93", schrieb der Züri-Tip auf seine wahnwitzge Art und Weise (Autor: Triple P - Philpp Anz). Sie seien älter, aber nicht erwachsen geworden. Die Wetziker Jungs gelten als DIE Entdeckung der Schweizer (und vor allem der Zürcher) Musikszene. Das Quartett hat kürzlich das zweite Studioalbum herausgebracht, das den verwirrlichen Namen "Torture King" trägt, Biwidus hatte darüber berichtet.

Crank, der Name ist nicht Programm, denn eigentlich bedeutet er nichts, zumindest nicht auf englisch. Die vier Jungs aus Wetzikon ZH sind die eigentlichen Stars des Scuba Divers-Labels Ausserhaus. Adrian (git, voc), Thöme (key), Beni (dru) und Geza (bas) wurden 1990 vom DRS 3-Soundsteam entdeckt. Doch die vier jungen Skate-Freaks haben sich seither entwickelt. Nicht mehr nur das punk-angehauchte Rumgehüpfe ist angesagt, sondern vielmehr auch soulige, ja psychedlische Songs a la Björk.

Die 1989 gegründete Band hat 1990 ihre erste Scheibe veröffentlicht (unter "Sounds! Session") und 1993 das erste Album "Lifedive" released. Mit der neuen Scheibe "Torture king" sind die Jungs gemäss Kritikern viel braver geworden, schlagen viel mehr bluesigere und melancholischere Töne an, die Tagi-Beilage "Ernst" spricht sogar ironisch von einem "kalten Entzug" der ehemaligen Pogo- und Grungejünger. Britpop scheint neuerdings auch bei unseren Bands (wie eben Crank) angesagt zu sein. Beibehalten haben sie den Ruf als Partyband aber weiterhin, obschon die Aktionshalle bei der Plattentaufe im April nicht gerade gekocht hat von Tanzenden, das lag wohl eher an der Enge, als an der Band.

Die Partyband aus heimischen Landen und Werkjahr-Preisträger 1994 hatte sich viel Zeit genommen für eine neue CD. Und dessen Gesamteindruck ist, um es auf einen Nenner zu bringen: ruhig. Nicht die "4 2 the Floor"-Punkbeats herrschen vor, sondern eher psychedelische Klänge, die sogar (wie bei "Peace of mind" und "Last dance") ins bluesige hineingehen. Die Nähe zu den Scubas ist unverkennbar. Trotzdem scheinen die Jungs ihren Kurt Cobain nicht vergessen zu haben, hin und wieder holpert und jault es wieder mal völlig berauscht. Die ganze CD wirkt fast wie eine Folter. Ein dunkler Raum, jeder Ton wird multipliziert durch die alles zerstörende Ruhe, jeder Schein ist ein Lichtblick in der Finsternis.

Die Plattentaufe war angenehm normal, die Jungs spielten konsequent die Original-Reihenfolge der CD durch, als wärs ein Pflichtstoff. Trotz der eher faden Stimmung im Publikum hatte das Konzert etwas intensives, etwas sehr persönliches, wie an einer Privatparty unter Freunden. Crank waren hier die netten Jungs von nebenan, die an einem Geburtstagsfest ein paar Lieder zum besten gaben. "Wir waren schon lustiger, aber noch nie so intensiv", liessen sie dabei verlauten.

Adis Gesang überstrahlte alles, der zugegeben charismatische junge Mann hat etwas von einem Jim Morrisson, und zum Teil glich der Sound (dank Thomas` ungemein psychedelisch klingender Orgel) demjenigen der seligen "Doors". Adi war und ist noch immer der Crank-Frontmann, der Obercoole, dem die Mädchenherzen zu Füssen liegen sollen. Bassist Geza ist das genaue Gegenteil. Mit seinem megacoolen Rossschwanz wirkt er zwar trendy, aber seine Kommentare wiesen ihn als scheuen und sympathisch durchschnittlichen 22-Jährigen aus. Kein Vergleich zum Nochnicht-Popstar Adi Weyermann.

Ob Crank diese Stimmung ans St. Galler Open-Air weiterziehen werden oder nicht, steht noch in den Sternen. Mit Crank wird nach der grandiosen Nanina Ghelfi Band im letzten Jahr zum zweiten Mal hintereinander eine Wetziker Band am renommierten Festival im Sittertobel auftreten. Biwidus wird sie jedenfalls bis ins Sittertobel begleiten und über den grössten Auftritt ihrer jungen Geschichte berichten.



Für Biwidus: Wildcat (EMail) bald aus dem Sittertobel in St. Gallen