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Die Euphorie - Wie gewonnen, so zeronnen!
Verhalten wurde über die Nati und ihrem neuen Trainer, den Portugiesen Artur
Jorge, im Jahre X nach der Aera Hodgson gesprochen. Zwar flammte Kritik nach
dem Länderspiel gegen Luxemburg auf. Doch spätestens mit dem Sieg über ein
schwaches Wales, verstummten sämtliche Stimmen. Sowohl im Volk, wie auch in der
Medienlandschaft. Mit der Nichtberücksichtigung der WM-Helden Alain Sutter und
Adrian Knup für das EM-Kader, ist man auf einen Schlag zurück im Rampenlicht.
Die erstmalige Qualifikation zur EM-Endrunde hatten die Schweizer unter Roy
Hodgson geschafft, was auch gebührend gefeiert wurde.Seit Beginn der Amtszeit
von Artur Jorge war nur wenig zu hören und zu sehen von der Nationalmannschaft.
Natürlich wurden die Spiele gegen Oesterreich (0:1), Luxemburg (1:1) und Wales (2:0)
mit grossem Interresse verfolgt, auch noch am anderen Tag darüber gesprochen, aber
die zum Teil ernüchternden Resultate liess das Interresse kleiner werden. So weit,
dass man das Gefühl bekam, dass gar keine Europameisterschaft vor der Tür steht.
Vor zwei Jahren, als sich die Schweiz nach 28-jähriger Abstinenz wieder für eine
WM-Endrunde qualifizieren konnte, verging kein Tag wo nicht über dieses Ereignis
gesprochen wurde. Auf der Strasse, im Tram oder im Einkaufsladen, überall war
die Nati present. Die Medien taten ihren Teil dazu. Es entstand, für Schweizer
Verhältnisse ungewöhnlich, Euphorie. Menschen, die bis anhin dem Fussball
wenig abgewinnen konnten, waren Namen wie Pascolo, Sutter, Bregy oder Knup
plötzlich geläufig.
Die eigentliche Vorbereitung hat schon eine Woche früher in Montreux begonnen. Nur
waren dort die Auslandprofis, sowie die Kandidaten der Cup-Finalisten Sion und
Servette, noch nicht dabei. Der Zusammenzug in Zürich, mit sämtlichen Stars, ist
der letzte und auch der wichtigste Teil der Vorbereitung. Wer darf mit nach England,
wer nicht? Am Pfingstmontag war das erste Training in der Witikoner Sportanlage Looren
angesagt. Hier wurde in den Medien erstmals wieder versucht, Interesse zu wecken, wo und
wann die Nationalmannschaft auftreten wird. Es gelang! Rund 2000 Fans pilgerten zur
Nati und dies, obwohl sich das Wetter alles andere, als von der Sonnenseite zeigte.
Einen Einheimischen versetzte dieser Ansturm in Staunen:"So viele Zuschauer hatte
der FC Witikon noch nie".
Für viele Anwesende war der Aufmarsch überraschend, denn
auch Ihnen fehlt die Euphorie. "Die WM war halt schon etwas grösseres. Vielleicht
sind wir alle etwas genügsamer geworden," bemerkte Bernhard Betschart, ein
eingefleischter Fan der Fussball-Nationalmannschaft. Die 17-jährige Erika
Güntensberger ist zuversichtlich. "Die Euphorie kommt schon noch, sobald sie in
England sind." Doch just an diesem ersten Trainingstag glaubt man sie wieder zurück,
die Euphorie. Beim gemeinsamen Einlaufen werden die Nationalspieler beklatscht und
als Kubilay Türkyilmaz für einen kurzen Moment zurückfällt, wird er stürmisch
angefeuert, bis er seine Teamkollegen eingeholt hat. Jede noch so halbwegs gelungene
Aktion wird bejubelt.
Bei Ende der Trainingseinheit stürmten die Fans auf die Spieler
zu, um sich auch noch ein Autogramm zu erhaschen. In diesem Moment waren die Stars
wirkliche Stars. Sie genossen es, im Mittelpunkt zu stehen. Der Verteidigerhüne Ramon
Vega sprach dann auch davon, dass er nichts von einer fehlenden Euphorie spüre, die
sei seit der Qualifikation vorhanden. Youngster Johann Vogel schlug in die gleiche
Kerbe ein, um nach einem kurzen Räuspern dazuzufügen:
"Mit der Zeit wird mehr kommen, aber so ist es auch besser für uns, wenn nicht so
viel über uns gesprochen wird." Wie recht er doch hatte, mit seiner Vermutung,
es werde mehr kommen. Schon am Abend zogen am Schweizer Fussballhimmel schwarze
Wolken auf.
"Morgen ist auch noch ein Tag," besagt eine Redewendung, wenn man etwas unangenehmes
aufschieben will. Vielleicht ist es Artur Jorge es auch so ergangen, dass er die
Katze nicht vorzeitig aus dem Sack liess, sondern seine Selektion erst am
nächsten Tag bekannt gab. Dass Spieler wie Züberbühler, Ceccaroni und Walker
nicht im 22-Mann Kader dabei sein werden, damit hatte man gerechnet, zumindest
war es keine Ueberraschung. Das die WM-Helden von 94', Alain Sutter und Adrian
Knup nicht dabei sein werden, löste bei Fans und Journalisten gleichermassen
ein mittleres Erdbeben aus. " Aus rein sportlichen Aspekten," liess Nati-Coach
Artur Jorge verkünden, "sind diese zwei nicht im Kader."
Mit diesem Entscheid dürfte Artur Jorge in der nächsten Zeit nicht zu Ruhe kommen.
Schon werden Stimmen
laut, dass alles ein abgekartetes Spiel sei, ein Racheakt von SFV-Präsident Marcel
Mathier. Er fühle sich nach wie vor persönlich betroffen, von der "Stop It,
Chirac"-Aktion, bei der Knup und Sutter federführend waren und habe deshalb seinen
grossen Einfluss auf Jorge geltend gemacht. Etwas was Mathier weit von sich weist.
Zugegeben, Regisseur Sutter und Goleador Knup nicht mit nach England zu nehmen,
stattdessen Nobodys wie Sesa, Jeanneret oder Rothenbühler, ist ein mutiger Entscheid.
Bei Adrian Knup ist der Entscheid eher nachvollziehbar, war er doch in letzter Zeit bei
seinem Klub Karlsruhe mehr auf der Ersatzbank anzutreffen. Aber Artur Jorge muss
neben Türkyilmaz und Chapuisat schon sehr gute Stürmer haben, wenn er auf einen
Mann mit einer Ausbeute von 26 Toren aus 46 Länderspielen verzichten kann. An den
übrig gebliebenen Spielern, allen voran den Leistungsträgern und Wortführern wie
Geiger und Sforza, bleibt es zu zeigen, dass Jorge's Verdikt richtig ist. Bereits
diesen Samstag können sie in Basel, im Länderspiel gegen die Tschechien, dieser
Reputation gerecht werden.
Für Biwidus: Der Kommissar aus dem Sportplatz Looren Witikon/Zürich
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