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Punk is dead I
Seit spätestens der Dancemusic-Welle ist das der Kampfschrei aller Nichtpunks.
Letztere halten ihrerseits auf T-Shirts und nasengerümpften Kommentaren überheblich fest:
"Gib Techno keine Chance". Doch wie steht es eigentlich mit "Punk oder nicht
Punk", das ist hier die Frage.
Wer gerne Punk hört (oder selber einer ist), kam letzte Woche ganz schön
auf seine Rechnung. Innerhalb einer Woche konnte mensch sich fast zu Tode
pogen. Den Reigen der grossen Konzerte von Bands, "vor denen uns unsere Eltern
gewarnt haben", eröffneten die "Ärzte aus Berlin", die (gemäss eigenen Angaben)
"beste Band der Welt". Sie traten in der Stadthalle Bülach auf, also in
der massivsten Agglomeration draussen. Ihnen folgten die Düsseldorfer
Edelpunks "Die Toten Hosen" im Hallenstadion Zürich. Ausverkauft selbstredend.
Schliesslich beendeten die neomarxistisch-kalifornischen Crossover-Meister
von "Rage against the machine" die Pogo-Welle. Als erstes sind wir mal in die
triefste Provinz gereist, in die Kreisstadt Bülach.
Mit "Planet Punk" meldeten sich die "Ärzte" aus Berlin nach einigen Jahren und fast
zur Tradition gewordenen Trennungsgerüchten wieder auf Viva und die Bühnen des
deutschsprachigen Raumes zurück. Nachdem sie immer wieder mit verschiedensten
X-rated-Punkheulern (angeblich sollen acht von ihren Songs auf der "schwarzen Liste"
der Radios sein, gefolgt von EAV) wahre Tophits gelandet hatten, sind Farin, Bela und
Rod wieder etwas "normaler", mainstreamiger geworden. "Planet Punk" ist, wie das
Konzert auch, durchschnittlicher, fätziger Punk-Sound ohne Haken und Oesen.
Ausser "Langweilig" sind die Songs ziemlich anständig, ausser dem "Schunder Song"
gibt es kaum eine politische Tiefe (wie im Megahit "Ein Schrei nach Liebe").
Trotzdem haben die Herren eine gute Scheibe und ein gutes Konzert hingelegt.
Bülach, das liegat irgendwo im Unterland und hat eine grosse Stadthalle. Hierhin hatten
die Organisatoren gerufen, und der gesamte Agglo-Kindergarten kam. Ich (24) kam mir dabei
vor wie ein alter Opa. Ein "Gruftie", wie das im Volksmund heisst. Zugegeben, ich
konnte mich nicht selten an diesen Anblicken weiden, aber wenn 14 Jährige in einer
pogenden Masse fast erdrückt werden - na, ich weiss nicht. Es herrschte dennoch eine gute
Stimmung in Bülach. Das Publikum war während des ganzen Abends zweigeteilt. Die erste
Hälfte tanzte, dass die Dielen knarrten, die zweite zog sich das Konzert rein, als wäre es
eine CD. Der Hype war gross, Ärzte-T-Shirts die Regel. Ich denke, dass Bülach in
letzter Zeit kaum ein so abgefahrenes Konzert erlebt hat. Dafür war die Halle auch
angenehm nicht voll.
Die Kids aus der Agglomeration bekamen zwei Stunden reinen Punkrock aus Deutschland zu
hören. Die Band (Gitarrist Farin Urlaub, Drummer Bela B. und Bassist Rod) zog alle
Register ihres Könnens. Hin und wieder verfielen die Jungs der Clownerei (wie üblich). Das
Publikum goutierte es mit Gejohle, wenn Rod im Batman-Kostüm auf die Bühne kam
und wenn Bela sich von seinem Stehdrum trennte und auf der Bühne seine Schau
abzog. Immer wieder der letzte Schrei sind die Sprüche der Band, die auch diesmal
nicht zu kurz kamen. Fleissig machte man sich gegenseitig runter (boasten hiesse das in
der Rapsprache). Im Gegensatz zu den seriöser wirkenden Hosen sind die "Ärzte", wie
ihr Publikum in Bülach, noch Kinder - aber in einem postiven Sinn.
Die Höhepunkte waren ganz klar der Hit "Ein Schrei nach Liebe", wo das Publikum fast
ausrastete (vor allem beim "Arschloch!"). Dieses Lied ist und bleibt eines der besten
der Ärzte, weil sie hier die komische und die politische Komponente des Punkrock
genial zusammenbringen. Ein weiterer Höhepunkt war die gekonnte Rapeinlage bei
"Verpiss dich", wo Farin, Bela und Rod sogar den Fantas aus Stuttgart und den beiden
Rödelheimern Ehre gemacht haben. Hier demonstrierten sie ihre Vielseitigkeit. Farin
beispielsweise soll sich ernsthaft überlegen, ob er nicht lieber Rappen würde als
Gitarrespielen. Ein negativer Höhepunkt war schliesslich, als die Ärzte TT (Take That)
verarscht und alle das megacool gefunden haben. Ich nehme nicht an, dass die Band das als
echte Hommage an die britischen Kiddie-Starlets geplant hatte, aber scheints war ein
Grossteil des Publikums auch TT-Fan (bei dem Alter kein Wunder!). Beliebigkeit ist das Zeichen
der Postmoderne. Damit haben nun auch Punkrocker zu kämpfen.
Alles in allem: gute Abendunterhaltung für Leute (wie uns), die gerne Spass und
gesellschaftliches Engagement (sprich Politik) miteinander vereinen. Ein gelungener
Abend für Agglo-Punkfans. Aber es fehlte der revolutionäre Touch, der Aufstand, den
Bands wie die "Äerzte" eigentlich auslösen müssen. Was solls. Tatsache ist: Punk
is not dead (yet)!
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