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Rote Fabrik
13.5.1996

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Biwidus zu Gast bei GURD

Unser freier Mitarbeiter Jean-Philippe Escher traf in der Roten Fabrik die Jungs von GURD kurz vor ihrem Auftritt. In einer lockeren Atmosphäre (kurz nach dem Abendessen) am Ufer des lieblichen Zürichsees plauderte er mit ihnen über Gott und die Welt, aber hauptsächlich über ihre Musik.

Biwidus: Ihr steht nun sozusagen auf der Schwelle zum Erfolg. Habt ihr auf diesen zielgerichtet hingearbeitet und was bedeutet Euch Erfolg?

V.O.(voc.& git.): Ich denke, dass diese gezielte Hinarbeit nicht möglich ist. Der Erfolg stellt sich einfach ein, oder auch nicht. Der Zufall spielt eine wichtige Rolle dabei. Hingegen ist es uns wichtig, dass wir von unserer Musik leben können. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass der Erfolg auch seine Schattenseiten besitzt. Es ist nicht unser Traum die ganze Zeit mit Bodyguards herumzulaufen.

Biwidus: Motiviert Euch, dass die Zahl der Hörerschaft von GURD wächst?

V.O.: Ja klar! Speziell, weil wir eine Live-Band sind und uns die Reaktion des Publikums zusätzlich anspornt, das Beste zu geben. Wir spielen deswegen viel lieber auf der Bühne, als im Studio.

Biwidus: Aber so ungerne könnt Ihr ja nicht ins Studio gehen, denn schliesslich habt ihr innerhalb von zwei Jahren zwei Alben aufgenommen, und eine dritte wird voraussichtlich im Januar erscheinen.

V.O.: Wenn wir ins Studio gehen, dann wissen wir bereits genau, was auf die Platte kommen wird. Alle Songs sind schon vorproduziert. So hatten wir für die erste Platte zwei Wochen und für die zweite Platte elf Tage gebraucht, bis sie im Kasten war. Vielleicht schaffen wir das neue Album in neun Tagen! (lacht)

Biwidus: Dann schreibt Ihr also während der Tour stets neue Songs?

V.O.: Ja, ich und meine Kumpels schreiben dauernd an neuem Material. Sechs Songs habe ich bereits fertig und auch die anderen haben auch ihren Teil dazu beigetragen. Alle Songs für das neue Album sind schon geschrieben.

Biwidus: Spielt Ihr auch diese neuen, noch unveröffentlichten Songs live?

V.O.: Die Songs sind noch zu wenig gut ausgearbeitet. Aber wenn wir sie mal im Griff haben, dann haben wir auch die Absicht, sie live zu spielen.

Biwidus: Ihr seid als erste schweizer Band am Dynamo-Festival in Eindhoven aufgetreten. Wie habt Ihr das erlebt?

V.O.: Wir sind zwar schon als zweite Band des Festivals auf der Nebenbühne aufgetreten, aber als wir loslegten, haben sich die Zuschauerränge schnell gefüllt. Vor etwa 8000 bis 10000 Leuten zu spielen ist schon ein super Gefühl, vorallem mit einem so guten Publikum. Besonders gefreut hat uns ein Transparent einer deutschen Fangemeinde, aus einem Ort, wo wir kürzlich gespielt haben.

Biwidus: Das neue Cover zeigt eine Tablette und das Album heisst Addicted. Was möchtet Ihr damit andeuten?

V.O.: Wir möchten damit andeuten, dass wir süchtig sind, aber nach Musik. Dafür steht auch unser Name. (anm. d. Red. GURD heiss umgekehrt geschrieben Drug) Trotzdem möchten wir nicht drogenverherrlichend wirken. Jeder muss schliesslich selber wissen, ob er Drogen konsumieren soll. Ich persönlich ziehe einen Joint einem Alkoholrausch vor, denn dann muss ich am nächsten Morgen nicht kotzen und bin zudem kreativer. Ausserdem wird THC in der Krebs- und AIDS-Forschung verwendet.

Biwidus: Ist es nicht gefährlich, Drogen einnehmen zu müssen, um kreativ zu sein?

V.O.: Ich glaube nicht, und schliesslich ist jeder nach einem Gläschen Wein besser drauf.

Biwidus: Es ist aber nicht Eure gezielte Absicht mit dem Bandnamen ein Bad-Boy Image zu vermitteln?

V.O.:Nein, überhaupt nicht, denn wir sind die Nice Guys! (lacht) Ich habe auch keine Lust, Texte zu schreiben, wie hart und böse wir sind, wie dies andere Bands in den Staaten machen, die ihre Jugend in den Ghettos verbracht haben. Ich bin in ganz normalen Verhältnissen in Basel aufgewachsen.

Biwidus: Wie ist Eure Band entstanden?

V.O.: Marek (bass) und ich kennen uns seit unserer gemeinsamen Zeit bei der Band Poltergeist. Unserer Drummer Tobias hat im gleichen Übungsraum wie wir gespielt, und da haben wir ihn einfach gefragt, ob er mit uns spielen will. Tommy, unser erster Gitarrist hat bei Erotic Jesus gespielt, zu welchen ich gute Kontakte hatte. Unseren neuen Gitarristen Philippe habe ich beim Pizza-Kurier kennengelernt. Letztes Jahr waren wir zusammen am Dynamo-Festival und auf der Rückfahrt, hatte Philippe mir gesagt, dass wenn wir einen neuen Gitarristen suchen sollten, wir ihn anrufen könnten. Das haben wir dann auch getan. Seit Januar ist er nun bei uns und hat auch die Songparts von Tommy übernommen.

Biwidus: Habt Ihr anderen auch die Absicht zu singen?

Marek: Ich singe auch und auf der neuen Platte beabsichtige ich meine eigenen Songs selber zu singen.

Biwidus: War die Entscheidung, Philippe in die Band aufzunehmen, auf Grund seiner Gesangsqualitäten gefallen?

V.O.: Na klar, denn bessere Gitarristen hätten wir sowieso bekommen. (alle lachen, ausser Philippe, der V.O. einen kleinen Tritt gibt)

Biwidus: Hast Du, Philippe, schon vorher in einer Band gespielt?

Philippe: Ja, ich spielte bei X-Rated, welche einen ähnlichen Stil hatten wie Faith No More.

Biwidus: Ihr habt bei Poltergeist einen Song von Kiss gecovert. War Kiss mit ein Grund für die Gesangsvielfalt in Eurer Gruppe?

V.O.: Ja sicher und nicht nur das. Ohne Kiss würde ich keine Musik machen. Das erste Konzert, das ich besucht habe, war Kiss mit der Vorgruppe Iron Maiden in Basel 1981. Dieses Konzert war für mich wie eine Initialzündung. Wobei Kiss für uns rein musikalisch keine Vorbilder sind.

Biwidus: Welche anderen Bands haben Euch sonst noch beeinflusst?

V.O.: Sepultura, Prong, Cypress Hill, Jean-Michel Jarre, um nur einige zu erwähnen.

Biwidus: Jean-Michel Jarre?

V.O.: Oxigene ist ein Super-Album, zu welchem ich mich sehr gut entspannen kann.


Jean-Philippe Escher für Biwidus aus der Roten Fabrik.