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20.5.1996

Bands

United Refugees

Ein Zürcher aus Sizilien

Ein Zürcher aus Zaire

Vera Kaa

Open Air SG: Subzonic

Tic Tac Toe

Code Five - CH-Boygroup

Midnight Oil

Quratierfest an der Langstrasse

Vorschau: _Crank

Vorschau: s _Pfanneschtiil Chammer Sexdiit

Vorschau: Dodo _Hug

Rödelheim

Vorschau: Max _Lässer

Vorschau: _Magos

Gotthard

Kelly Family

Schwerpunkt Open-Air St. Gallen: Magos

"Hat hier jemand Blues gesagt?", wird sich das Multitalent Gabriel Magos gesagt haben, als er seine letzte CD "Tag für Tag" aufnahm. Magos setzt auf seine etwas scheu wirkende Art dem alles zu überthronen scheinenden Berner Mundartrock den Zürcher Blues entgegen, ganz ähnlich wie seine (Label)Kollegin Dodo Hug. Sie werden wir im Rahmen unseres Schwrpunktthemas "ZürcherInnen am St. Galler Open-Air" in ein paar Wochen vorstellen. Zuerst jedoch befassen wir uns mit Gabriel Magos, den 1953 in Budapest geborenen Wiediker. Wenn jemand als künstlerisches Multitalent bezeichnet werden kann, dann er.

Magos ist Schauspieler und Tänzer (Theater M.A.R.I.A., Bruchstein, ARTUS Budapest, Contemporary Dance Zurich), Komponist (MAD, HERZKLOPFEN, Schauspielakademie, YoYo), Schriftsteller (Texte für Tagi, Magma und den "Alltag"), Duett- (La Lupa, Raphael Marx, Corinne Tache), Rock- (Trafo, Mephisto, Present), Musical- (Schrägluft, Shopville), und Solosänger (Liebeslieder, Kopflos 709), Filmschauspieler (Die blaue Rose, Kopflos 709), Kabarettist (Victors Programm, Kassensturz), Filmmusiker (Andras, Privathorvath, Das Fest) und Performancekünstler (Sucht, Magos NonStop, Spuren usw.). Eben: ein Multitalent, als solcher ausgezeichnet mit dem Werkjahr der Stadt Zürich im Jahr 1990. Seine Bio liest sich zwar wie die Ordensbrust eines sowjetischen Generals, aber Magos ist ein Krieger der Kunst, seine Waffe ist seine Kreativität und sein unzürcherischer Charme.

Sein Stil ist der Blues, der Züri-Blues, den er regelrecht zelebriert. Auf der CD-Cover erkennt mensch schon, was noch kommen wird. Magos sitzt mit Rossschwanz und dem müden, aber charmanten Lächeln eines Reisenden und Wissenden auf den Geleisen des legendären Züritrams auf dem Limmatquai. Nacht ist, und die Strassen der zu gross geratenen Kleinstadt Zürich strahlen so etwas wie den Hauch der grossen weiten Welt aus. Ein Sänger sitzt auf seinem Koffer und ruht sich aus. Er hat viel gesehen und ist schliesslich in Zürich gelandet. Hier besingt er den Alltag ("Tag für Tag"), die zerstörte Umwelt ("Muetter Natur") und philosophiert über Gott und die Welt ("Dä liäb Gott"). Magos' Sound hat etwas von Lagerfeuerromantik und Zigeunerfreiheit, trotzdem ist er doch etwas überraschend Zürcherisches, denn nicht englisch ist seine primäre Sprache, sondern eine fremdländisch akzentuierte und erotisch-rauhe Zürischnurre. Magos ist ein waschechter Zürcher, der die Welt gesehen hat, der jedoch schliesslich wieder in seine sterile, aber auf seine kühle Art reizvolle Heimatstadt zurückgekommen ist. Ein Leonhard Cohen der Limmatstadt.

Seit 1957 lebt er in Zürich, seine Karriere ist zwar gepflastert mit Erfolgen, aber sein bevorstehender Auftritt am St. Galler (Rock-)Open-Air ist sicher auch für ihn ein Faszinosum, eine Herausforderung, etwas neues. Zusammen mit Acts wie Crank und Dodo Hug wird er am Freitag, den 28. Juni auf der Heubühne unseren Kanton im tiefsten Ossiland vertreten. Magos macht Musik für die (etwas älteren) Open Air-Massen, aber auch für Leute, in deren Zustand es nunmehr egal ist, wer dort oben was spielt. Bekifft und besoffen wie es ist, wird das Publikum diese ruhige Art von amerikanisch angehauchter Strassen- und Lagerfeuermusik mögen. Insofern passt Magos ins Sittertobel und die Stimmung vor Ort -obschon die Einheimischen seine Zürischnurre vielleicht nicht mögen werden. Was solls, wir freuen uns darauf.



Für Biwidus: Wildcat (EMail), bald aus dem Open-Air St. Gallen
Photo: Barbara Davatz